Lesung und Diskussion anlässlich der Neuauflage von Christian Geisslers Roman „kamalatta“ im Verbrecher Verlag

… mit Dagobert Langhans und Sebastian Lotzer

Christian Geissler hat es sich und seinen Lesern nie leicht gemacht. Davon kündet nicht zuletzt der Versuch, in seinem Roman kamalatta einen Bogen zu spannen von den Kämpfen der arbeitenden Klasse, von der Widerstandslinie gegen den Nationalsozialismus hin zum bewaffneten Aufbruch im postfaschistischen Deutschland.

kamalatta liest sich nicht leicht weg, darf sich nicht leicht weg lesen, weil es mehr war als eine biografische Fußnote aus sicherer Distanz. Der Stoff war eine Intervention, der Versuch eines alten Kommunisten eine Brücke zwischen den Widerstandsgenerationen zu schlagen.

Wenn also dieser Tage der ‚Verbrecherverlag‘ eine Neuauflage von Christian Geisslers kamalatta veröffentlicht, mag dies eine Gelegenheit sein, die Fäden der ursprünglichen Diskussion wieder aufzunehmen.

Gerade die aktuellen Entwicklungen, das Erstarken einer völkischen Rechten, die Bündnispartner bis hinein in den Staatsapparat aufzuweisen hat, die weitgehende Ohnmacht linksradikaler und antifaschistischer Akteure, setzt die Fragestellung nach der Organisierung von ‚Gegenmacht‘ notwendigerweise auf die Tagesordnung.

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Freitag, den 7. Dezember 2018

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustrasse 2a

metro-station:Mehringdamm

Eintritt frei!

 

Daniel de Roulet: „Zehn unbekümmerte Anarchistinnen „

St. Imier ist eine kleine Stadt im Schweizer Jura. Eine Uhrenstadt – hier werden in den aufstrebenden Manufakturen des 19. Jahrhunderts präzise Zeitmesser namhafter Marken hergestellt. 1872 fand in eben diesem Städtchen eine Versammlung zahlreicher Anarchisten aus aller Welt – inklusive Bakunin – statt, bei der die Antiautoritäre Internationale gegründet wurde. St. Imier ist die Heimatstadt von Colette, Juliette, Émilie, Jeanne, Lison, Adèle, Germaine, Mathilde, Valentine und ihrer Schwester Blandine. Eine Heimatstadt, die ihnen zu eng wird. Sie beschließen, teilweise mit Kindern, allesamt aber ohne Männer, jedoch mit einer Longine A20 Uhr (die sie “Zwiebelchen” nennen) als Kriegskasse im Gepäck, auszuwandern. Als Ziel haben sie das chilenische Patagonien gewählt. Zwei der zehn Frauen waren bereits nach Chile gegangen, dort jedoch unter ungeklärten Umständen umgekommen. Und so machen sich die restlichen acht auf den Weg über Frankreich und den Atlantischen Ozean nach Punta Arenas.

 

Wir fassten die Emigration ins Auge, um uns ein neues Leben zu erfinden.“

 

Schon während der Überfahrt nach Amerika stirbt eine der Gefährtinnen und auch danach verringert sich ihre Zahl von Kapitel zu Kapitel. Die Neuankömmlinge trotzen dem Wetter an der Südspitze des amerikanischen Kontinents, chauvinistischen Bürokraten und der eigenen Fremdheit. Sie versuchen so frei wie möglich zu leben, bauen eine Bäckerei und eine Uhrenwerkstatt auf, erziehen ihre Kinder antiautoritär und pflegen offene Beziehungen. Zurückkehren wollen sie erst, wenn die große Umwälzung stattgefunden hat und jegliche Herrschaft abgeschafft wurde.

 

Da wir nicht an das Ende der Welt gekommen waren, um Gemüse zu putzen oder Dienstmädchen zu spielen und nur die Hälfte zu verdienen, waren wir bereit, wie Männer zu arbeiten, vorausgesetzt, es brachte uns genauso viel ein.”

 

Nach mehreren Jahren verlassen sie Patagonien, um sich einer Art Kommune auf einer Pazifikinsel anzuschließen, doch auch dort bleiben sie nicht dauerhaft. Auf all ihren Stationen erhalten sie regelmäßig Post von einem gewissen Benjamin, den sie während des Anarchisten-Kongresses in St. Imier kennengelernt hatten. Dieser Benjamin ist kein Geringerer als der italienische Anarchist Errico Malatesta, der als einer der bedeutendsten Aktivisten der anarchistischen Bewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Europa gilt .

 

Wir ziehen Bilanz: Wir haben uns Momente der Freiheit erobert, für die sich das Ganze gelohnt hat. Was zählt, ist nicht, die anarchistische Utopie zu verwirklichen, sondern Anarchistin zu sein.”

 

Letztendlich bleibt mit Valentine nur eine der zehn übrig. Sie ist es auch, die die Geschichte erzählt. Ihr Resümee ist ein zentraler Satz des Buches. Mit Zehn unbekümmerte Anarchistinnen schrieb Daniel de Roulet nicht nur ein Buch mit einer wichtigen Botschaft, sondern auch ein Stück sehr unterhaltsame, spannende Literatur. Und übrigens – Saint Imier ist bis heute die einzige anarchistisch-kommunalistisch geführte Gemeinde in der Schweiz.

Ein wunderschönes Buch!

 

Limmat Verlag                                                                 186 Seiten                                           24,00 €

 

Wiedersehen in TUNIX!

 

Eine Revision der Berliner Projektekultur 

Sa, 1. Dezember 2018, ab 14:00 

So, 2. Dezember 2018, ab 12:00

 

HAU Hebbel am Ufer, HAU1, Stresemannstr. 29, 10963 Berlin

www.hebbel-am-ufer.de/programm/spielplan/2018-12/tunix-berliner-projektkultur/4181/

www.facebook.com/events/170952780523559/

 

Vom 27. bis 29. Januar 1978 trafen sich an der Technischen Universität in West-Berlin alle denkbaren Interessengruppen der undogmatischen Linken – Spontis, Freaks und Theoriestars – zum legendären Tunix-Kongress. Rund 20.000 Teilnehmer*innen folgten nach den lähmenden Erfahrungen des “Deutschen Herbstes” der Einladung zu einem “Treffen all derer, denen es stinkt in diesem, unserem Lande”. Der Titel war nicht Programm: In einer Atmosphäre von Diskussion, Aktion und Party fanden lebhafte Debatten statt, unter anderem zu alternativer Energiegewinnung, selbstverwalteten Jugendzentren, Neonazis in der Bundesrepublik, Feminismus und Ökologie, “neuer” Theorie aus Frankreich und Überleben im Stadtteil. Neben der Gründung der Tageszeitung taz wurden unzählige selbstorganisierte Projektformen angestoßen. Es ging um pragmatisch erreichbare Ziele, der Begriff “Projekt” stand dabei für Vernetzung, Selbstverwaltung und selbstbestimmte Aktivitäten. Heute leben wir in einer Welt der Projekte und flüssigen Strukturen mit all ihren Ambivalenzen. 40 Jahre später gilt es, diese Entwicklung zu beleuchten und den Projektbegriff auf seine politischen Anliegen hin zu befragen. 

Ein dichtes Programm mit szenischen Lesungen, Diskussions-, Film-, Vortrags-, Performance- und Musikformaten lädt zur Debatte ein. 

Mit: Stephanie Arzt, Lothar Baumgarte, Elisa T. Bertuzzo, Barbara Bohl, An-Chi Cheng, Franziskus Claus, Hans-Christian Dany, Katja Diefenbach, SJZ Drugstore, Nicola Duric, Annette Cornelia Eckert, Birgit Effinger, Tashy Endres, Bernd Frank, Vera Gaserow, Konny Gellenbeck, Ulrich Gutmair, Thomas Hartmann, DAS HELMI Puppentheater, Dieter Hoffmann-Axthelm, Helmut Höge, Claudia Hummel, Çiğdem Inan, Christa Kamleithner, Felix Klopotek, Stephanie Kloss, Gertrud Koch, Dorothea Kolland, Kotti & Co, Stefan König, Markus Krajewski, Nina Kronjäger, Kunstblock and beyond, Diethard Küster, Tom Lamberty, Gert Levy, Isabell Lorey, Luise Meier, Angela Melitopoulos, Barbara Meyer, Guillaume Paoli, Kathrin Peters, Eva Quistorp, Sven Reichardt, Cord Riechelmann, Angelika Sautter, Ines Schaber, Elisabeth Schäfer, Enrico Schönberg, Schwabinggrad Ballett/Arrivati, Schwarze Risse, Thomas Seibert, Uwe Sonnenberg, Michael Sontheimer, Stadt von Unten, Staub zu Glitzer, Katja Steuer, Hans-Christian Ströbele, Klaus Trappmann, Margarita Tsomou, Andy Wolff, Florian Wüst

Produktion: Heimo Lattner und Annette Maechtel mit Birgit Effinger und Anina Falasca

Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer

In Kooperation mit Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt 

 

Details zum Programm: https://www.hebbel-am-ufer.de/download/23440/tunix_programm.pdf

Begleitend erscheint eine Publikation mit historischen Dokumenten sowie aktuellen Bild- und Textbeiträgen:

Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt #7

Wiedersehen in TUNIX! Ein Handbuch zur Berliner Projektekultur

Anina Falasca, Annette Maechtel, Heimo Lattner (Hg.)

„Auf der Spur“ mit Anne Reiche am 30.11.2018

Buchvorstellung und Diskussion

mit der Autorin

Auf der Spur steht für den roten Faden in Anne Reiches Leben – ihre Suche nach einer politischen Praxis, die reale Veränderungen erkämpft und die gleichzeitig auch ganz für sie selbst stimmt. Das war die  Hafenstraße für sie, nach einem holprigen Weg und harten Erfahrungen, die sie aber nie dazu gebracht haben, sich damit abzufinden, dass es nicht weitergeht.
Sie war neunzehn als sie 1965 nach Westberlin zog. Dort wurde sie aktiver Teil der Protestbewegung und der ersten militanten Zusammenhänge. Dreimal verhaftet, schließlich verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Bankraub und Zugehörigkeit zur Bewegung 2. Juni. Insgesamt wurden es zehn Jahre Knast, wo sie zusammen mit den Gefangenen aus der RAF kämpfte und an den kollektiven Hungerstreiks teilnahm.
Nach ihrer Entlassung 1982 ging Anne Reiche nach Hamburg, wo sie den Kampf um die Hafenstraße mitprägte. Mit der Organisation des VIVA St Pauli Konzerts und der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Straße hat sie wesentlich zum Erhalt der Häuser beigetragen. Anne Reiche schreibt direkt und „gerade heraus“, ihre Erinnerungen an bestimmte Menschen, bestimmte Situationen sind oft so lebendig, dass man beim Lesen das Gefühl hat, fast in Echtzeit dabei zu sein.

Zur Autorin
1946 in Esslingen geboren. Ab 1965 in Westberlin Studentenbewegung, Frauenkommune, Bewegung 2. Juni. Zehn Jahre Knast. Ab 1982 in Hamburg. Ab 1984 Hafenstraße.

 

In Zusammenarbeit mit der Kollektivbibliothek Bethanien

 

Freitag,den 30.November 2018

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustrasse 2a

metro-station:Mehringdamm

 

Eintritt frei!

Comic-Vorstellung :Evelyn Steinthaler / Verena Loisel: Peršmanhof. 25. April 1945

Buchvorstellung und Diskussion mit der Autorin Evelyn Steinthaler

Nur wenige Tage vor der Befreiung durch die Alliierten, am 25. April 1945, kam es in Koroška/Kärnten am Peršmanhof nach einem Gefecht zwischen nationalsozialistischer Polizei und den hier lagernden PartisanInnen zu einem der letzten NS-Verbrechen an der kärntner-slowenischen Zivilbevölkerung: Angehörige des SS-und Polizeiregiments 13 ermordeten die am Hof befindlichen Mitglieder der hier ansässigen Familie Sadovnik: elf Personen, darunter sieben Kinder. Nur drei Kinder überlebten, wie die damals 10-jährige Ana, die im Mittelpunkt dieser Graphic Novel steht.

Die Geschichte erzählt vom Tag des Verbrechens, aber auch vom schwierigen Überleben und Weiterleben an diesem fast vollständig zerstörten Ort, der sich Ende der 1940-Jahre wieder zu einem Wohnort und in den 1980er Jahren schließlich zu einem Ort der öffentlichen Erinnerung zu entwickeln begann.

Der Widerstand der kärntner-slowenischen Partisanen wurde (bzw wird teilweise immer noch) lange totgeschwiegen und nicht anerkannt, eine Erinnerung an den Peršmanhof lange verhindert.
Evelyn Steinthaler beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema.

Dienstag,13.11.2018 um 20:00

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

Metro-Station Mehringdamm

Eintritt frei!

Buchvorstellung: „Spanien – Eine politische Geschichte der Gegenwart“

Lesung und Diskussion mit dem Autor Raul Zelik

Die Demokratisierung Spaniens nach dem Ende der Franco-Diktatur gilt als europäische Erfolgsgeschichte. Doch die Wirtschaftskrise ab 2008, die Protestbewegung der indignados, die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen und die Korruptionsskandale der Volksparteien PP und PSOE haben deutlich gemacht, dass Spaniens Modernisierung sehr viel widersprüchlicher verlaufen ist.

Der Staatspakt von 1978 ließ die Macht der franquistischen Eliten weitgehend unangetastet. Die rasante Wirtschaftsentwicklung der 1990er Jahre beruhte fast ausschließlich auf Tourismus, Bauboom und Immobilienspekulation. Föderale und republikanische Reformen, die die Spannungen zwischen Zentralstaat und Peripherie abbauen könnten, sind innerhalb des Verfassungsrahmens kaum möglich. Und schließlich war in den letzten Jahren auch ein massiver Demokratieabbau zu beobachten.

Obwohl es Spanien heute wirtschaftlich wieder besser geht, dauert die politische Krise weiter an. In diesem Buch werden die Ursachen dafür analysiert und die wichtigsten Akteure des Protests der letzten Jahre vorgestellt: die indignados, die Linkspartei Podemos, die kommunalen Bürgerlisten von Barcelona und Madrid sowie die Unabhängigkeitsbewegungen Kataloniens und des Baskenlands.

 

 

 

Freitag 2.11.2018 20.00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

Metrostation Mehringdamm

Eintritt frei!

Buchvorstellung: „Erinnert euch an mich. Über Nestor Machno“

 

Lesung und Diskussion mit dem Autor Mark Zak

Moderation: Hanna Mittelstädt

»Diese Geschichte spricht zu uns. Sie ist wahr für alle Revolutionärinnen, die sich anschicken, das Gefängnis des Kapitalismus zu verlassen.« Bini Adamczak

Von der sowjetischen Geschichtsschreibung zum Mörder und Banditen degradiert, von den Anarchisten in aller Welt als Held, als ukrainischer Che Guevara verherrlicht, hat Nestor Machno (1888-1934), der Führer der legendären Volksbewegung und Bauernarmee Machnowtschina, den Ausgang des russischen Bürgerkriegs entscheidend beeinflusst. Unter der schwarzen Fahne der Anarchie führte Machno von 1918 bis 1921 einen kompromisslosen Partisanenkrieg gegen alle – gegen Anhänger des Zaren, Bolschewiken, ukrainische Nationalisten, deutsche und österreich-ungarische Truppen – und für die kollektive Selbstverwaltung der Bauern und Arbeiter in einer herrschaftsfreien staatenlosen Gesellschaft.

Aus Memoiren, Berichten, Verhörprotokollen und Briefen von Zeitzeugen hat Mark Zak ein vielstimmiges Porträt des überlebensgroßen Bauernführers zusammengestellt.

Mittwoch 31.10.2018 20.00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

Metro-Station Mehringdamm

Eintritt frei!

Squatting Everywhere Kollective (SqeK) : Fighting for spaces, Fighting for our lives: Squatting Movements today

Dieses Buch (in engl. Sprache) bietet kurze Einblicke in eine vielfältige und facettenreiche Bewegung mit Berichten von lokalen Kämpfen, Erfahrungen mit (staatlicher) Repression und Geschichten eines kollektiven Lebens, erwachsen aus den besetzten Orten verschiedener Städte und Länder weltweit , inklusive Australien und den USA.

The collected essays, first-hand accounts and photographs in this book do not offer an over-arching narrative of where the squatters movement is heading. Instead the book provides glimpses into a diverse and multi-faceted movement, with accounts from local struggles, experiences of repression and stories of the collective forms of life which grow out of squatted spaces in various cities and countries throughout the world, including accounts from Rio de Janeiro, Istanbul, Seattle and Australia.

Herausgeber*innen:
Sqek (squatting europe kollective) ist ein Netzwerk bestehend aus radikalen Aktivist*innen und Forscher*innen, die in verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen in der ganzen Welt aktiv sind.
Weitere Information finden sich auf http://sqek.squat.net

 

 

edition assemblage                  356 Seiten                     14.00 EUR

Anne Reiche: Auf der Spur

Inhalt
Auf der Spur steht für den roten Faden in Anne Reiches Leben – ihre Suche nach einer politischen Praxis, die reale Veränderungen erkämpft und die gleichzeitig auch ganz für sie selbst stimmt. Das war die  Hafenstraße für sie, nach einem holprigen Weg und harten Erfahrungen, die sie aber nie dazu gebracht haben, sich damit abzufinden, dass es nicht weitergeht.
Sie war neunzehn als sie 1965 nach Westberlin zog. Dort wurde sie aktiver Teil der Protestbewegung und der ersten militanten Zusammenhänge. Dreimal verhaftet, schließlich verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Bankraub und Zugehörigkeit zur Bewegung 2. Juni. Insgesamt wurden es zehn Jahre Knast, wo sie zusammen mit den Gefangenen aus der RAF kämpfte und an den kollektiven Hungerstreiks teilnahm.
Nach ihrer Entlassung 1982 ging Anne Reiche nach Hamburg, wo sie den Kampf um die Hafenstraße mitprägte. Mit der Organisation des VIVA St Pauli Konzerts und der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Straße hat sie wesentlich zum Erhalt der Häuser beigetragen. Anne Reiche schreibt direkt und „gerade heraus“, ihre Erinnerungen an bestimmte Menschen, bestimmte Situationen sind oft so lebendig, dass
man beim Lesen das Gefühl hat, fast in Echtzeit dabei zu sein.

Zur Autorin
1946 in Esslingen geboren. Ab 1965 in Westberlin Studentenbewegung, Frauenkommune, Bewegung 2. Juni. Zehn Jahre Knast. Ab 1982 in Hamburg. Ab 1984 Hafenstraße.

 

edition cimarron                         274 Seiten                           15,00 Euro

Buchvorstellung „Die Suchenden“ mit dem Autor Rodrigue Peguy Takou Ndie am 29.8.2018

Vor ihm Ungewissheit, hinter ihm Leiden, in ihm Verzweiflung. Ein Zurück gibt es für den Suchenden nicht, denn »wer als Verlierer zurückkehrt, legt sich eine Kreuzotter um den Hals«. Aber er will auch nicht als ›Leidender‹ enden wie sein Onkel Djo Ngo’o: zerrieben zwischen den eigenen Idealen und einem Umfeld, das Idealisten nicht duldet.

Inspiriert durch eigene Erfahrungen stellt Péguy Takou Ndie in seinem dritten Roman existentielle Fragen: Wie lassen sich Menschlichkeit und Hoffnung bewahren, wenn ›Überleben‹ bedeutet, nicht zurückblicken und mitfühlen zu dürfen – mit denen, die von Schleppern in der Wüste ausgesetzt verdursteten oder erschlagen wurden von marokkanischen Polizisten? Wenn hinter jedem Hindernis ein weiterer Traum zerplatzt, hinter den messerscharfen Zäunen von Melilla immer nur weitere Zäune warten? Wenn der einzige Freund und Ratgeber seit bald zwei Jahrzehnten in einem Lager irgendwo in Deutschland dahinvegetiert und auf seine Abschiebung wartet?

»Die Suchenden« ist ein schonungsloser Roman. Schonungslos gegenüber zerstörten Herkunftsgesellschaften, brutalen Verhältnissen in Nordafrika und Europa, Profiteuren und Ignoranten – schonungslos aber auch gegen den Suchenden selbst.

Die scharfe Analyse der traumatisierenden Auswirkungen von Neokolonialismus, europäischem Grenzregime, deutschem Asylsystem und alltäglichem Rassismus geht einher mit einer bildreichen Sprache, mit eindringlich dichten Beschreibungen und einem wunderbaren Sinn fürs Absurde.

Mittwoch, den 29.8.2018

um 20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

Metro-Station Mehringdamm

Eintritt: Frei !

Buchvorstellung: „Urban Gardening in Berlin“ am 18.7.2018

Touren zu den neuen  Gärten der Stadt

mit der Autorin

Elizabeth Meyer-Brenschhausen

Mitten in der Stadt wohnen und trotzdem das eigene Gemüse anpflanzen, pflegen und ernten: Großer Luxus, der manchmal sogar in einer kleinen Kiste wächst. Die Idee des Urban Gardening kam bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf und wird in Berlin seit einigen Jahren wieder kultiviert. Dieses Buch führt den Leser zu über 70 sehenswerten Berliner Gartenprojekten, stellt unterschiedliche Konzepte des Urban Gardening vor und verrät, wo sich ganz besondere Gärten verbergen.

Elisabeth Meyer-Renschhausen ist Gründerin und Mitinitiatorin zahlreicher Gemeinschaftsgarten-Projekte und beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit den Themen Ernährung, Urban Gardening und interkulturelles Gärtnern.

 

 

Buchladen Schwarze Risse,

Gneisenaustr. 2a Berlin

Metro-station Mehringdamm

Mittwoch, der 18.Juli 2018 um 20:00 Uhr

Eintritt frei!

 

Lesung mit Ulrike Heider: „Keine Ruhe nach dem Sturm“ am 27. Juni

Lebendig und mitreißend erzählt Ulrike Heider 50 Jahre ihrer persönlichen Geschichte als spannungsreiche Zeitgeschichte. Wir erleben hautnah, wie befreiend der politische und kulturelle Aufbruch der späten 1960er und frühen 1970er Jahre für sie als junge Frau war. Heider beschreibt Höhepunkte, Kriminalisierung und Zerfalls-erscheinungen der antiautoritären Protestbewegung, zeichnet Milieubilder von Anarchisten, Spontis und K-Grupplern. Ob es um SDS-Versammlungen, Experimente mit der freien Liebe, die Frankfurter Universitätsbesetzung, um Straßenschlachten oder Hausbesetzungen geht, immer sind die Erinnerungen derAutorin intim und kritisch zugleich. Und so begegnen wir auch Mackertum, Untertanenmentalität und Antisemitismus. Heiders analytische Unbestechlichkeit beeindruckt auch, wenn sie von ihrer zweiten Heimat New York erzählt, wo neue Lebenserfahrungen einen Teil der früheren widerspiegeln. Begegnungen mit linken Intellektuellen, Überlebenden des Holocaust und Anarchisten verschiedener Couleur bringen dem Leser auch das andere Amerika nahe.

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moderieren wird  Elfriede Müller

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Eintritt frei!

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am Mittwoch 27.06.2018
um 20.00 Uhr
im Buchladen Schwarze Risse
Gneisenaustr. 2a
Metro Station Mehringdamm

 

16. Linke Buchtage Berlin

Vom 01. bis zum 03. Juni 2018 werden auf den 16. Linken Buchtagen Berlin im Kreuzberger Mehringhof mehr als 30 Bücher linker und unabhängiger Verlage in Lesungen vorgestellt und diskutiert. Zusätzlich findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Verlage im Rechtsruck“ statt, wobei es nicht nur um rechte Verlage gehen soll, sondern auch um die aktuellen Diskussionen dazu in linken Verlagen. Die Ausstellung „Gerahmte Diskurse“ zeigt auch dieses Jahr Ausschnitte aus aktuellen Comics und Graphic Novels. In der Lese-Ecke für Kinder besteht die Möglichkeit, in der Vielfalter-Bücherkiste zu stöbern. Wir freuen uns auf alle Interessierten und spannende Diskussionen. Der Eintritt ist frei.

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Das Programm in der detaillierten Übersicht

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Der Programmflyer als pdf

Buchvorstellung und Diskussion: Hanloser – Lektüre und Revolte. Der Textfundus der 68er-Fundamentalopposition. Am 14. Mai

mit Gerhard Hanloser:
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Die wichtigsten Schriften und Proklamationen der „Neuen Linken“
transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen, herrschaftsfreien Gesellschaft. Als ‚Lesebewegung‘ verschlangen die 68er die Befreiungstheorien von
Herbert Marcuse, Marx und Mao, Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines ‚oppositionellen Theoriemilieus‘ rangen Rudi Dutschke, Hans Jürgen Krahl, Ulrike Meinhof, Reimut Reiche und Karl Heinz Roth um den richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. In Kommunen, mit Betriebsarbeit und „bewaffnetem Kampf“ sollte dies als Fundamentalopposition bewerkstelligt werden.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Revolte von 1968 bietet der Vortrag zum gleichnamigen Buch eine pointierte, kritische Aufbereitung der wichtigsten Literatur der außerparlamentarischen Opposition des vergangenen Jahrhunderts. Diskutiert werden soll auch die Frage, was von der linken Revolte bleibt angesichts einer neuen rechten „APO“, die einige derProvokationsstrategien der 68er aufgenommen zu haben scheint.
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am Montag 14.05.2018
um 20.00 Uhr
im Buchladen Schwarze Risse
Gneisenaustr. 2a
Metro Station Mehringdamm

Eintritt frei!

Buchvorstellung und Disskussion am 9.Mai : RIOT

 RIOT – Was war da los in Hamburg ?

Theorie und Praxis der kollektiven Aktion

mit Achim Szepanski u.a.

Die Leitmedien reduzieren bis heute die Protestaktionen gegen den G-20 Gipfel auf die Randale gewalttätiger Krawallmacher und Chaoten, und ein bestimmter Teil der Linken stimmt sich auf diesen Diskurs ein und singt ihn fröhlich mit. Riot ist gleich Gewalt, darin sind sich Rechte – und manche Linke einig.

Gewöhnlich wird der Aufstand tatsächlich rein im Kontext von Gewalt, Mangel und Defizit begriffen, während er jedoch in sich selbst die Erfahrung des Surplus anzeigt – Surplus-Gefahr, Surplus-Instrumente und Surplus-Affekte. Der wichtigste Surplus ist die Surplus-Bevölkerung selbst: Der Moment, an dem der Riot das polizeiliche Management der Situation sprengt und sich von der Regelhaftigkeit des alltäglichen Lebens entkoppelt. Diese Art der aufständischen Surplusproduktion bleibt immer auf die Transformationen des Kapitals bezogen. Der Riot ist folglich ein Teil der Zikulationskämpfe der Entrechteten und Verarmten auf der ganzen Welt.

 

Mittwoch, 9.Mai 2018

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse/Versammlungsraum

Gneisenaustr. 2a, Berlin

Metro-station Mehringdamm

Eintritt Frei!

„Granada’da Tutuklama“ – 2 Mayıs 2018 Çarşamba

Yazar Doğan Akhanlı ile okuma ve tartışma

19 ağustos 2017: İspanya polisi, Alman vatandaşı Doğan Akhanlı’yı Granada’da tutuklar. Türkiye, Doğan için İnterpol üzerinden tutuklama kararı çıkartmıştır. Hücresinin kapısı arkasından kapanır – bir kez daha: Zaman tünelindeymiş gibi yeniden yaşar Doğan, Türkiye’de siyasi mahkum olarak geçirdiği ayları ve yılları, 1975, 1985-1987 ve ağustos 2010’dan itibaren…

„Granada’da Tutuklama“da anlatılan tüm zulüm ve haksızlıkların yanı sıra, son 40 yılı anlatan macera dolu, şiirsel ve mizahi bir youlculuğa çıkıyorsunuz. Türkiye’de neden habire keyfe tabi şiddetin egemenlik kurduğunu anlıyorsunuz bu yolculukta.

Tartışma sırasında elbette Türkiye’nin güncel durumuna da söz gelecektir – ya da şimdiye kadar kendini Avrupa’da güvende hisseden pek çok sürgünün kendini yine tehdit altında bulmasına neden olan güncel İnterpol’ün uygulamalarına…

Doğan Akhanlı 1957’de Türkiye’e doğdu ve 1992’den beri yazar olarak Köln’de yaşıyor. Pek çok roman ve bir tiyatro oyunu yazdı. Romanlarından „Die Richter ders jüngsten Gericht“ („Kıyamet Günü Yargıçları“ – Almanca baskı 2007), 1915 Ermeni soykırımını konu ediyor. Diğer eserleri: „Die Tage ohne Vater“ („Babasız Günler“ – Almanca baskı 2016), „Der letzte Traum von Madonna“ („Madonna’nın Son Hayali“ – Türkçe baskı 2005), „Fasıl“ (Türkçe baskı 2010), „Sag ihr, dass ich sie liebe“ („Ona Sevdiğimi Söyle“ – Türkçe Baskı 2016).

2 Mayıs 2018 Çarşamba

Saat akşam 8:00

Buchladen Schwarze Risse/Versammlungsraum – Kitapçı Scwarze Risse/Toplantı salonu

Metro istasyonu Mehringdamm

Türkçe tercüme mümkün!

Giriş ücretsiz!

Lesung mit Dogan Akhanli am 2. Mai

Verhaftung in Granada

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Lesung und Diskussion mit dem Autor Dogan Akhanli

19. August 2017: Spanische Polizisten verhaften Doğan Akhanlı, einen deutschen Staatsbürger, in Granada. Die Türkei hatte ihn über Interpol zur Festnahme ausgeschrieben. Die Tür seiner Zelle schließt sich hinter ihm – wieder einmal: Wie in einer Zeitkrümmung durchlebt er erneut die Monate und Jahre, die er in der Türkei als politischer Häftling verbracht hat – 1975, 1985–1987 und ab August 2010. »Verhaftung in Granada« ist, bei aller Grausamkeit und allem Unrecht, von denen die Rede ist, eine abenteuerliche, poetische und oft auch humorvolle Reise durch die letzten 40 Jahre, die uns hilft zu verstehen, warum in der Türkei noch immer und wieder Willkür und Gewalt herrschen.

In der Diskussion werden wir natürlich über die aktuelle Situation in der Türkei diskutieren, ebenso auch über die weiterhin aktuelle Praxis von Interpol, durch die viele Exilanten, die sich bisher in Europa sicher wähnten, jetzt wieder bedroht sind…

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Dogan Akhanli wurde 1957 in der Türkei geboren und lebt seit 1992 als Autor in Köln. Er hat zahlreiche Romane und ein Theaterstück verfasst. In seinem Roman »Die Richter des jüngsten Gerichts« (dt. 2007) thematisiert er den Völkermord an den Armeniern 1915. Weitere Werke: »Die Tage ohne Vater« (dt. 2016), »Der letzte Traum der Madonna« (türk. 2005), »Fasilistan« (türk. 2010), »Sag ihr, dass ich sie liebe« (türk. 2016).

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Mittwoch, 2.Mai 2018

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse/Versammlungsraum

Gneisenaustr. 2a, Berlin

Metro-station Mehringdamm

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für türkische Übersetzung ist gesorgt!

Eintritt Frei!

Sebastian Lotzer: Winter is coming – Soziale Kämpfe in Frankreich

Zum Buch „Winter Is Coming“ von Sebastian Lotzer

Längst sind jenen Tagen und Nächte, als Ben Ali aus dem Land gejagt und Mubarak gestürzt wurde, als in Griechenland eine massenhafte Revolte gegen das Spardiktat der Troika in tagelangen Straßenschlachten vor dem Parlament kulminierte, als die „Bewegung der Plätze“ sich im Süden des europäischen Kontinents ebenso wie in den USA fand und versammelte, nicht mehr als eine ferne Erinnerung. Ein kurzes geschichtliches Aufblitzen, ein ferner Nebel in der Galaxie der Klassenkämpfe.

Durch Europa weht jetzt der kalte Wind des Rechtspopulismus, in dessen Windschatten Faschisten und Nationalsozialisten offen auftreten und wie der Fisch im Wasser mit schwimmen können. Ungehindert betritt der Hass auf alles und alle, die nicht als zugehörig betrachtet werden, die offene gesellschaftliche Bühne. Selbst in den lange als „liberal“ gehandelten Gesellschaften Skandinaviens finden sich immer mehr in der Figur des sozial autistischen Zombies wieder.

Winter is coming. Die Dimension dessen anzuerkennen, was auf uns zukommt, ist unabdingbare Voraussetzung dafür, vorbereitet zu sein. In der Lage zu sein, Gegenstrategien zu entwickeln, dem Gegner punktuell Niederlagen zufügen zu können. Gesellschaftliche Kerne zu bilden, die auch in schwierigen Zeiten das Überwintern garantieren, die sich ernsthaft mit den Bedingungen für erfolgreiche Gegenoffensiven auseinandersetzen.

Als im Frühjahr 2016 in Frankreich die herrschende Klasse beschloss die Arbeitsgesetzgebung nach deutschem Vorbild zu „flexibilisieren“, betrat ein neue Bewegung die Arena. Neue, unverbrauchte Parolen erklangen, zuerst waren es nur einige hundert Leute, die den Zusammenstoß mit der Staatsmacht suchten, am Rande der Demonstrationen Schaufensterscheiben einschmissen, Bankautomaten und Überwachungskameras zerstörten. Aber innerhalb weniger Wochen hatten sich an der Spitze der Pariser Demos Tausende eingefunden, die mit Tränengasbrillen und Maaloxan ausgerüstet waren, im ganzen Land wurden Schulen und Universitäten besetzt, bestreikt und blockiert, in zahlreichen Städten kam es zu Zusammenstößen mit den Bullen. Nach mehreren Fällen von rassistischer Polizeigewalt kam es in den Pariser Vororten zu Demos und Unruhen, die sich ansatzweise auch auf andere Städte ausweiteten.

Einige in dieser Zeit entstandenen Pamphlete, Texte, sowie Interviews mit Protagonist*innen der Kämpfe fasst der Band „Winter Is Coming“ zusammen. Das Buch erschien im März 2018 beim Wiener Verlag Bahoe Books.

Buchvorstellung:“Westlicher Marxismus“ am 11.4.2018

Der Autor Diethard Behrens geht einem schillernden Begriff auf den Grund, dem üblicherweise so unterschiedliche Denker wie Althusser, Gramsci, Horkheimer und Adorno zugerechnet werden.
Von dem Philosophen Merleau-Ponty bereits in den 1950ern aufgebracht, wurde der Begriff zum Synonym für einen «philosophischen » Marxismus, der die Marx-Rezeption im 20. Jahrhundert entscheidend beeinflusste. In der hier vorliegenden Einführung zeichnet der Autor diese Rezeption sowie ihre politischen und theoretischen Ursprünge nach. Dabei wird auf die Vorgeschichte der Neuen Linken, sowie bei dieser Lesung vor allem, auf einzelne Autoren wie Sartre und Gramsci eingegangen. Da für ein Verständnis der Auseinandersetzungen, die in der Neuen Linken über Ökonomie und Philosophie, Staat und Politik, Kultur und Ästhetik herrschen, eine genaue Kenntnis der «Westlichen Marxisten» unerlässlich ist, wird mit diesem Buch ein wertvolles Standardwerk zur Verfügung gestellt.

Eintritt frei

 

am 11.4.2018

um 20.00 Uhr

im Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

Metro Station Mehringdamm

„Stadt der Rebellion“ von Omar Robert Hamilton

Kairo, 2011. Alles scheint möglich. Die ganze Welt schaut hin, als die ägyptischen Aufständischen nicht müde werden, lautstark gegen die Diktatur zu protestieren, trotz aller Gewalt von Polizei und Militär. Mittendrin: Mariam und Khalid. Sie lernen sich im Getümmel einer Demonstration kennen, und fortan wird sie die Angst, dass dem anderen etwas zustoßen könnte, nicht mehr verlassen. Mutig kämpfen die beiden gemeinsam in einer Aktivistengruppe und versenden rund um die Uhr Nachrichten in alle Welt. Und nicht zuletzt kämpfen sie um ihre Liebe, für die keine Zeit bleibt in dem unaufhörlichen Strom von Aufgaben, die die Revolution ihnen aufbürdet, getrieben vom Gefühl der Verantwortung gegenüber ihren ermordeten oder inhaftierten Mitstreitern. Erbittert diskutieren sie darüber, welche Kompromisse sie eingehen müssen, zerrieben zwischen Hoffen und Verzweifeln. Dieser aufwühlende Roman zeigt die ägyptische Rebellion aus unmittelbarer Nähe, rasant folgt er den Revolutionären durch Kairos Straßen und über Twitter. Und auch wenn die Lage immer aussichtsloser erscheinen mag: Sie werden nicht aufgeben.

Omar Robert Hamilton ist  Mitbegründer eines Aktivisten- und Medienkollektivs in Kairo und des Palestine Festival of Literature.

 

Wagenbach                                     320 S.                       24,00 €

Neuerscheinung: „Antifeminismus in Bewegung“


Juliane Lang, UlrichPeters(Hg.):

Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt

Maskulist/innen, neurechte Populist/innen, christliche Fundamentalist/innen und organisierte Neonazis vertraten immer schon geschlechter- und familienfundamentalistische Positionen und nehmen aktuell stärker denn je aufeinander Bezug.
Mit Erfolg: In Debatten um Geschlechter- und Gleichstellungspolitik finden sich zunehmend feindbildgesonnene, antifeministische Narrative davon, was „der Feminismus“ oder an geschlechtlicher Vielfalt orientierte Gleichstellungspolitik denn sei.

Der hier vorliegende Sammelband setzt sich mit dieser Entwicklung kritisch auseinander. Antifeminismus ist kein einheitliches politisches Projekt:
viel mehr wird er von seinen Akteur/innen zu diesem gemacht. Die im Band versammelten Beiträge geben einen systematischen Einblick in die unterschiedlichen Strömungen und die sie tragenden Organisationen. In Anbetracht der Fülle antifeministischer Akteur/innen, Positionen und Aktionen, werden zentrale Themenfelder und Strategien benannt und kontextualisiert sowie Diskurse und Öffentlichkeitsfelder– in denen diese wirken – beleuchtet.
Ziel ist es, die Tragweite des organisierten Antifeminismus zu illustrieren und einen Beitrag in der Diskussion um Gegenstrategien zu liefern.

 

 

Marta Press                             336 Seiten                           20,00 €

Buchvorstellung und Diskussion: „Gewalt, Flucht – Trauma?“ am Dienstag, den 13.Februar

Vorgestellt wird das Buch Gewalt, Flucht – Trauma? – Grundlagen und Kontroversen der psychologischen Traumaforschung“ (Göttingen 2017) von Karin Mlodoch. Es ist erschienen in der Reihe Fluchtaspekte

Das Buch gibt einen Überblick über die Geschichte und die Hauptkontroversen in der psychologischen Traumaforschung und -debatte. Auf dem Hintergrund ihrer langjährigen Arbeit mit Frauen im Irak, die politische und soziale Gewalt überlebt haben, wirft sie einen kritischen Blick auf die zunehmende Bedeutung von Trauma- und Resilienzkonzepten in der Entwicklungszusammenarbeit ebenso wie in der Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und die damit verbundenen Entpolitisierungstendenzen im Umgang mit Gewalt und Krieg. Sie plädiert für eine sozialpolitische, kultur- und geschlechtersensible Perspektive auf Trauma und eine ressourcenstärkende und empowernde Arbeit mit Überlebenden von Gewalt.

Mit ihr diskutiert die Psychologin Lydia Hantke zu den Möglichkeiten und Grenzen des Traumadiskurses.

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Moderation: Dorothea Zimmermann, Wildwasser Berlin

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Dienstag 13. Februar

20.00 Uhr

Mehringhof im Versammlungsraum

Gneisenaustr. 2a / Metrostation Mehringdamm

Eintritt frei

Isabella Greif / Fiona Schmidt: Staatsanwaltschaftlicher Umgang mit rechter und rassistischer Gewalt

 Eine Untersuchung struktureller Defizite und Kontinuitäten am Beispiel der Ermittlungen zum NSU-Komplex und zum Oktoberfest-Attentat.

Nach Abschluss des NSU-Verfahrens wird es wohl mehr Fragen als Antworten zum NSU-Komplex geben. Im Prozess sind das Netzwerk des NSU, die Rolle von staatlichen Behörden und die Auswirkungen der Taten sowie der rassistisch geführten Ermittlungen für die Geschädigten und Angehörigen der Ermordeten kaum Gegenstand. Dass dem so ist, liegt zu großen Teilen in der Verantwortung der Bundesanwaltschaft. Als oberste Strafverfolgungsbehörde hat sie im NSU-Prozess eine äußerst wichtige Rolle inne. Mit der Anklage gibt die Bundesanwaltschaft die Themen des Prozesses vor und definiert gleichzeitig, was gerade nicht Sache des Prozesses ist. Sie hat sich darin bereits frühzeitig auf die These eines »isolierten Trios« festgelegt, von dem nur wenige Unterstützer*innen wussten. Die Rolle und das Wissen staatlicher Sicherheitsbehörden, wie beispielsweise dem Verfassungsschutz und seiner V-Personen, wird so explizit der strafrechtlichen Aufklärung entzogen. Es besteht ein zentraler Konflikt zwischen den Erwartungen der Nebenkläger*innen an die Aufklärung des NSU-Komplexes im Prozess und einem staatlichen Selbstschutz. Die Arbeitsweise der Bundesanwaltschaft und ihre rechtliche Stellung in Bezug zu anderen Institutionen der Strafverfolgung sind dafür ausschlaggebend. Dem wird in dem Buch mit Blick auf Kontinuitäten in der Strafverfolgung rechter und rassistischer Gewalt nachgegangen.

 

 

Welttrendsverlag                    303 S.                                 19,90 €

Buchvorstellung & Diskussion: Antikommunismus 31.01.18

Die Aktualität des Anitkommunismus

Der Antikommunismis hat eine relative Unabhängigkeit vom Gegenstand, auf den er sich bezieht: es ist affektiv besetzt und ziemlich gestaltlos. Er umfasst sowohl soziale Bewegungen als auch etablierte Machtordnungen. Er delegitimiert die Geschichte jedweder Emanzipation.

Dabei ist die symbolische Ordnung des Antikommunismus für unser gesellschaftliches Denken und Handeln nach wie vor von Bedeutung. Antikommunismus domestiziert und kanalisiert trotz einer starken Legitimationskrise des Spätkapitalismus soziale Hoffungen und Wünsche. Der Faktor Angst  ist zu einem nützlichen Element geworden. Er führt im Kapitalismus zur Bereitschaft hinzunehmen, was sich im Zeichen der Gefahrenabwehr vollzieht.

Der Vortrag versucht die symbolische Ordnung des Antikommunismus zu knacken und sie anhand bestimmter Institutionen und am Beispiel von Ost- und Südeuropa
darzustellen, um den gegenwärtigen Blick wieder zu öffnen auf eine Erlösung der Vergangenheit und eine Befreiung der Zukunft.

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Mittwoch, den 31. Januar 2018

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a/Metrostation Mehringdamm

Eintritt: frei!