Abschied von Esther Bejarano

Im folgenden dokumentieren wir die Trauerrede des Schauspielers Rolf Becker zur Beisetzung von Esther Bejarano auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf in Hamburg, gehalten am Sonntag, dem 18. Juli 2021.

… siehe, wir haben herausgefunden, dass diese Erde groß genug ist; dass sie jedem hinlänglichen Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf Kosten des anderen leben will; und dass wir nicht nötig haben, die größere und ärmere Klasse an den Himmel zu verweisen. (Heinrich Heine, aus: Die romantische Schule, 1833/1836)

Liebe Edna, lieber Joram, liebe Familie,

liebe Freundinnen und Freunde vom Auschwitz-Komitee und von der VVN-BdA,

liebe mit uns Abschied Nehmende – mit den zitierten Worten von Heinrich Heine eröffnete ­Esther vor wenigen Wochen, am 3. Mai, ihr Erinnern an das Ende des Zweiten Weltkriegs, an ihre Befreiung nach den Leidensjahren in Auschwitz und Ravensbrück, zugleich an unser aller Befreiung von der faschistischen Herrschaft in Deutschland zwischen 1933 und 1945, den dunkelsten Jahren nicht nur deutscher, sondern bisheriger Menschheitsgeschichte.

Abschied von Esther, eurer Mutter, Groß- und Urgroßmutter, liebevolle, aus Leid geborene Stimme für euch, für uns alle. Von Wort zu Wortihr Ja zum Leben: aufgeschlossen trotz allem und für alles – suchend und fragend, wachsam besorgt, prüfend und zweifelnd. Zornig über zunehmendes Unrecht, Verschweigen, Verfälschen und Lügen, über die nichtgezogenen Konsequenzen aus soviel Geschichte. Warnend, dass die Todesgleise von Auschwitz nicht enden, wenn wir untätig bleiben.

Auch wenn sie nicht sprach, nicht sprechen wollte oder nicht sprechen konnte, im Grenzbereich des Nichtsagbaren, Unaussprechlichen – wie vor acht Jahren auf dem Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße Berlins, der für sie und mehr als 55.000 jüdische Mitbürger zum Sammelplatz wurde vor dem Abmarsch zum Anhalter Bahnhof und weiter, eingepfercht auf Güterwagen, nach Auschwitz. Es brauchte lange, bis sie Christa Spannbauer auf Fragen für deren und Thomas Gonschiors Film »Mut zum Leben« wieder antworten konnte. Zuvor immer wieder ein Blick auf die angrenzende Schule, in der noch das Klavier ihres ermordeten Onkels steht – der Zugang zu dem vertrauten Instrument war ihr nicht ermöglicht worden.

Esthers Augen, der offene Blick ihrer liebevoll wachsamen Augen – Perspektive, leidvoll gewonnen, widerständig und in Zuversicht weitergegeben, wie mit ihren Liedern, ihrer wunderbaren Stimme: »Mir lebn ejbig – wir leben trotzdem.«
Gemeinsam kämpfen

Es war Esthers Wunsch, dass ich zum Abschied von ihr spreche – einem Abschied, der wie bei allen Menschen, die wir lieben, nicht enden wird. »Liebe – Tod des Todes« (Claus Bremer). Abschied nach mehr als dreißig Jahren einer Freundschaft, die zur Wahlverwandtschaft wurde. Aus Esthers Brief vom 18. April 2015: »… ich wollte immer einen beschützenden Bruder haben, und so habe ich mir Dich ausgesucht. Wie viele gemeinsame Kämpfe gab es, wie viele gemeinsame Veranstaltungen. Gemeinsam streiten, gemeinsam wirken für Gerechtigkeit, gegen jedwede Ausgrenzung von Menschen, gegen die schlimme Asylpolitik in Deutschland und Europa, gegen Ausländerhass, für Völkerfreiheit, für Völkerverständigung.«

Im Herbst 1989 lernten meine Familie und ich Esther in Ramelsloh/Seevetal kennen, bei Günther Schwarberg, der in jahrelanger Arbeit den Spuren der ermordeten Kinder vom Bullenhuser Damm nachgegangen war und mit seiner Frau Barbara Hüsing die heutige Gedenkstätte durchgesetzt und betreut hatte. Esther, singend und sich auf ihrem Akkordeon begleitend: »Sag nie, du gehst den letzten Weg.«

Von Esther an mich wie uns alle gerichtet, ihr wie testamentarisch Verfügtes: »Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig. Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!«

Geschwisterlichkeit im weitesten Sinn – Mitmenschlichkeit leben und einfordern, gegen die Überzahl der Widersacher, ohne Rücksicht auf sich. »Weiche nicht«, Jesaja, 4.10, ob in babylonischer Gefangenschaft,wie vor 2.500 Jahren, oder vor heute drohenden Gefahren faschistischer Anläufe, weiterer Kriege und damit verbundenem Schrecken, Elend, Verzweiflung und Tod. Nicht zurückweichen – Esther hat es vorgelebt, unnachgiebig, trotz Wasserwerfern, Stiefeltritten und Denunziation.

»Sagen, was ist« – Auftritte, um Nachkommende aufzuklären über angeblich Vergangenes und zum Handeln zu ermutigen. Auftritte über Auftritte, um darauf hinzuweisen, dass sich bei zunehmendem gesellschaftlichem Druck erneut Unsagbares ereignen kann, auch ohne dass Rauch aus Verbrennungsöfen aufsteigt.

»Sagen, was ist«, im Sinn von Rosa Luxemburg als »revolutionärste Tat«, forderte Esther auch ein, wenn es, ganz gleich aus welchem Anlass, um ihre Person ging. »Nichts verfälschen, nichts beschönigen, nichts unterschlagen« – das galt für sie auch, als in einer ersten Ausgabe einer Biographie über sie ihre auf Band gesprochenen Berichte verfälscht worden waren: Tief verletzt erarbeitete sie mit Antonella Romeo in monatelanger Arbeit eine neue Fassung ihrer »Erinnerungen«, erschienen 2013 im Laika-Verlag.

»Sagen, was ist« – in diesem Sinn auch mein Versuch, mich in dieser Stunde dem anzunähern, wer Esther und was Esther für uns war. So wenig wir sie auf ihr politisches Anliegen reduzieren wollen, so wenig halten wir es für angebracht, ihr umfassendes Engagement für alle Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens zu verleugnen.
Gegen die Barbarei

Am 11. April 1988 war Esther zusammen mit Hanne Hiob, der Tochter von Bertolt Brecht, in der KZ-Gedenkstätte unter der Hochstraße innerhalb des Stahlwerks Salzgitter aufgetreten – Gewerkschaftskollegen hatten mir spontan danach geschrieben, auch über das, was Esther ihnen über sich und die Geschichte ihrer Familie erzählt hatte.

Der Besuch der Gedenkstätte im Stahlwerk sei für sie ein Anlass gewesen, öffentlich zu hinterfragen, wie es 1933 zur kampflosen Niederlage der Arbeiterbewegung in Deutschland kommen konnte, die dem Faschismus die Machtübernahme ermöglichte – Anlass zugleich für sie, ins Heute zu fragen, wie wir angesichts der europaweit fortschreitenden Rechtsentwicklung die Widersprüche untereinander die Konfusion und Differenzen zwischen und innerhalb gesellschaftskritischer Gruppierungen und Parteien überwinden. Anlass nicht zuletzt, wieder und wieder zu fordern, Geschichte differenziert zu betrachten, aus Fehlern und Fehleinschätzungen zu lernen, um eine erneute Barbarei wie in Auschwitz und den anderen Vernichtungslagern – in welcher Form und gegen wen auch immer gerichtet – auszuschließen.

»Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht« – aus einem Brief von Esther vom 8. November 2003 zum zweiten »Bettlermarsch« in Hamburg: »Diese Menschen sind obdachlos geworden, weil sie im Kapitalismus dem Konkurrenzkampf nicht standhalten konnten, weil sie arbeitslos wurden und dann mangels Geld ihre Wohnung gekündigt bekamen und so immer tiefer in den Abgrund gesunken sind. Es ist das System, das unmenschlich, ja menschenverachtend ist. Der Trend geht nach rechts. Wenn dieser Rechtsruck nicht verhindert wird, kann wieder Faschismus mit all seinen schrecklichen Folgen entstehen.«

»Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht« – Esthers Forderung gegen die unmenschlichen Rückführungsaktionen der Roma nach Serbien und ins Kosovo aufzutreten: »Sie sind wie wir in Auschwitz und anderen Lagern als ›unwertes Leben‹ vernichtet worden. Und heute abschieben?«

»Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht« – zur Flüchtlingsfrage, als der Hamburger Senat die Aufnahme der Lampedusa-Flüchtlingsgruppe verweigerte: »Wir können doch nicht heute noch immer Menschen wie Tiere behandeln.« Und zur Begründung der Ablehnung dieser – gemessen an heutigen Flüchtlingszahlen – kleinen Gruppe durch die Hansestadt: »Der Senat muss nur wollen.« Dazu am 21. Mai 2020, anlässlich der beginnenden Coronakrise, in einem offenen Brief: »Hier, im wohlhabenden, geordneten Stadtstaat Hamburg, werden Probleme drastisch deutlich: Es fehlt an sicheren Schlafplätzen für Bedürftige, an ärztlicher Versorgung für Geflüchtete ohne Obdach. Wir fordern: medizinische Versorgung für alle – für jeden Menschen, ob mit oder ohne Papiere, ohne Ansehen der Person oder des Versichertenstatus. Leerstehende Hotels öffnen! In den Lagern für Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen herrschen unmenschliche Zustände. Gerade für die Schwächsten dort und für die Kinder muss dringend gesorgt werden – sofort!«

Esther, am 19. November 2017, erinnernd an die Pogrome von 1992, in einem Brief an die Familien Arslan und Yilmaz (die bei dem Anschlag der Neonazis auf ihr Haus am 23. November 1992 drei Familienmitglieder verloren, jW) in Mölln: »Nazismus und Rassismus wurden in diesem Land auch nach 1945 weder politisch noch gesellschaftlich so konsequent bekämpft, wie er hätte bekämpft werden müssen und können. Er konnte sich auch weiterhin in staatlichen Strukturen festhalten, vor allem im Verfassungsschutz und der Justiz, und ja, sogar noch mehr, er konnte sich wieder ausbreiten.

Um es klar auszusprechen, ohne das Wegschauen und das Decken nach 1945 hätte es das Oktoberfestattentat, die Anschläge von Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Solingen und Mölln und den NSU so nicht geben können. Es hätten aus den Erfahrungen und Ereignissen des Nationalsozialismus die richtigen Konsequenzen gegen den Hass gezogen werden müssen. Es gab jedoch eine Toleranz gegen Täterinnen und Täter, und Nazis wurden und werden in diesem Land direkt und indirekt, durch politische Kampagnen und das Schweigen und Wegschauen, ermutigt, weiter Hass und Leid zu verbreiten. Das ist der rote Faden von damals zu heute.«
Den Frieden feiern

»Der rote Faden« – vergebliches Hoffen, dass er in absehbarer Zeit abreißt – dazu Esther in ihrer vorletzten Rede am 3. Mai dieses Jahres auf dem Gänsemarkt, die sie mit dem Heine-Zitat eingeleitet hatte: »Heute vor 76 Jahren bin ich in dem kleinen mecklenburgischen Städtchen Lübz befreit worden, befreit von den amerikanischen und den sowjetischen Truppen.

Ihr kennt meine Geschichte: Auf dem Marktplatz haben die Soldaten ein Hitlerbild verbrannt, alle haben gefeiert, lagen sich in den Armen – und ich habe dazu Akkordeon gespielt. Mein größter Wunsch für den heutigen Tag war, noch einmal zu erleben, wie Amerikaner und Russen sich wie damals in Lübz umarmen und küssen und gemeinsam das Ende des Krieges feiern! Den Frieden feiern! Jetzt muss ich bis zum nächsten Jahr darauf warten.«

Sätze, die zur Hinterlassenschaft geworden sind wie so vieles, was sie uns vorgelebt hat, unausgesprochener Auftrag, uns jeglichen Kriegsvorbereitungen, jedem Ansatz faschistischer Entwicklung zu widersetzen, »nie mehr zu schweigen, wenn Unrecht geschieht«.

»Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht« – diese Aufforderung bezog Esther auch auf die Unterdrückung, Vertreibung und Ausgrenzung der Palästinenser. Seit dem Tod ihres Schwagers Hans Lebrecht hatte sie kaum noch verlässliche Nachrichten über die politische Entwicklung in Israel und Palästina erhalten. Umso mehr freute sie sich, als sie vor fünf Jahren den israelischen Soziologen und Historiker Moshe Zuckermann auch persönlich kennenlernte. Anlass waren gemeinsame Veranstaltungen in Berlin und Hamburg: »›Losgelöst von allen Wurzeln …‹ Eine Wanderung zwischen den jüdischen Welten«, auf denen sie sich über ihre Geschichte und die ihrer Familien austauschten und übereinstimmend Stellung nahmen zu Ideologie und Wirklichkeit im Israel-Palästina-Konflikt. Aus dem Begleittext der DVD, auf der ihre Gespräche dokumentiert sind: »Esther Bejarano und Moshe Zuckermann, Sohn von Auschwitz-Überlebenden, Historiker und Kunsttheoretiker aus Tel Aviv, vertreten zwei Generationen jüdischer Linker, reflektierten ihre Erfahrungen mit der Welt der jüdischen Diaspora und dem modernen jüdischen Staat, derseit nunmehr 50 Jahren ein brutales Besatzungsregime unterhält. Sie sprachen über ihre Sicht auf das Land der Mörder von Millionen Juden, wo Neofaschisten bis heute weitgehend ungehindert agieren können – und in dem eine mehr als fragwürdige ›Israel-Solidarität‹ praktiziert wird, die sich immer aggressiver gegen kritische Juden richtet.«

Im Folgejahr, am 10. Juni 2017, sahen Esther und ich uns zu folgendem Brief an Moshe und die Teilnehmenden der Konferenz »50 Jahre israelische Besatzung«, die von Jutta Ditfurth und anderen Antideutschen diffamiert und gegen die mit dem Transparent »›Palästina‹, halt’s Maul!« demonstriert wurde, veranlasst (Palästina auf dem Transparent in Anführungszeichen!): »Lieber Moshe, ›Zur Zeit der Verleumder‹ überschrieb Erich Fried vor einem halben Jahrhundert ein Gedicht – nicht ahnend, dass zu den Verleumdern heute Leute gehören könnten, die nicht in der Lage zu sein scheinen, zwischen der Kritik an der israelischen Regierung und der Verteidigung von menschlichen Rechten auf Leben zu unterscheiden, sich darüber hinaus anmaßen, als Deutsche darüber zu entscheiden, wer als Jude zu akzeptieren ist. Dich, lieber Moshe, zitierend: ›Wer meint, den Antisemitismus bekämpfen zu sollen,vermeide es vor allem, Israel, Judentum und Zionismus, mithin Antisemitismus, Antizionismus und Israel-Kritik wahllos in seinen deutschen Eintopf zu werfen, um es, je nach Lage, opportunistisch zu verkochen und demagogisch einzusetzen.‹ Dir, den mit Dir Referierenden und mit Euch Diskutierenden solidarische Grüße!«

Moshe Zuckermann hat mich gestern gebeten, euch seinen Abschiedsgruß weiterzureichen: »Ich habe Esther geliebt. War zutiefst berührt von ihrer unerschütterlichen Lebensbejahung, bewunderte die große Leidenschaft ihrer schöpferischen Energie. Aber sie war mir auch Symbol – die Verkörperung der Möglichkeit, persönliches Lebensleid in freiheitliche Hingabe zu übersetzen, tiefe Humanität in politische Praxis umzusetzen.«
Die alte Welt zerbrechen

»Nichts verfälschen, nichts beschönigen, nichts unterschlagen« –Esther war Kommunistin wie Nissim, ihr Mann, neben den wir ihre sterbliche Hülle gleich betten werden, beide Kommunisten nicht als Parteigänger, sondern im Sinn von Heinrich Heine: »Sie ist schon seit langem gerichtet, verurteilt, diese alte Gesellschaft. Möge die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen! Möge sie zerbrochen werden, diese alte Welt, wo die Unschuld zugrunde ging, wo die Selbstsucht gedieh, wo der Mensch vom Menschen ausgebeutet wurde!«

Viel bleibt nachzutragen, wir werden uns im Hinblick auf die vor uns liegenden Aufgaben darüber austauschen.

Trauer über den Tod meiner großen Schwester – zugleich tief empfundene Dankbarkeit für alles, was sie mir und uns war und bleibt. »Presente« – wie es auf Kuba heißt, wo sie 2017 auf ihrer letzten großen Reise Solidaritätskonzerte gegen den seit 60 Jahren dauernden Boykott des Landes durch die USA gab: »Presente« – Esther, du bist und bleibst anwesend, bleibst bei uns.

In Liebe – dein kleiner Bruder.

 

 

 

Briefwechsel Chrisat Eckes – Hüseyin Çelebi. April 1988-Dezember 1989

Das Ende der 1980er Jahre war weltweit von ökonomischen und politischen Umbrüchen gekennzeichnet, die die Bedingungen revolutionärer Politik von Grund auf veränderten. Vor diesem Hintergrund wurde dutzenden kurdischer Aktivisten und Aktivistinnen der Prozess gemacht. Hüseyin Çelebi war einer von ihnen. Nach zwei Jahren im Gefängnis wurde er 1990 entlassen und ging dann nach Kurdistan zur Guerilla.
Christa Eckes war damals schon länger im Knast. Sie hatte sich 1973 der RAF angeschlossen und war 1984 zum zweiten Mal verhaftet worden.
Der Briefwechsel zwischen den beiden Gefangenen umspannt die Zeit des Hungerstreiks der Gefangenen aus RAF und Widerstand 1989 und des Düsseldorfer Kurden-Prozesses, der das spätere PKK-Verbot vorbereitete, das bis heute andauert. Trotz der Einschränkungen durch die Zensur schaffen es Christa und Hüseyin, eine Korrespondenz aufzubauen, in der sie ihre Erfahrungen mit der Isolationshaft und der Justiz austauschen und die Situation der kurdischen, türkischen und deutschen Linken reflektieren. In ihrem subtil-ironischen Stil zeigen die Briefe auch, wie sich die beiden in kurzer Zeit näher kommen, und eine Kraft, die Mut macht.

 

edition cimarron                                                            202 Seiten                                 12,00 Euro

Aktionsbündnis ›NSU-Komplex auflösen‹ (Hg.) Tribunale – »NSU-Komplex auflösen«

ZEHN MORDE, 43 MORDVERSUCHE, DREI BOMBENANSCHLÄGE, ZAHLREICHE VERLETZTE. DAS IST DIE BILANZ DER RASSISTISCHEN MORD- UND TERRORSERIE DES NATIONALSOZIALISTISCHEN UNTERGRUNDS (NSU). DOCH BIS HEUTE GIBT ES KEINE »LÜCKENLOSE AUFKLÄRUNG« DES NSU-KOMPLEXES.

Unter anderem deshalb haben verschiedene Initiativen und Einzelpersonen, die mit den Betroffenen solidarisch verbunden sind, bisher drei Tribunale als Orte der gesellschaftlichen Anklage organisiert.
Denn der NSU-Komplex ist nur als ein Kristallisationspunkt des strukturellen Rassismus in diesem Land zu verstehen. Dabei standen die Berichte der Betroffenen und Angehörigen sowie ihre Anklagen im Mittelpunkt der Tribunale, die entlang vor allem folgender Leitfragen abgehalten wurden:
Wie konnte der NSU über so lange Zeit unbehelligt morden, bomben und rauben? Welche Netzwerke haben ihn unterstützt?

Was wussten die Sicherheitsbehörden? Warum wurde das Wissen der Betroffenen systematisch ignoriert und die Opfer zu Täter*innen gemacht?
Warum wird der Wille zur Aufklärung nach wie vor politisch sabotiert? Der vorliegende Band beleuchtet die weitreichenden Verbindungen des NSU in Politik, Polizei und Geheimdienste. Er öffnet den Blick auf die Notwendigkeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen,
hin zu einer Gesellschaft der Vielen.

 

Assoziation A                                                                304 Seiten                                                  16,00 €

 

 

 

Lesungen Rebellisches Berlin

»Keine Bewegung entsteht aus dem Nichts.«

 

Montag | 26.7.2021 | 19:30 | Anarchistisches Infocafé | New York im Bethanien | Mariannenplatz 2a | Kreuzberg

 

Freitag | 30.7. 2021 | 19:30 | Stadt von Unten | (Ex-Dragonergelände) | Mehrindamm hinter d. Finanzamt | Kreuzberg | danach Bar + Musik

 

Sonntag | 1.8.2021 | 18:00 | Wagenburg Karpfenteich | Karpfenteichstraße 13 | Treptow

 

Montag | 2.8. 19:00 | Buchladen Schwankende Weltkugel / Café Morgenrot Kastanienallee 85 | Prenzlauer Berg

 

Eintritt frei

 

Die Lesungen finden open air satt.

 

»Wenn man so will, ist es ein Pflasterstein aus Papier, ein Wurfgeschoss des linken Kampfes gegen
Politik, Hausvermieter, Polizei. Es trägt jenen widerspenstigen Geist in sich und ist eine wichtige und
überaus lesenswerte Materialsammlung und Einordnung der Widerstandsgeschichte« (tipberlin)

 

Jetzt wieder da: Asiatische Deutsche Extended

Ha, Kien Nghi (Hg.)

Asiatische Deutsche Extended

Vietnamesische Diaspora and Beyond

Erweiterte Neuauflage

Zum Buch

Der Band zeigt am Beispiel der vietnamesischen Migration auf, dass das Leben in der Diaspora vielgestaltige Formen annimmt. Indem die Nation von ihren Rändern aus in den Blick genommen wird, können bisher marginalisierte Fragen in den Fokus gerückt werden und aus der Sicht der migrantischen Subjekte neu gedacht werden. Dieser Perspektivwechsel durchzieht die vielschichtigen Analysen, Gespräche, Porträts, Foto-Essays und Kurzgeschichten namhafter Wissenschaftler*innen und talentierter Künstler*innen dieses Bandes.

Anstatt Migration lediglich als ein zu bewältigendes Problem zu begreifen, beleuchten die Beiträge ihre kosmopolitischen Potenziale. Vor diesem Hintergrund werden vielfältige Verbindungen zu anderen People-of-Color-Gemeinschaften in Deutschland gezogen.

Das Leben zwischen hybriden Kulturen, politischen Grenzen und konstruierten Nationen wird in diesem Buch als eine Form des Zuhause-Seins untersucht. Diese Konstellation stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe postkolonialer Migrationsgesellschaften dar.

»Das erste Buch zu Asian-Germans eröffnet eine spannende neue Perspektive für die Forschung und bietet somit gleichzeitig eine Plattform für multivokale asiatische diasporische Formationsbestrebungen in Deutschland« (Prof. You Jae Lee, Universität Tübingen).

Mit Beiträgen von Joshua Kwesi Aikins, Mita Banerjee, Biplap Basu, Indira Hong Giang Berghof, Uta Beth, Sun-ju Choi, Huy Dao, Hannah Eitel, Naika Foroutan, Urmila Goel, Kien Nghi Ha, Noa Ha, Feng-Mei Heberer, Tamara Hentschel, Pham Thi Hoai, Jee-Un Kim, Mai-Phuong Kollath, Alisa Anh Kotmair, Yumin Li, Nya Luong, Hanna Hoa Anh Mai, Ruth Mayer, Angelika Nguyen, Baly Nguyen, Bé Ðiem Nguyen-Xuân, Thúy Nonnemann, Günter Piening, Nivedita Prasad, Petra Isabel Schlagenhauf, Antonie Schmiz, Yasemin Shooman, Kimiko Suda, Trinh T. Minh-ha, Anja Tuckermann, Danh Vo und Alke Wierth. Übersetzungen: Madeleine Bernstorff und Emma Dowling. Lektorat: Nika Zablotsky und Peter Veit. Cover: Ngan Thi Dang.

 

 assoziation a                       472 Seiten                                 19,80 €

Weitere Informationen zum Thema finden sich auf der Website korientation.

BOOKRELEASE: Als wir einmal fast erfolgreich waren – Tom Schmieder 09.07.21 // 20:ooUhr

Ein Roman über Bullen. Bier. Und lange Nächte. Und Berlin.

Westberlin. Spätherbst 1979. Wie kam eigentlich der Hundekot in das Schlafzimmer des Staatsanwalts? Wer ist dieser Jonas? Und was ist eigentlich in der verdammten Plastiktüte drin?

Langzeitstudent Mark nimmt die Leser:innen mit durch verrauchte Kneipenabende, revolutionäre Aktionen und den persönlichen Kampf gegen Bedeutungslosigkeit. Mit Kumpel Kraschno teilt er nicht nur die innere Überzeugung, sondern plant auch unermüdlich den nächsten Schlag gegen das ‹Schweinesystem›. Neuestes Projekt: Operation Band 16!

 

Roman, 527 Seiten, Klappenbroschur, ISBN 978-3-945491-12-6, 18,95€