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Hartmann | Wimmer

Die Kommunen vor der Kommune 1870/71

Lyon – Le Creusot – Marseille – Paris

Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. So entfesselten die Arbeiter*innen bei der metallurgischen Fabrik Schneider in Le Creusot einen gewaltigen Streik und riefen eine »industrielle Kommune« aus. Ein Sprecher der Bewegung war der junge Einrichter Adolphe Assi, der seine Erfahrungen später in die Pariser Kommune einbringen sollte. Auch in etlichen anderen Orten kam es zu Erhebungen und wurden »Kommunen« ausgerufen. Mit deren Beginn, so die Historikerin Jeanne Gaillard, hatte die Provinz schon eine oder sogar zwei revolutionäre Phasen erlebt. Dennoch sind sie lange Zeit fast völlig vernachlässigt worden. Das Interesse der linken wie bürgerlichen Geschichtsschreibung galt vorrangig der Pariser Kommune.

Die Autoren legen diese sozialrevolutionären Spuren frei. Mit dem Terminus Kommune meinen sie nicht die Regierungsform in Paris, sondern verstehen darunter Prozesse der Selbstorganisation, die sich schon in den sozialen Kämpfen der 1860er-Jahre in Frankreich finden lassen.

Diesen emanzipatorischen Praktiken gilt das Interesse des Buches. Es spürt ihnen in den Kämpfen in der französischen Provinz ebenso nach wie in Aufständen in den Kolonien und in den Kämpfen migrantischer Arbeiter*innen. Das Buch weitet den Blick von unten und zeichnet ein tieferes und genaueres Bild der Klassenkämpfe des 19. Jahrhunderts. Richtig verstanden, ist deren Orientierung an der »Kommune« auch für heutige Auseinandersetzungen noch von großer Bedeutung.

Assoziation A                              144 Seiten                                                                          14,00 €

 

 

 

Herausgeber_innenkollektiv                                                                                                                                                                         

Wir wissen, was wir wollen

Frauenrevolution in Nord-und Ostsyrien.

Widerstand und gelebte Utopien Band II

 

In Nord- und Ostsyrien findet eine Revolution der Frauen statt.
Doch was heißt das eigentlich?

In Nord- und Ostsyrien wird seit 2011 ein basisdemokratisches Projekt aufgebaut, welches sich ideologisch auf die kurdische Freiheitsbewegung bezieht. Leitidee dieser ist das Konzept des Demokratischen Konföderalismus, welcher auf Geschlechtergleichheit, Basisdemokratie und Ökologie fußt. Der gesellschaftliche Transformationsprozess wird auch als Frauenrevolution bezeichnet. Doch was macht diese aus?
Das Herausgeber_innenkollektiv führte Interviews mit Frauen, die diese Frage aus ihrer Perspektive beantworten und die Umsetzung der Frauenrevolution in die Praxis beschreiben. Zentral in ihren Erzählungen ist der gelebte Widerstand, nicht nur gegen militärische Angriffe auf die Region, sondern auch gegen patriarchale Strukturen in der Gesellschaft. Sie berichten von der Organisation in Räten, dem Aufbau einer alternativen Ökonomie und warum es dafür autonome, feministische Organisierung braucht. Neben einer historischen Einordnung der kurdischen Frauenbewegung und ihren ideologischen Bezugspunkten zeigt das Buch die Bedeutung feministischer Organisierung für eine globale Perspektive auf gesellschaftlichen Wandel.

Die Herausgeber_innen
Das Herausgeber_innenkollektiv reiste als feministische Delegation der Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“ im Winter 2018/19 von Deutschland aus in die nord- und ostsyrischen Gebiete, um besser zu verstehen, was eine Frauenrevolution bedeuten kann.

 

edition assemblage                           560 Seiten                                                        15,00 €