# 42 Schwarzer Feminismus in brasilianischen Favelas

Ende Mai wird Janete Nazareth Guilherme zu Veranstaltungen in verschiedene deutsche Städte kommen, um feministische und andere Gruppen zu treffen. Der Austausch soll die internationale Solidarität befördern. Die Kämpfe der schwarzen Frauen gegen Rassismus, Ausbeutung, Armut, häusliche Gewalt auf der einen Seite, die Verfolgung der Ziele in der Solidarökonomie, Selbstempowerment und einkommenschaffende Maßnahmen auf der anderen Seite sind die Themen der gemeinsamen Diskussionen.
Janete Nazareth Guilherme leitet das Coletivo Mulheres de Salgueiro (Frauen-Kollektiv von Salgueiro). Es besteht aus neun Favelas (Salgueiro, Fazenda dos Mineiros, Itaoca (eine Insel), Itaúna, Barra das Palmeiras, Recanto da Acácias, Luiz Caçador, Conjunto da PM und Conjunto da Marinha) im Bundesstaat Rio de Janeiro. Die Aktivistin und Pädagogin lebt und arbeitet in Salgueiro
Lutz Taufer, der für den Weltfriedensdienst über 10 Jahre in Favelas gearbeitet hat, hat sie dort kennengelernt und wird sie bei ihrer Reise begleiten. Er wird die Veranstaltung moderieren.

Die Reise selbst ist von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt, dem Weltfriedensdienst (WFD), der Informationsstelle Lateinamerika (ila), dem Buchladen Schwarze Risse in Berlin und dem FDCL gefördert und unterstützt.

https://www.fdcl.org/event/schwarzer-feminismus-in-brasilianischen-favelas/

# 41 Was ist falsch am Kapitalismus? – Feministische Ökonomiekritik verstehen!

Die Autorin, Aktivistin und Ökonomin Friederike Habermann und die Sozialwissenschaftlerin Anna Saave haben Bücher geschrieben, die ausführlich erklären, warum aus einer queer- und öko-feministischen Perspektive unser Wirtschaftssystem immer dazu führt, dass Menschen (vor allem Frauen, Queers und rassifizierte Menschen) und andere Lebewesen ausgebeutet werden und sich Reichtum bei wenigen (vor allem weißen Männern) anhäuft. Warum ist das so? Was hat es mit Innen und Außen zu tun? Wer definiert überhaupt, was „Wirtschaften“ ist? Und wie lässt sich das verändern?

Herzliche Einladung zur doppelten Buchvorstellung am Mittwoch, 17.April, um 18.30h im Versammlungsraum im Mehringhof (Kreuzberg). Mit Inputs von Friederike Habermann (Overcoming Exploitation and Externalisation. An Intersectional Theory of Hegemony and Transformation, Routledge 2024) und Anna Saave (Einverleiben und Externalisieren. Zur Innen-Außen-Beziehung der kapitalistischen Produktionsweise, Transcript 2021), moderiert von Andrea Vetter und mit vielen Möglichkeiten für Diskussion und Fragen.

# 40 Was ist Antisemitismus – Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft

Peter Ulrich ist Herausgeber und  wird das Buch vorstellen.
Grundbegriffe, zentrale Problemfelder und prominente Positionen der Antisemitismusforschung, werden knapp und einführend erläutert.
»Was ist Antisemitismus?« bietet in knapper Form eine fundierte Darstellung der grundlegenden Begriffe, Probleme und eine Übersicht der Autor:innen, die für die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion über das Verständnis von Antisemitismus im deutschsprachigen Raum von Bedeutung sind. Die Herausgeber:innen verfolgen dabei zwei Hauptanliegen: Erstens soll die komplexe wissenschaftliche Arbeit von verschiedenen Antisemitismus-Konzepten, wie dem israelbezogenen oder dem »postkolonialen« Antisemitismus, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Zweitens soll das Wissen über die verschiedenen Auffassungen von Antisemitismus aus Perspektiven der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie sowie der Antisemitismusforschung systematisiert werden

Klima-Special #6 Markus Wissen – An den Grenzen der imperialen Lebensweise

2017 haben Ulrich Brand und Markus Wissen die Diskussion um Klimawandel und eine gerechtere Weltordnung mit dem Begriff Imperiale Lebensweise entscheidend weiterentwickelt.

Wir werden in der Veranstaltung mit Markus Wissen die – auch kontroversen – Diskussionen um den Begriff aufnehmen und weiterentwickeln. Eine Externalisierung der ökologischen und sozialen Folgen kapitalistischer Produktion stößt weltweit zunehmend an ihre Grenzen. Zudem hat sich in den letzten Jahren die imperiale Lebensweise von den Ländern des Nordens auf die aufstrebenden Ökonomien wie China, Indien oder Brasilien ausgeweitet.
Dabei wird das neue Buch von Brand und Wissen: „Kapitalismus am Limit“ eine wichtige Rolle spielen.

Klima-Special #5 Martin Bott + Stephan Krull – Spurwechsel – Die Mobilitätswende

Die Autoindustrie und Ansätze zu ihrer Transformation
Die ökologischen und klimapolitischen Notwendigkeiten machen eine radikale Mobilitätswende unumgänglich. Hin zum öffentlichen Transport und weg vom Individualverkehr – egal ob E-Auto oder Verbrenner.
Doch es gibt einflussreiche Gegner. Die Automobilindustrie wie die Ölkonzerne sind mit ihren Profitinteressen die mächtigsten Gegner der Mobilitätswende.
Aber wo stehen in diesem Ringen um Transformation die Beschäftigten der Autokonzerne? Und kann die Gewerkschaft aktive Unterstützerin der Mobilitätswende werden oder bleibt sie Bremserin? Welche Ansatzpunkte für erfolgreiche Kämpfe um Transformation gibt es in den Betrieben? Und wie können diese auch von außen befördert werden? Und wer treibt den Diskurs voran?

Darüber diskutieren Martin Bott, Betriebsrat bei Mercedes Benz Stuttgart und Stephan Krull, Ex-Betriebsrat bei VW Wolfsburg und Transformationsbefürworter der ersten Stunde innerhalb der IG Metall

Veranstaltung in Kooperation mit dem Arbeitskreis Internationalismus der IG-Metall

# 39 Taiwan und der geopolitische Konflikt zwischen den USA und China – Ralf Ruckus

Welches Schicksal Taiwan in den nächsten Jahren erwartet, lässt sich kaum vorhersagen. Das Regime der Kommunistischen Partei Chinas droht, seinen Anspruch auf die Insel auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen. In Taiwan will eine Mehrheit der Bevölkerung den Status quo der faktischen Autonomie aufrechterhalten. Die Regierung der USA spricht davon, diesen Status quo auch militärisch zu verteidigen, sollten chinesische Streitkräfte Taiwan angreifen. Wird Taiwan der Ort sein, an dem die geopolitische Konfrontation der Weltmächte eskaliert? Wie soll sich die Linke dazu stellen?

Ralf Ruckus wird auf diese Fragen eingehen und insbesondere nachzeichnen, wie sich die geopolitische Auseinandersetzung um Einfluss und Kontrolle in Ostasien in den letzten Jahrzehnten mehrfach verändert hat – im Kalten Krieg, am Anfang der sogenannten Globalisierung und mit dem Aufstiegs Chinas zur kapitalistischen Weltmacht.

Ralf Ruckus ist Mitherausgeber von China von unten. Kritische Analyse & Soziale Kämpfe (gongchao.org, 2023) und Autor von Die Linke in China. Eine Einführung (Mandelbaum Verlag, 2023). Gerade erschienen ist Der kommunistische Weg in den Kapitalismus. Wie soziale Unruhen und deren Eindämmung die Entwicklung Chinas seit 1949 vorantreiben (Karl Dietz Verlag Berlin, 2024).

# 38 Buchvorstellung „Antifaschistische Aktion Bd. 2“ mit dem Autor Bernd Langer

Antifaschistische Aktion – Von der Geschichte in die Gegenwart

Der zweite Band der Trilogie zur Geschichte der Antifa-Bewegung setzt in den 2010er Jahren ein, als vor dem Hintergrund der sogenannten Flüchtlingskrise PEGIDA eine neue rechtsradikale Welle auslöste. In einem zähen Ringen gelang es, die bundesweiten Straßenproteste einzudämmen. Ausführlich wird auf diese Auseinandersetzungen und auf die Entstehung der AfD eingegangen. Das immer
im Wechselspiel mit den antifaschistischen Interventionen wie der Miniatur des Holocaust-Denkmals vor Höckes Garten, der Flyer-Service Hahn, dem langen zähen Ringen gegen den Tag der deutschen Zukunft und die rechtspopulistischen Demonstrationen in Kandel und vielen andere Aktionen. Zu einem weiteren relevanten Politikfeld entwickelten sich die Auseinandersetzungen um Rechtsrock-Konzerte und die jährlichen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche der Neonazis. Auf diesem Feld gelangen antifaschistische Erfolge, was der Niedergang der verbliebenen Neonazis: NPD, III. Weg und DIE RECHTE zeigt. Als ehemaliger Hitler-Stellvertreter steht Heß für die direkte Verbindung zum historischen Nationalsozialismus. Eine Verbindung, die auch den Übergang zur Reichsbürgerbewegung markiert, deren schießwütige Anhänger zeigten, dass sie
nicht als harmlose Spinner abgetan werden können. Auch der Rechtsterrorismus blieb in der Bundesrepublik ein Faktor. Zumindest bei den Terroranschlägen in Halle und Hanau spielten für die Täter Antifeminismus und Verschwörungsspinnereien eine Rolle. Ein Exkurs zum Islamismus und seine Verstrickungen mit dem Faschismus schließen den Band ab und führen zu aktuellen Fragestellungen.

# 37 Graphic Novel Presentation : Simon Radowitzky vom jüdischen Schtedl zum Freiheitskämpfer

mit dem Zeichner und Autor Agustin Comotto, der Mitherausgeberin und Verfasserin des deutschsprachigen Vorworts , Liliana Feierstein – und der Übersetzerin aus dem Spanischen , Lea Hübner

Erzählt wird die in Schwarz und Rot illustrierte Geschichte von Simón Radowitzky (1891–1956) .
Sein turbulentes Leben beginnt in einem russischen Schtetl, wo ihn Kinderarbeit und die antisemitischen Pogrome radikalisieren. Nach der gescheiterten Revolution 1905 flüchtet er nach Argentinien und findet bald Anschluss an die starke anarchistische Bewegung dort. Bei einer Demonstration am 1. Mai 1909 wurden 100 Arbeiter erschossen und Simon Radowitzky beschließt, sich mit einer Bombe am Einsatzleiter Oberst Falcon zu rächen. Es folgen ein 19 Jahre langer Knastaufenthalt in Ushuaia (Patagonien),Flucht,Ausweisung, die Teilnahme an der Spanischen Revolution ab 1936 ,Internierung in Frankreich und die erneute Flucht nach Mexiko, wo er 1956 stirbt. Agustin Comotto recherchierte und zeichnete sechs Jahre an dieser Geschichte.
„Hätte Agustín Comotto sich diese Geschichte ausgedacht, wäre er sicherlich dafür kritisiert worden, maßlos zu übertreiben. Es scheint unglaubwürdig, dass so Vieles in einem Leben zusammenkommt (so viel Ungerechtigkeit, so viel Gewalt, so viel Kampf, so viel Treue den eigenen Idealen gegenüber – so viel Schmerz in einem einzigen Körper). Man würde den Autor fragen, ob es sinnvoll ist, all das in einer einzigen Figur zu (ver)dichten. Die Kritik würde diese Dichte, diese Überfülle an einschneidenden und radikalen Erlebnissen, diesen nicht zu brechenden Idealismus, der über Jahrzehnte hinausgeht, über Grenzen, Sprachen, Meere und Kontinente, diesen niemals und gegenüber niemandem zu brechen – nie auf die Knie zu gehen, wie ein Symbol deuten. Wie eine Legende.
Aber die Geschichte von Simón Radowitsky ist real. Und darum auch so schwierig zu erzählen.
Comotto ist es meisterhaft gelungen.“(aus dem Vorwort)

# 36 Diaty Diallo – Zwei Sekunden brennende Luft – Lesung und Gespräch

Eine Banlieue von Paris. Hochhäuser, eine Betonplatte. Astor, seine Freunde Chérif, Issa, Demba, Nil und die anderen verbringen hier den größten Teil ihrer Zeit. Sie kennen sich schon ewig, teilen alles miteinander, von kleinen Abenteuern über große Grillpartys bis hin zu den täglichen Schikanen der Polizei, die sie misstrauisch beäugt, kontrolliert, festnimmt und immer wieder massiv angreift.

Ein Tag im Juli, die Luft steht vor Hitze. Am Abend hängen die einen noch auf der Betonplatte ab, während die anderen schon feiern. Ein klassischer Sommerabend, bevor plötzlich die Luft vernebelt wird, die Geräusche verschwimmen, Augen brennen und Tränen fließen. Ein wahres Chaos. Es kommt, wie es kommen musste: Festnahmen, Polizeigewahrsam. Und Samy, einer von ihnen, wird von der Polizei erschossen. Ein Tropfen, ein Ozean – zu viel.

Moderation und Übersetzung: Nouria Behloul & Lena Müller

Klima-Special #4 Klaus Dörre Ökosozialismus

Klaus Dörre von der Uni Jena über eine sozial ökologische Transformation und der Utopie einer nachhaltigeren Gesellschaft
Die Kapitalistische Produktionsweise zerstört Mensch und Natur, beides Voraussetzungen für das Überleben des Kapitalismus. Ist dieses System in der Lageeine nachhaltige Gesellschaft zuschaffen? Unmöglich sagen viele und auch Klaus Dörre sieht keinePerspektive mit dem Kapitalismus eine sozial ökologische Transformation zu erreichen. Er meint die einzige Chance den Planeten in eine sozial gerechte und klimaschützende Richtungzu führen, liegt in einer neuen Form des Sozialismus. Wie sieht die konkrete Utopie aus und wie ist sie zu erreichen und welche Klassenbündnisse sind nötig, damit die Gesellschaften diese Richtung einschlagen und die freien Produzentinnen*en das Kapital ablösen?

Klima-Special #3 Karin Zennig – Klima – Gerechtigkeit – Globaler Süden

Auch nach der 29. Weltklimakonferenz ist ein Ende der rücksichtslosen Ressourcenausbeutung des Globalen Südens trotz katastrophaler Konsequenzen nicht in Sicht.

Was aber bedeutet das für die Menschen und Gesellschaften des globalen Südens? Am Beispiel pakistanischer Bäuer*innen thematisiert Karin Zennig von medico international die Frage nach Folgen und Verantwortlichkeiten.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Wie kann der Druck auf große CO2-Emittenten ebenso wie auf politische Entscheidungsträger erhöht werden, die nötigen Veränderungen einzuleiten, für Schäden zu bezahlen und damit das Recht aller Menschen weltweit auf ein Leben in Würde erhalten zu können?“

Klima-Special #2 Kristina Dietz – Energiewende und grüne Ausbeutung

Energiewende und grüne Ausbeutung

Kristina Dietz von der Uni Kassel erläutert, was unter „grünem Extraktivismus“ zu verstehen ist.

Hauptaugenmerk dabei ist die Darstellung der sozial-ökologischen Folgen für die lokale Bevölkerung in den Ländern des Südens. Der gerade von der Ampelkoalition so favorisierte grüne Wasserstoff aus Sonnen- und Windenergie, als klimapolitisch sauberer Ausstieg aus der fossilen Energie, erweist sich als hoch- problematisch. Nicht von ungefähr formiert sich in Ländern wie Kolumbien oder Chile Widerstand gegen die
geplanten Milliardeninvestition .

Klima-Special #1 Julius Eberhard – Auf dem Weg in eine Heißzeit? Wenn das Klima kippt

Auf dem Weg in eine Heißzeit? Wenn das Klima kippt

Die von Menschen verursachte Klimaerhitzung ist im Gange. Sie bedroht und zerstört ganze Ökosysteme sowie die Lebensgrundlagen vieler Menschen, besonders in den Armutsregionen der Erde. In ihrer prominenten Position liefert die Klimaforschung laufend neue Einsichten und Zukunftsprojektionen. Ihrer Natur nach nie ganz „sicher“, werden die Forschungsergebnisse in den aktuellen Auseinandersetzungen ums Klima unterschiedlich aufgenommen und verarbeitet.

Julius Eberhard vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erläutert in seinem Vortrag die wichtigsten physikalischen Zusammenhänge des Klimageschehens. Er leitet daraus die Gründe für vergangene und aktuelle Veränderungen ab und geht detailliert auf die Debatte um bevorstehende Kipppunkte ein. Anliegen des Vortrags ist, entscheidende Begriffe, Methoden, Mechanismen und Zeitskalen zu klären und voneinander zu trennen. Was daraus für den Umgang mit der Krise folgt, wird der anschließenden Diskussion überlassen.

Folge #35 Rediker, Marcus: Das Sklavenschiff Eine Menschheitsgeschichte

Veranstaltung im Rahmen der Linken Buchtage 2023

Aus dem Englischen von Sabine Bartel

Mehr als drei Jahrhunderte lang brachten Sklavenschiffe 14 Millionen Menschen von den Küsten Afrikas über den Atlantik in die Neue Welt. Etwa fünf Millionen sind in Afrika, auf den Schiffen und im ersten Jahr der Sklavenarbeit gestorben.

Der preisgekrönte Historiker Marcus Rediker stützt sich bei seiner Untersuchung auf dreißig Jahre Forschung in Archiven, um eine so noch nie geschriebene Geschichte dieses menschlichen Dramas zu verfassen. Er rekonstruiert in erschütternden Details das Leben, den Tod und die Schrecken, die an Bord dieser schwimmenden Kerker herrschten.

Das Buch berichtet von den elenden Lebensbedingungen der Sklaven, die mit Hunger, Krankheit und einer furchtbaren Zukunft konfrontiert waren, von der extremen Gewalt der Strafen und Folterungen und vom allgegenwärtigen Tod. Er erinnert an die Angst der an Bord dieser Pulverfässer eingesperrten Mannschaften, die extrem harten hierarchischen Beziehungen, die Beziehungen zwischen Seeleuten und Gefangenen. Schließlich widmet er den Kooperationsformen zwischen Sklaven, denen es gelang, sich über ethnische Grenzen hinweg zu organisieren, um Aufstände mit oft blutigem Ausgang zu führen, breiten Raum.

»Das Sklavenschiff« ist eine Geschichte der Tragödie und des Schreckens, aber auch ein Epos der Widerstandsfähigkeit. Der Autor hat mit ihm ein Standardwerk über eines der erschütterndsten Kapitel des Kolonialismus und der Menschheitsgeschichte geschaffen, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.



Folge #34 Nihat Öztürk: Etappen, Konflikte und Anerkennungskämpfe der Migration

Veranstaltung im Rahmen der Linken Buchtage 2023

Das hier vorgestellte Buch ist Bestandteil eines multimedialen Projekts. Die Hardcover-Publikation ist das Begleitbuch einer Ausstellung, die unter dem Buchtitel am 26. August 2022 in Düsseldorf eröffnet wurde und bis zum 9. September 2022 zu sehen ist. Der Ausstellungskatalog enthält die Bilder, Grafiken und die Begleittexte zur Ausstellung. Im ersten Teil abgedruckt sind Geleitworte der Zweiten Vorsitzenden der IG Metall Christiane Benner und des Düsseldorfer Sozialwissenschaftlers Alexander Häusler, der an der Hochschule Düsseldorf zu Rechtsextremismus/Neonazismus forscht.

Herausgeber des Buches ist Nihat Öztürk, der im Hauptbeitrag des Buches das Kernanliegen der Ausstellung formuliert. In kompakter Form arbeitet er heraus, wie Menschen mit ausländischen Wurzeln in den historisch aufeinanderfolgenden Phasen der (Arbeits-)Migration behandelt und welche Bilder über sie vermittelt wurden. Es wird deutlich, wie lange es dauerte, bis der ideologische Nachhall des deutschen Faschismus gebrochen werden konnte und welchen Anteil die Migrant*innen selbst hatten, dass dies möglich wurde. Deshalb schreibt Christiane Benner zu Recht, dass Einwanderungsgeschichte eine Erfolgsgeschichte sei, die fortgeschrieben werden müsse. Denn sie beinhaltet nicht nur die dunklen Seiten von Ausbeutung und Entwürdigung besonders verletzlicher Menschen, sondern zeigt, dass Migrant*innen einen großen Anteil daran haben, das gesellschaftliche Leben hier im Lande zu bereichern und auch das Selbstwertgefühl und die Solidaritätsfähigkeit der abhängig Beschäftigten im Lande zu stärken. Besonders profitiert haben davon die deutschen Gewerkschaften, vor allem die IG Metall, in der Nihat Öztürk seit Jahrzehnten engagiert ist.

Unter den damals noch besonders belastenden Arbeitsbedingungen betrat er die deutsche Arbeitswelt als Gießereiarbeiter und fand dann über mehrere Stationen Zugang zu IG Metall-Kollegen, die ihm ein anderes Bild von seinen Rechten, von menschlicher Würde und der Möglichkeit zu solidarischem Handeln vermitteln konnten. Er wurde aktiver Gewerkschafter, den seine Kolleg*innen schließlich zum Bevollmächtigten der IG Metall in Düsseldorf wählten.

Sein Buchbeitrag stellt auf einnehmende Weise unter Beweis, dass er dabei nicht verlernt hat, die Dinge beim Namen zu nennen, oder, um Rosa Luxemburg zu zitieren, „zu sagen was ist“.

Die jetzige Ausstellung ist ein Versuch, die vor 20 Jahren gezeigte Ausstellung „Migration hat viele Gesichter“ kritisch fortzuschreiben. Im Mittelpunkt stehen Konflikte sowie Kämpfe um Anerkennung und Teilhabe. Gerade diese Kämpfe, die heute aufgrund der mehrfachen Prekarisierung und Ausbeutung notweniger denn je sind, betrachtet Nihat Öztürk als Motoren des sozialen Fortschritts. Konzipiert ist sie als Wanderausstellung, die ohne großen Aufwand transportiert und auf-und abgebaut werden kann. Es gibt bereits weitere Orte, an dem sie gezeigt werden soll. Eine Bewerbung für bisher noch nicht vorgesehene Stationen ist ausdrücklich erwünscht. Denn die solidarische Weiterentwicklung der postmigrantischen Gesellschaft bleibt eine der zentralen Herausforderungen, die darüber entscheidet, ob die Demokratie gegen faschistische Bedrohungen verteidigt werden kann oder nicht.

Mehr Infos zu Nihat Öztürk finden Interessierte in einem Beitrag, der 2021 in dem Sammelband „Wie Deutschland zur Heimat wurde. 60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen“ beim Correctiv Verlag Essen veröffentlicht wurde:

„Ohne Angst verschieden sein – das wurde mein kategorischer Imperativ“

Biografische Daten des Herausgebers:
Geb. 1955 in Antakya (Türkei), 1973 Einreise in die BRD im Rahmen des Anwerbeabkommes, 1973-78: Gießereiarbeiter und Elektroschweißer, 1978-83: Soziologie-Studium an der HWP, 1983-86: Wiss. MA in Hamburg, 1986-89: Wiss. MA beim DGB BW in Dortmund, 1989-96: Pol. Sekretär der IG Metall VS Düsseldorf, 1996-2005: Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf, 2005-17: Geschäftsführung für die GS in Düsseldorf und Neuss, 2017-2019: IG Metall-Vorstand Resort Migration und Teilhabe, war
Mitglied im Beirat der IG Metall und im Kuratorium der Hans-Böckler-Stiftung, Mitglied der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Gründungsmitglied von Mosaik e.V. Düsseldorf, Mitbegründer des Düssseldorfer Appells gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Folge #33 Slave Cubela: Wortergreifung, Worterstarrung, Wortverlust – Industrielle Leidarbeit und die Geschichte der modernen Arbeiterklassen

Veranstaltung im Rahmen der Linken Buchtage 2023

In Zeiten der ökologischen Krise wird die Geschichte der modernen Arbeiterklassen insofern wieder aktuell, da der Kampf für sozial kontrollierte Produktionsprozesse wesentlicher Teil dieser Geschichte war. Mit dem Konzept der industriellen Leidarbeit wirft das vorliegende Buch einen neuen Blick „von unten“ auf diese Kämpfe, indem es das Leiderleben in der Arbeit wie auch die sprachliche Verarbeitung dieses Leids durch die Arbeiter in den Mittelpunkt stellt. Dabei gelingt es dem Autor nicht nur, drei Epochen dieser Leidarbeit – Wortergreifung, Worterstarrung und Wortverlust – zu unterscheiden. Indem er zugleich den Hauptakzent seiner Darstellung auf die letzten beiden Epochen legt, wird die lange Lähmung der modernen Arbeiterklassen im 20.Jahrhundert sichtbar, die mit dem Aufstieg des Neoliberalismus und dem Niedergang dieser Klassen ab den 1970er Jahren endete. Dabei ist das Buch aber kein Abgesang auf die Möglichkeiten der sozialen Emanzipation und der menschlichen Produktion. Vielmehr sucht es durch das genaue Verständnis des historischen Niedergangs der modernen Arbeiterklassen einen neuen Anlauf zur Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft denkbar zu machen, die gegenwärtig dringender denn je nötig geworden ist.

Folge #32 Bernd Langer: Antifaschistische Aktion Geschichte einer linksradikalen Bewegung

Veranstaltung im Rahmen der Linken Buchtage 2023

Die Doppelfahnen der ›Antifaschistischen Aktion‹ sind heute eines der bekanntesten Symbole der linken Szene. Aber was ist ›die Antifa‹? Dieses Buch liefert den ersten umfassenden Überblick über ihre Entwicklung von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik.

Ein Grundlagenwerk für Aktivist*innen und all diejenigen, die erfahren wollen, in welcher Tradition Antifaschismus in Deutschland steht.

Folge #31 Steffen Hänschen/Andreas Kahrs (Hrsg.) „Aktion Erntefest“. Berichte und Zeugnisse Überlebender

Veranstaltung im Rahmen der Linken Buchtage 2023

Hinter der Tarnbezeichnung „Aktion Erntefest“ verbirgt sich ein weitgehend unbekanntes Kapitel des Holocaust. In einer groß angelegten Aktion ermordeten deutsche SS- und Polizeiangehörige am 3. und 4. November 1943 im Konzentrationslager Majdanek und den Arbeitslagern Poniatowa und Trawniki mehr als 42 000 Jüdinnen und Juden. Nur wenigen gelang es, den Mördern zu entkommen. Dieser Band versammelt erstmals Zeugnisse Überlebender in deutscher Übersetzung. Einführende Texte geben einen Einblick in die Hintergründe der Mordaktion.

Folge #30 Die Linke in China. Buchvorstellung mit Ralf Ruckus

Weltweit werden in der Linken unterschiedliche Positionen zur Volksrepublik China und zur dortigen Kommunistischen Partei diskutiert. Manche halten das heutige China noch für sozialistisch, andere erkennen die kapitalistische Ausbeutung und die Unterdrückung sozialer Kämpfe durch das jetzige Regime. Kaum diskutiert werden die linken oppositionellen Bewegungen, die es seit Gründung der Volksrepublik gegeben hat und bis heute gibt. Im Zentrum der revolutionären Umwälzung der 1950er-Jahre stand zwar der Versuch der Kommunistischen Partei, ein sozialistisches System aufzubauen. Ihr Sozialismus schuf jedoch neue Klassenspaltungen und in der Folge Wellen sozialer Proteste von Arbeiter:innen, Migrant:innen und Frauen*. Aus diesen Protesten gingen jeweils linke Gruppen und Bewegungen hervor, die sich gegen das Regime stellten. Diese Dialektik von sozialen Kämpfen und linken Oppositionsbewegungen prägte die Geschichte der Volksrepublik und bildet den roten Faden dieses Buches.

Folge #29 IM GLAUBEN AN DIE WELTREVOLUTION Die Märzrevolte 1921 – Buchvorstellung mit Bernd Langer

Im März 1921 kam es zu einer bewaffneten kommunistischen Erhebung im mitteldeutschen Industrierevier, also dem Gebiet um Halle und Merseburg im heutigen Sachsen-Anhalt bis an die Landesgrenzen von Sachsen und Thüringen. Der Aufstand fand auf Geheiß der Bolschewiki in Moskau statt. Dass er von vornherein keine Aussicht auf Erfolg hatte und überlegene Polizei- und Reichswehreinheiten ihn nach wenigen Tagen niederschlagen würden, spielte dabei keine Rolle. Es ging darum, von innenpolitischen Problemen in Russland abzulenken und einen Beleg für die Weiterführung der kommunistischen Weltrevolution zu erbringen.

Geführt wurde die Konfrontation von der KPD und der, zu diesem Zeitpunkt noch stärkeren, KAPD. Legendäre Gestalten wie Max Hölz, Karl Plättner, Peter Utzelmann oder Franz Jung spielten eine Rolle.

Das Buch Im Glauben an die Weltrevolution erzählt die Geschichte des Mitteldeutschen Aufstands und seine historische Betrachtung detailreich bis in die heutige Zeit. Unter anderem wird auch Auskunft über den Umgang mit den Denkmälern aus der DDR-Zeit gegeben.

Folge #28 Lesung ICH VERMISSE EUCH WIE SAU

Ricardo ist 1986 in Dresden geboren. Er war unter anderem in der Grafitti-, HausbesetzerInnen- und Antifaszene aktiv. Dies führte zu ständiger staatlicher Repression und mehreren Knastaufenthalten. Als Schwarzer Mensch war er zusätzlich ständigem Rassismus ausgesetzt. Im Jahr 2014 entschloss er sich, um einer weiteren Haftstrafe zu entgehen, Deutschland zu verlassen. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2017 in Moçambique, anfangs in der Illegalität und später im Exil. Dieses Buch ist der Versuch von GefährtInnen und FreundInnen, eine Auseinandersetzung zum Thema Flucht, Exil und Illegalität zu führen.

Folge #27 Jakarta Methode: Antikommunismus und Massenmord – Indonesien 1965/66 als Blaupause

Eine Veranstaltung von: „Watch Indonesia!“, „FDCL“, „Brasilieninitiative Berlin“, „International People‘s Tribunal 1965“
Mit Unterstützung von: Verlag Papyrossa, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Aquarium, Buchladen Schwarze Risse

Über Ereignisse, die ‚unsere Welt bis heute prägen‘, berichtet Vicent Bevins, Autor der ‚Jakarta Methode‘

1965/66 war Indonesien Schauplatz eines der brutalsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Teile des Militärs und speziell ausgebildete Milizen ermordeten mindestens eine Million Menschen. Hunderttausende weitere wurden verschleppt, gefoltert und ohne Verfahren oft jahrzehntelang eingesperrt. Die Brutalität und Systematik des US-gestützten antikommunistischen Massenmords machte Schule. Untermauert mit Zeitzeugeninterviews und neu veröffentlichten Dokumenten, zeigt der US-amerikanische Publizist Vincent Bevins auf: Unter der Chiffre ›Jakarta‹ diente Indonesien ’65 als Blaupause für Staatsstreiche v. a. in Lateinamerika. Bevins macht das Ausmaß der Gewalt deutlich, mit der der Kalte Krieg im globalen Süden geführt wurde. Ob in Indonesien, Brasilien, in Chile oder Argentinien: Revolutionäre Politiken wurden mit allen Mitteln vereitelt – auch unter bundesdeutscher Mitverantwortung.

Auf dem Podium:

Vincent Bevins, Südostasien-Korrespondent für die Washington Post, berichtete aus Brasilien u. a. für die Los Angeles Times

Sri Tunruang, Mitbegründerin des International People‘s Tribunal 1965 (zur Aufarbeitung der Massaker in Indonesien)

Luiz Ramalho, Brasilianischer Soziologe, kam als Geflüchteter in den 70ern nach Deutschland, Brasilieninitiative Berlin

Camila de Abreu (Moderation), Advocacy und Politikdialog Brasilien-Deutschland bei FDCL

Christine Holike (Moderation), Geschäftsführung & Referentin für Menschenrechte und Demokratie, Watch Indonesia! e.V.

Folge #26 Buchvorstellung „Kreolische Konstellationen“ von und mit der Jour Fixe Initiative Berlin

Aller Siege der antikolonialen Befreiungskämpfe zum Trotz ist der Kolonialismus nicht beendet, die imperialistische Herrschaft dauert an. Wenn kreolisch meint, den gängigen Epistemologien zu misstrauen und deren binären Oppositionen, nicht zuletzt von Nord und Süd, zu unterwandern, dann stellt sich die Frage:

Welche Konstellationen werden gebraucht, um eine weiterhin in Ausbeutung und Identitäten gefangene Welt zu kreolisieren?
In diesem Band suchen wir Vorschläge für ein häretisches, vergessenes oder unterdrücktes Denken im Süden wie im Norden, das vielleicht die Niederlagen und das Scheitern der antikolonialen Befreiung hätte abwenden können. Denn es geht nach wie vor darum, Wege zu erkunden, wie die Herrschaft des Imperialismus überwunden werden kann.

Folge #25 „Was machen in dieser und kommenden Krisen“ Vortrag und Diskussion mit Tomasz Konicz

Basta lädt ein: „Was machen in dieser und kommenden Krisen“ Vortrag und Diskussion mit Tomasz Konicz

„Haben Sie sich in der Dauerkrise des kapitalistischen Weltsystems schon häuslich eingerichtet? Können Sie noch den Überblick behalten über all die Schuldenberge, die zusammenzubrechen drohen? Wie sortieren sich für Sie Klima-, Wirtschafts-, Schulden-, Klima-, Öko- und „Flüchtlingskrise“?

Wo fängt die eine an, wo hört die andere auf? Für alle, die im Krisendickicht endlich durchblicken wollen: Tomasz Konicz beschreibt allgemeinverständlich Ursachen, Verlauf und Perspektiven der großen sozialen und ökologischen Systemkrise des Kapitals und entlarvt die häufigsten Krisenmythen. Danach kann Euch/Sie nichts mehr erschüttern. Mit Ausnahme des nächsten Krisenschubs, versteht sich.

Tomasz Konicz, Jahrgang 1973, studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie sowie Wirtschaftsgeschichte. Als wertkritischer Publizist und freier Journalist konzentriert er sich auf die Themen Krisenanalyse, Ideologiekritik und Faschismus – u. a. für „Konkret“, „analyse & kritik“ und „jungle World“. Veröffentlichungen, u.A.: „Klimakiller Kapital. Wie ein Wirtschaftssystem unsere Lebensgrundlagen zerstört“, „Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft“, „Faschismus im 21. Jahrhundert. Skizzen der drohenden Barbarei“.

Folge #24 Der Staatstrojaner – Weniger Sicherheit für alle

In diesem Vortrag der cryptosprechstunde wird ein kurzer Überblick über den Einsatz von Trojanern durch deutsche Behörden und die politischen Entwicklungen der letzten Jahre gegeben. Außerdem wird es darum gehen wie ein Trojaner eigentlich auf einem Gerät landet und wie man sich dagegen schützen kann.

Technisches Vorwissen ist nicht notwendig.

Link zum Handout (gültig bis Februar 2024, damit hier keine veralteten Infos hängen bleiben)

Die Präsentation zum Mitlesen

Folge #23 Buchvorstellung mit der Übersetzerin Ingrid Scherf von ‚Dem Tod davongelaufen. Wie neun junge Frauen dem Konzentrationslager entkamen‘

»Wir wollen leben und werden es wagen, weil wir dieses wunderbare, freie, abenteuerliche Leben zurückhaben wollen.« Diesen Satz schreibt unmittelbar nach Kriegsende Suzanne Maudet, eine französische Deportierte, der im April 1945 auf dem Todesmarsch zusammen mit acht Mitgefangenen die Flucht aus den Fängen der Nazis glückt.

Die Übersetzerin Ingrid Scherf stellt die deutsche Erstausgabe des bereits 1945/46 von Suzanne Maudet verfassten Bericht über die abenteuerliche Geschichte der Flucht von neun jungen Frauen aus den Fängen der Nazis vor. Sie alle waren Mitglieder der französischen Résistance gewesen, wurden ins KZ Ravensbrück deportiert und mussten für den Rüstungskonzern HASAG in Leipzig Zwangsarbeit leisten. Auf dem Todesmarsch nach der Räumung des Lagers gelang ihnen die Flucht. Das Außergewöhnliche dieses Berichtes ist sein ganz besonderer Tonfall, voll jugendlichen Überschwangs, Lebenslust und Vorfreude auf die wiedereroberte Freiheit.

Folge #22 „AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt“ mit Christina Clemm im Gespräch mit Dorothea Zimmermann

Gewalt gegen Frauen ist ein alltägliches Phänomen, auch wenn sie nur selten öffentlich wird. »AktenEinsicht« erzählt Geschichten von Frauen, die körperlicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren, und vermittelt überraschende, teils erschreckende Einsichten in die Arbeit von Justiz und Polizei.
Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutsch­land von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Welche Lebensgeschichten sich hinter dieser erschreckenden Zahl verbergen, davon erzählt die Strafrechtsanwältin Christina Clemm, empathisch und unpathetisch.

Alina ist nach Deutschland gekommen, um Geld zu verdienen. Sie wusste, dass sie wahrscheinlich nur als Prostituierte wird arbeiten können, und kommt gut damit zurecht. Mit Vielem hat sie gerechnet, aber nicht damit, dass ein Bekannter ihres Bruders ihr nachstellt und – als sie ihn abweist – versucht, sie auf offener Straße zu töten. Eva verlässt ihren Freund, der sie in den Bauch tritt, als sie schwanger ist. Er verfolgt sie, schickt Morddrohungen. Siebzehn Mal hatte sie ihn vergeblich bei der Polizei angezeigt, als ihre Tochter sie tot in ihrer Wohnung findet. Faizah wird von ihrem deutschen Ehemann schwer misshandelt. Einmal gelingt es ihr, sich nach draußen zu retten. Er folgt ihr, prügelt weiter, würgt sie, bis Passanten ihn festhalten und die Polizei holen.

Wie gewinnt man nach einer Gewalterfahrung die Selbstachtung zurück, die Selbstbestimmung über das eigene Leben? Wie geht man damit um, dass die Polizei einen angekündigten Mord nicht ernst nimmt? Dass man einem Richter gegenübersteht, der auf dem rechten Auge blind ist? Was macht es mit den Betroffenen, die Täter wiedersehen zu müssen und sich bohrenden Fragen zur Tat zu stellen?
Christina Clemm nimmt uns mit auf eine Reise in die Gerichtssäle der Republik, an die Tatorte, in die Tatgeschehen. Es sind Geschichten, die man nicht mehr vergessen wird.

+++ SPECIAL-FOLGE #1 +++

Mit Special-Folge #XY eröffnen wir an dieser Stelle nun zusätzlich zu den Mitschnitten der Veranstaltungen unsere selbst produzierten Podcast-Folgen. In diesen werden wir in unterschiedlichen Konstellationen Bücher vorstellen und gemeinsam diskutieren.

In +++ SPECIAL-FOLGE #1 +++ diskutieren wir Das Ministerium für die Zukunft von Kim Stanley Robinson und Aussichten auf den Öko-Leviathan? von Alfred J. Noll und Nikolaus Dimmel.

Klar freuen wir uns über feedback und wünschen euch viel Spaß beim Zuhören!

Folge #21 Kathrin Zeiske: ‚Ciudad Juárez‘

Kathrin Zeiske ist in Bonn geboren und hat dort Politikwissenschaften und praktischen Antifaschismus studiert. Friedensbrigaden und Rucksackreisen brachten sie nach Mexiko, wo sie einige Jahre in einer Migrant*innenherberge arbeitete. Heute verbringt sie große Teile des Jahres in der mexikanischen Grenzmetropole Ciudad Juárez. Von dort berichtet sie als freie Journalistin und organisiert politische Austauschreisen in die Stadt. In ihrer Freizeit versucht sie sich als Wrestlingstar.

Ciudad Juárez ist eine Stadt, die man vor allem aus Netflix-Serien über Narcos kennt oder die in skandalträchtigen Pressemeldungen auftaucht: die meisten Frauenmorde Mexikos – eine der gefährlichsten Städte der Welt, von Drogenkartellen und Banden umkämpft – extreme Klimabedingungen mitten in der Wüste – Schichtarbeit zu Hungerlöhnen in Weltmarktfabriken – Migrant*innen an der Mauer zu den USA … Doch wie lebt es sich in dieser 1,5-Millionen-Stadt tatsächlich? Und warum finden Menschen Ciudad Juárez trotz allem lebenswert? Kathrin Zeiske, die als freie Journalistin große Teile des Jahres in der mexikanischen Grenzmetropole verbringt, führt uns an unterschiedlichste Schauplätze der Stadt und macht mit ihren fesselnden Beschreibungen Protagonist*innen greifbar und Begebenheiten nachvollziehbar. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen dieser Grenzstadt in der Wüste, hören Erzählungen von Menschen, die in den marginalisierten Vierteln leben – im Schatten der Mauer zu den USA –, begegnen Jugendlichen, die Menschen klandestin über die Grenze bringen, Frauen, die in Montagefabriken unsere Autositze fertigen, und Männern, die Bandenkriege im Gefängnis überlebt haben. Und wir lernen Aktivist*innen kennen, die unverdrossen Gerechtigkeit einfordern und versuchen, das Leben in der Stadt lebenswerter zu gestalten, Perspektiven abseits der Ausbeutung im Weltmarkt zu schaffen und eine kollektive Erinnerung zu erwirken.

Folge #20 José Ovejero: Aufstand

Ein Roman aus dem Madrid von heute – über aufeinanderprallende Generationen, Gentrifizierung und andere Verdrängungen

Ana ist siebzehn und rebelliert gegen die zerstörerische Welt um sie herum. Enttäuscht von einer Mutter, die glaubt, mit Taschen aus recycletem Material die Welt retten zu können, und einem Vater, der in seinem immer prekäreren Job beim Radio resigniert, bricht sie die Schule und den Kontakt ab. Sie zieht in ein besetztes Haus in Lavapiés, einem Viertel von Madrid, wo soziale Zentren und linksalternative Projekte Anas Vorstellung einer gesellschaftlichen Utopie ein wenig näher rücken.
Ihren Vater Aitor, bei dem Ana mit ihrem Bruder seit der Scheidung von Isabel gelebt hat, wirft das völlig aus der Bahn – ihm den Rücken zu kehren, hatte er sie doch gerade wegen ihres kritischen Widerstandsgeistes immer bewundert!
Da er zunächst nicht weiß, wo Ana sich aufhält, engagiert er gemeinsam mit Isabel einen Detektiv, der Aitor aber schließlich mit seinem Wissen erpresst. Denn Ana ist Teil einer anarchistischen Gruppe, die gegen Gentrifizierung und den Wegfall von Wohnraum kämpft. Als Ana und der Anführer Alfon sich weiter radikalisieren und Gewalt ins Spiel kommt, springt ein Großteil der Gruppe ab …

Mit geschärftem Blick für komplexe Verhältnisse, poetisch und temporeich, zeichnet Ovejero die Spannungen der Gesellschaft im Innern einer Familie nach.
Aus dem Spanischen von Patricia Hansel

Folge #19 Charlotte Wiedemann: Den Schmerz der Anderen begreifen Holocaust und Weltgedächtnis | Ein Plädoyer für eine empathische Erinnerungskultur

In einem Moment, in dem hitzige Feuilleton-Debatten den Eindruck erwecken, es ginge um einen kurzlebigen Positionsstreit, stellt Charlotte Wiedemann klar: Was wir erleben, ist eine Zeitenwende – wir müssen unsere Haltung zur deutschen Geschichte aus einer kosmopolitischen Perspektive neu begründen. Das heißt: nicht-europäische, nicht-westliche Sichtweisen ebenso einbeziehen wie die Ansprüche einer jungen, diversen Generation in Deutschland. Wie lässt sich in Zukunft an den Holocaust und an die kolonialen Verbrechen erinnern? Globalhistorisch fundiert und persönlich zugleich denkt Charlotte Wiedemann die Idee des Antifaschismus neu und entwirft ein empathisches Gedenkkonzept für unsere Zeit.

Folge #18 Podiumsdiskussion zum Buch „Brasilien über alles“ und der aktuellen Situation in Brasilien

Zum Buch: »Brasilien über alles, Gott über allen«, lautete die Wahlkampfparole von Jair Bolsonaro. Sein fulminanter Aufstieg hat Brasilien verändert. Immer mehr Bagger rollen durch den Amazonas-Regenwald, in den Armenvierteln stirbt eine ganze Generation im Kugelhagel, Oppositionelle setzen sich aus Angst ins Ausland ab. Eine unheilige Allianz aus christlichen Fundamentalist*innen, Neoliberalen und Militärs versucht, Brasilien nach ganz rechts zu drehen. Eine »konservative Revolution« hat das Land erfasst. Der ultrarechte Präsident inszeniert sich als Anti-Politiker, der mit den überkommenen Regeln des etablierten Systems bricht. Bolsonaro versteht es, die Klaviatur der sozialen Medien perfekt zu bedienen, und wird von seinen Anhängern wie ein Gott verehrt. Er verkörpert eine neue Art des Rechtsautoritarismus, die keine Panzer auf den Straßen braucht. Sie erkennt die demokratischen Spielregeln formell an, um die Demokratie von innen auszuhöhlen. Das Buch blickt auf ein Land im Krisenmodus. Es fragt: Wie lebt es sich in Brasilien unter Bolsonaro? Was droht dem größten Land Lateinamerikas? Es verschafft Bewegungen und Personen Gehör, die sich gegen die autoritäre Wende zur Wehr setzen. Es sammelt die Stimmen von Sojabaronen und Indigenen, Pastoren und Queer-Aktivist*innen, Polizisten und Favelabewohner*innen. Der Band entwirft das Panorama eines Landes, das vor seiner härtesten Bewährungsprobe steht, und hilft, die historische Tragweite der brasilianischen Entwicklung zu verstehen.

Niklas Franzen (Autor und Journalist für u.a. taz und nd)
Camila de Abreu (Advocacy und Politikdialog Brasilien-Deutschland bei FDCL)
Belén Díaz (Forscherin zur Neuen Rechten, Gruppe »Bloque Latinoamericano«)

Folge #17 Und dann Politisierung?! – Momente, Prozesse, Reflektionen Lesung und Diskussion mit Autor*innen

Politisch aktiv werden, sein und bleiben, um für eine gerechtere Welt zu kämpfen – für viele Menschen ist dies ein andauernder Prozess. Dieses Buch versammelt vielfältige Perspektiven auf das Thema Politisierung.

Wie bist du politisch aktiv geworden? Was hat dich dabei verunsichert, worüber bist du gestolpert? Wie und warum politisieren sich Menschen heute? Warum sind manche unserer Gefährt*innen nicht mehr dabei? Welche Widersprüche gibt es in der Beziehung zwischen Individuum und Gruppe im Aktivismus für eine gerechtere Welt? In diesem Buch versammeln sich vielfältige Erzählungen von den Möglichkeiten, Hürden und Herausforderungen der Politisierung. Dieser Sammelband lädt dazu ein, kollektive Prozesse kritisch zu hinterfragen, sich selbst zu reflektieren und sich in Beziehung zu anderen zu setzen. Er ist für alle, die nach Wegen suchen, an emanzipatorischen Kämpfen der Gegenwart teilzunehmen, die schon dabei sind und für die, die hadern.

Folge #16 „Vom Scheitern, Zweifeln und Ändern – Kritische Reflexionen von Männlichkeiten“

Lesung zum Thema „Kritik an Männlichkeiten“ mit Daniel Holtermann und Autor*innen des Sammelbandes „Vom Scheitern, Zweifeln und Ändern – Kritische Reflexionen von Männlichkeiten“ den Blu Doppe und Daniel Holtermann herausgegeben haben.

In der Lesung wird es um die verschiedenen Ausformungen von Männlichkeiten gehen und warum sie weiterhin eine entscheidende Rolle bei der (Re)produktion des Patriachats und damit einhergehenden Sexismus spielen. Geschlechtliche Machtstrukturen bestehen an verschiedenen Orten und in unterschiedlicher Weise offensichtlich und subtil fort, selbst wenn die involvierten Personen ein ernsthaftes Interesse daran haben, diese abzubauen. Deshalb stellen sich die Fragen: „Warum sich eigentlich so wenige Männer* für die Gleichberechtigung aller Geschlechter einsetzen, wenn doch die Ungerechtigkeiten so offensichtlich sind“ sowie „Welche Wege es für ein gutes Zusammenleben für alle gibt, in dem Geschlecht keine Ungleichheiten, Gewalt und Hierarchien mehr erzeugt?“. Der Sammelband nähert sich diesen Aspekten aus verschiedenen Perspektiven (cis und trans männlichen und weiblichen sowie nicht binären und queeren Perspektiven) im Kontext von biografischen und theoretischen Reflexionen und deren Wechselwirkungen.

Im Rahmen der Lesung wird aus dem genannten Buch vorgelesen und danach Raum für Austausch und Fragen sein.

Folge #15 Nikolas Lelle: Arbeit, Dienst und Führung. Der Nationalsozialismus und sein Erbe

Die Deutschen und ihre Arbeit. Eine lange Geschichte eines überhöhenden Selbstbildes. Eine lange Geschichte des Antisemitismus, die der Nationalsozialismus noch einmal radikalisierte. Deutsch soll eine Arbeit sein, die der Volksgemeinschaft dient. Unter Verweis auf »deutsche Arbeit« begründete der Nationalsozialismus nicht nur sein antisemitisches Selbstbild, sondern auch Praktiken der Verfolgung und Vernichtung.

»Arbeit, Dienst und Führung« rekonstruiert diese Geschichte und analysiert dieses Selbstbild. Dabei wird der Blick auch ins »Innere« der deutschen Volksgemeinschaft geworfen. Denn hier hat der Nationalsozialismus Formen von Menschenführung entwickelt, die in Managementkonzepten der deutschen Nachkriegsgeschichte fortlebten.

Folge #14 Lars Distelhorst Kulturelle Aneignung

Keine Frage – in Kunst und Kultur und der Entwicklung der Menschheit überhaupt hat es immer Übernahmen und Aneignungen von Techniken, Fertigkeiten, Motiven usw. gegeben. Man lernt ja voneinander. Doch darum geht es hier nicht. Kultureller Austausch ist etwas anderes als kulturelle Aneignung.

Lars Distelhorst schreibt aus der selbstreflektierten Perspektive eines weißen über einen aktuell so populären wie unzureichend theoretisierten Begriff, der ein bemerkenswertes Affektpotenzial hat: Ob es um Faschingskostüme oder um Dreadlocks geht, um Soulmusik oder Yoga – die Diskussion kocht sehr schnell hoch. Distelhorst veranschaulicht zunächst anhand der Reaktionen auf die Empfehlung einer Hamburger Kita im Jahr 2019, die Kinder zum Fasching nicht als »Indianer« zu verkleiden, und eines kurzen Abrisses der deutschen Kolonialgeschichte den Zusammenhang zwischen Mikro- und Makroebene von kultureller Aneignung. Er setzt sich mit verschiedenen Definitionen des Begriffs auseinander, vor allem mit dem oft unterstellten Zusammenhang mit essenzialistischen Kulturkonzeptionen, und analysiert drei Dimensionen der Aneignung: kolonialen Kulturraub, ungefragte Repräsentation anderer Kulturen und Konsum von Kultur als Ware.

Schließlich verknüpft Distelhorst kulturelle Aneignung mit einer kapitalismus- und rassismuskritischen Perspektive, um das Konzept für die Kritik von Dominanzverhältnissen fruchtbar zu machen, und lotet aus, was Antirassismus für weiße Menschen bedeuten kann.

Den Text von Hengameh Yaghoobifarah, auf den sich im Vortrag bezogen wird, findet Ihr hier:

Fusion Revisited: Karneval der Kulturlosen

Folge #13 Alina Schwermer: Futopia Ideen für eine bessere Fußballwelt

Die Zeit ist reif für große Fußball-Utopien

Was wäre, wenn jemand vorschlagen würde, das aktuelle System einzuführen? Lasst uns einen Fußball spielen, bei dem der Meister schon am ersten Spieltag feststeht. Lasst uns einen Fußball einführen, bei dem Männer tausendfach so viel verdienen wie Frauen. Lasst uns einen Fußball einführen, der undemokratisch ist und seine Fans verachtet, Menschen schon im Kindesalter versklavt, von wenigen Superreichen diktiert wird und von konservativen alten Männern beherrscht wird. Lasst uns einen Fußball schaffen, der den Planeten, die Ressourcen und damit sich selbst zerstört.

Wer würde diese Idee gut finden?

Podcast-Tipp: https://meinpodcast.de/sprenger-spricht/67-system-error-der-fluch-der-megaclubs

Folge #11 Mesut Bayraktar Aydin – Erinnerung an ein verweigertes Leben

Neun Jahre lang, von 1982 bis 1991, war Aydin ›Gastarbeiter‹ in Deutschland. Kurz nach dem Mauerfall – und der Geburt des Autors – wurde er in die Türkei abgeschoben. Zunächst hielt seine Familie Aydin für verschollen. Doch dann fand man ihn: in Istanbul, wo er schon seit einem Jahr auf der Straße lebte.

Aydin wurde ›nach Hause‹ geholt, allerdings nur, um hier ein weiteres Mal abgeschoben zu werden – diesmal in die Psychiatrie, irgendwo in einem kleinen Ort am Schwarzen Meer. Gegen seinen Willen brachte man Aydin schließlich zurück in das Dorf, in dem er geboren wurde – und in dem er »nach Jahren der Scheinexistenz« am Ende auch starb.

Der Roman macht sich auf eine biografische Spurensuche, erzählt von den neun Jahren in Deutschland, von dem Menschen Aydin und dem Versuch, in der Sprache einem Toten zu begegnen, den der Autor auf Türkeireisen noch kennengelernt hat und dessen Leben mit seinem eigenen zusammenhängt und doch nicht zusammenhängt – eine Geschichte über Gewalt, Scham, Trauer, Wut und das Besiegtsein.

Lesung im Rahmen des Releases der HUch#94 – Kritische Studierendenzeitschrift.

Folge #10 Der Krieg, die Ukraine und das Dilemma der Linken mit der Solidarität – Veranstaltung des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Linke gezwungen, Position zu beziehen. Welche Haltung ist angesichts eines brutalen völkerrechtswidrigen imperialistischen Überfalls einer Großmacht angebracht, wenn sich dieser Angriff gegen ein Land richtet, in dem Oligarchen die Regierungspolitik bestimmen und Ultranationalisten Linke attackieren? Wie soll die Linke sich positionieren in einem Verteidigungskampf eines kapitalistischen Landes, das nicht von der Landkarte verschwinden möchte? In der Ukraine findet bekanntlich kein Aufstand der unterdrückten Klasse statt, so scheint es vielen Linken schwer zu fallen, für den Verteidigungskampf eines kapitalistischen Landes Partei zu ergreifen.

Ein Teil der Linken hatte seine Antworten auf diese schwierigen Fragen sehr schnell gefunden. Alle müssten ihre Waffen niederlegen, dann seien Krieg und Tod rasch vorbei, empfehlen die Pazifist:innen. Und die geopolitischen Strateg:innen haben sich auf die Rolle der USA respektive der Nato und ihres Anteils an diesem Konflikt fokussiert. Das eine hat mit der Realität jedoch wenig zu tun und vergisst, dass die Niederlegung der Waffen vor den faschistischen Schlächtern eines Ramsan Kadyrows und russischen Ultranationalist:innen Folter und Tod aller Aktivist:innen einer ukrainischen Identität bedeuteten. Das andere lässt außer acht, dass in Russland ein extrem autoritäres und nationalistisches, ideologisch am Zarenreich und der Neuen Rechten orientiertes Regime herrscht, ein imperialer Staat, der für die Unabhängigkeit aller Anrainerstaaten gefährlich ist.

Was diese und andere linke Kommentatoren des Krieges verbindet, ist, dass sie die Verhältnisse in Russland aus ihren Überlegungen weitgehend ausblenden und dass sie in ihre geopolitischen Analysen das begründete Recht der überfallenen Ukraine und ihrer Bevölkerung auf Eigenständigkeit völlig zu ignorieren scheinen.Viele Linke reden über diesen Krieg als globalem Ereignis, als Konkurrenzkampf zwischen Ost und West, so, als gäbe es da nicht noch dieses angegriffene Land und seine Menschen, die angesichts der Bedrohung durch die russische Armee eine nie gekannte Einigkeit zeigen. Linke Kommentatoren empören sich zurecht, dass die Bundesregierung die Gelegenheit beim Schopf packt und ein Milliardenprogramm für die Bundeswehr auflegt und dass nicht nur Rheinmetall Gewinne aus diesem Krieg zieht. Doch sie drücken sich vor der Frage, wie die Ukraine ohne westliche Waffenlieferung erfolgreich ihre Eigenständigkeit verteidigen kann. Sie verurteilen die beabsichtigten Nato-Beitritte Finnlands und Schwedens, ohne deren realistische Angst vor der aggressiven Politik des Putin-Regimes zu begreifen.

Am bedrückendsten aber ist, dass das Gros der Linken ihre eigenen Bündnispartner:innen in der Ukraine und in Russland nicht zur Kenntnis nimmt. Oder gar, was einer Ignoranz gleichkommt, sich anmaßt, ihnen Ratschläge zu erteilen, was jene zu tun oder zu lassen haben. Diese Sicht auf den Krieg wollen wir versuchen zu durchbrechen. Wir laden zu einer Veranstaltung ein, auf der den ukrainischen Linken eben keine weiteren Ratschläge erteilt werden sollen. Wir wollen erfahren, um welche Positionen sie selbst ringen, wir wollen ihre Fragen und Probleme zur Kenntnis nehmen, nicht zuletzt, um der Diskussion der Linken in Deutschland den internationalistischen Inhalt zu geben, der bisher weitgehend fehlt. Welche, auch unterschiedlichen, Haltungen nehmen ukrainische Linke zum „Kriegszustand“ ein, welche Funktion sehen sie für sich, welche Möglichkeiten solidarischer Unterstützung formulieren sie an uns? Redakteur*innen und Autor*innen der Zeitungen Analyse & Kritik und Jungle World haben in Lwiw an einem Treffen mit ukrainischen Linken teilgenommen, auf dem solche Fragen erörtert wurden. Uns scheint dies ein notwendiger Perspektivwechsel, der unsere eigene Haltung zu diesem Angriffskrieg auf den Prüfstand stellt.

Podiumsteilnehmer*innen:

Jan-Ole Arps, Redakteur Analyse & Kritik
Bernd Gehrke, Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West
Renate Hürtgen, Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West
Johannes Simon, Autor/Redakteur Jungle World
Natascha Lomonosowa, Socialnij Ruch
Oksana Dutschak, Commons

Audio mit Übersetzung von Englisch in Deutsch

Folge #9 „Krieg sabotieren“ – Veranstaltung zu antimilitaristischen Handlungsperspektiven mit Martin Kirsch von der IMI Tübingen und der Kampagne „Rheinmetallentwaffnen“

Für den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine sind die politischen Eliten Russlands verantwortlich, aber entgegen der medialen Debatte nimmt das die NATO, die EU und Deutschland nicht aus der Verantwortung, an der vorherigen Eskalation beteiligt gewesen zu sein. In den letzten Jahren wurden NATO-Truppen in Nordost-, Zentral- und Südosteuropa deutlich aufgestockt und seit dem NATO-Gipfel vom 25. Februar 2022 wurde die Eingreiftruppe der NATO mit bis zu 40.000 Soldat*innen aktiviert.

Am 24. Februar verkündete das Verteidigungsministerium bereits: „Die Bundeswehr ist vorbereitet und erhöht derzeit weiter ihre Bereitschaft. Das bedeutet auch, dass die
Bevölkerung gegebenenfalls in den nächsten Tagen mehr militärische Bewegungen im öffentlichen Raum wahrnehmen kann. Es kann auch zu Einschränkungen im Verkehrsbereich kommen, da Transportkapazitäten zu Lande, zu Wasser und in der Luft für militärische Zwecke vorgehalten werden müssen.“ Schon 2019 hat die Bundeswehr Verträge mit der Deutschen Bahn geschlossen, die militärischen Schienentransporten bei Aktivierung der NATO-Eingreiftruppe Vorrang vor zivilen Zügen einräumt.

„Deutsche Waffen, deutsches Geld…“
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall profitiert mit seinen blutigen Waffengeschäften: Bei der Hauptversammlung am 10. Mai wurde eine Rekordsumme von knapp 150 Millionen Euro an Dividenden an seine Aktionär*innen ausgeschüttet.

Die Initiative „Rheinmetall entwaffnen“ wird auf der Veranstaltung das geplante Camp im September in Kassel vorstellen.

Folge #8 „Queer Family“ – Ein queerer Leseabend mit Elisabeth R. Hager & Miku Sophie Kühmel

In dieser Ausgabe von queer_gelesen widmen sich Miku Sophie Kühmel und Elisabeth R. Hager dem Thema Familie. Im Fokus stehen Familienkonstruktionen und Wahlverwandtschaften jenseits der cis-heteronormativen Kleinfamilie. Die Autor:innen stellen je drei Romane oder Sachbücher vor, lesen kurze Stellen daraus und gehen ins Gespräch miteinander und mit dem Publikum.

Die ausgewählten Texte kreisen um queere Begegnungen zwischen den Generationen, Mütter, die ihre Kinder neu kennenlernen (dürfen), Töchter*, die sich mit ihren Eltern auseinander setzen, Bücher, die Adoption thematisieren & den Wunsch, keine Kinder zu bekommen. – Eine abendliche Wanderung durch die Beziehungslandschaft jenseits heteronormativer Glücksvorstellungen.

Vorgestellte Titel

Meghan Daum (Hg.): Selfish, Shallow, and Self-Absorbed: Sixteen Writers on the decision not to have kids. Picador, 2015. (engl.)

Bernadine Evaristo: Frau, Mädchen, etc. Tropen, 2021.

Kim Hye-Jin: Die Tochter. Hanser, 2022.

Rudi Nuss: Die Realität kommt. Diaphanes, 2022.

Jayrome Robinet: Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund. Hanser, 2019.

Hanya Yanagihara: Das Leben der Bäume. Hanser, 2019.

Sowie je einen Bonustitel…

Bios:

ELISABETH R. HAGER

ist eine österreichische Schriftstellerin, Klangkünstlerin und Mitarbeiterin der Radiokunst von Dlf Kultur. Ihr Romandebüt Kometen erschien 2012 im Milena Verlag. Ihr Roman Fünf Tage im Mai (2019, Klett-Cotta) wurde mit dem Hilde-Zach-Literaturpreis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet und stand auf der Shortlist zum Literaturpreis Alpha. Im Sommer 2022 erscheint bei Klett-Cotta der Roman Der tanzende Berg.

MIKU SOPHIE KÜHMEL

ist freie Schriftstellerin und produziert verschiedene Podcast-Formate. Nach dem Studium in Berlin und New York, sowie Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften, erschien 2019 ihr Debütroman Kintsugi bei S.Fischer. Er war auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und wurde sowohl mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2019, als auch dem aspekte-Literaturpreis 2019 ausgezeichnet. Sie erhielt unter anderem Stipendien des Alfred Döblin-Hauses der Akademie der Künste, des Künstlerhofes Schreyahn und der Stadt Gotha. Im August 2022 erscheint ihr zweiter Roman Triskele.

Folge #7 Häuserkampf ist Frauen*kampf Feministische Perspektiven auf die Berliner Wohnungskrise

Mitschnitt der Tagung/Konferenz >>Häuserkampf ist Frauen*kampf<< Feministische Perspektiven auf die Berliner Wohnungskrise. Reihe: Berlin von unten

In Berlin herrscht Wohnungskrise: Mietpreiserhöhungen, Verdrängungen und Mangel bestimmen für viele Menschen den Alltag. Mit dramatischen Auswirkungen auf das Leben in den Städten. Insbesondere für Frauen* und Queers. Die Benachteiligung von Frauen* ist tief in Städte wie Berlin eingeschrieben. Geschlechterverhältnis und die kapitalistische Trennung von Reproduktion und Produktion bestimmen Wohnen und Städte. Gentrifizierungsprozesse und Mietpreissteigerungen verstärken diese Missverhältnisse. Höchste Zeit, die Wohnungsfrage feministisch zu stellen!
Wie könnte also eine egalitäre, nicht-sexistische Stadt aussehen? Wie muss sich Wohnen verändern, um sich von patriarchalen Geschlechterverhältnissen zu emanzipieren?

Folge #6 »Und alles ist hier fremd« Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil Doris Hermanns

Schriftstellerinnen im Exil

Viele von ihnen fanden nach 1933 Zuflucht in Großbritannien: deutschsprachige und vorwiegend jüdische Schriftstellerinnen wie Veza Canetti, Hilde Spiel, Gabriele Tergit und Charlotte Wolff. Sie kamen anfangs aus Deutschland, später auch aus der Tschechoslowakei und aus Österreich. Einige von ihnen waren bereits berühmt, andere standen erst am Anfang einer möglichen – aber jäh abgebrochenen – Karriere oder fingen erst im Exil zu schreiben an.

Doris Hermanns widmet sich in ihrem Buch den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Autorinnen im britischen Exil zwischen 1933 und 1945 und entdeckt dabei auch Autorinnen, die von der Literaturgeschichte ignoriert werden, weil sie ihre Bücher auf Englisch schrieben. Sie fragt nach der Rolle von Herkunft und Sprache für das Leben im Exil und für die Identität als Schriftstellerin, beleuchtet Netzwerke und Veröffentlichungsmöglichkeiten und gibt aufschlussreiche Einblicke in historische und soziale Zusammenhänge. Sie zeigt, dass der Kreis gar nicht so klein war, wie man vermuten könnte, und macht deutlich, wie aktuell diese Fragestellungen immer noch und wieder sind.

Schriftstellerinnen im britischen Exil:

Veza Canetti
Elisabeth Castonier
Annette Eick
Anna Gmeyner
Henriette Hardenberg
Mela Hartwig
Anna Maria Jokl
Joe Lederer
Erna Pinner
Hilde Spiel
Gabriele Tergit
Martina Wied
Charlotte Wolff
Hermynia Zur Mühlen

Lesung im Rahmen der Linken Buchtage

Folge #5 Markt zerfrisst Gesundheitswesen! – Stimmen aus einem zornigen Bereich

KollegInnen aus den Krankenhäusern, GewerkschafterInnen und Mitglieder der Bündnisse gegen die Profite mit der Gesundheit berichten aus ihren Arbeitsbereichen. Sie geben einen tiefen Einblick in haarsträubende Zustände, zu denen die Unterwerfung des Gesundheitswesens unter die Marktzwänge geführt hat. Personalnot, Lohndumping, Tempozwang und Operationenwettlauf schnüren der Gesundheit von Personal und Patienten die Luft ab. Zentraler Hebel zur Durchsetzung des ökonomischen Drucks ist die Finanzierung über Fallpauschalen. Corona hat uns die Zustände in den Krankenhäusern wie unter einer Lupe gezeigt.
Die Beschäftigten des Gesundheitswesens haben vor einigen Jahren begonnen, sich massiv zu wehren. Volksentscheide gegen Gewinnprinzip und Personalnot sind trotz großer Zustimmung gestoppt worden. Die Beschäftigten und Teile der Öffentlichkeit nehmen neuen Anlauf, eine Befreiung der Gesundheit vom Profit durchzusetzen.

Veranstaltungsaufzeichnung im Rahmen der Linken Buchtage

Folge #4 The Communist Road to Capitalism Ralf Ruckus

Innerhalb der politischen Linken hier und anderswo tobt ein Streit:

Welche Position soll sie gegenüber China und der dortigen Kommunistischen Partei einnehmen? Ist das Land noch auf dem Weg in den Sozialismus? Herrscht dort Kapitalismus?

Wird dieser von der Partei kontrolliert? Ist die Partei bzw. China ein Bollwerk gegen den US-amerikanischen Imperialismus? Oder ist China selbst imperialistisch? Was ist mit der linken Opposition im Land?

Wie soll die Linke woanders auf die Unterdrückung linker Aktivist*innen, Feministinnen und Arbeiter*innenkämpfe in China reagieren? Oder sollten sich Aktivist*innen außerhalb Chinas etwa heraushalten?
Ralf Ruckus wird diesen Fragen nachgehen und sein Buch „The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have Pushed China’s (R)evolution since 1949“ (PM Press, 2021) vorstellen.
Für die Entwicklung der Volksrepublik seit den 1950er Jahren waren seiner Meinung nach die Wellen sozialer und politischer Unruhen gefolgt von Gegenmaßnahmen des Parteiregimes entscheidend.
Aufgrund dieser Dynamik hat sich der heutige Kapitalismus in China herausgeschält – nicht trotz oder gegen, sondern wegen des vergangenen Sozialismus.

Folge #3 Die Legende vom Sozialen Wohnungsbau

Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt #2
Die Legende vom Sozialen Wohnungsbau
Andrej Holm, Ulrike Hamann, Sandy Kaltenborn
Die Wohnungsfrage ist seit einiger Zeit zurück im gesellschaftlichen Diskurs: die Frage nach einer Wohnraumversorgung für diejenigen, die durch einen boomenden Immobilienmarkt nichts gewinnen. Dazu gehören auch die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen. Den Forderungen nach einem Mehr an Sozialem Wohnungsbau wird aber nur bedingt nachgekommen: Der Neubau wiegt die Zahl der durch den Ablauf der Bindungen verloren gehenden Sozialwohnungen nicht auf. Doch taugt das Fördersystem des Sozialen Wohnungsbaus überhaupt dazu, langfristig niedrige Mieten zu garantieren?
Dieses Heft räumt mit Missverständnissen auf und erklärt, warum der Soziale Wohnungsbau in seiner bundesdeutschen und Berliner Ausprägung eine Legende ist. Statt einer nachhaltigen Wohnraumversorgung für einkommensschwache Haushalte ging es bisher vor allem um Wirtschaftsförderung und private Eigentumsbildung. Grund genug, sich mit dem Prinzip des Sozialen Wohnungsbaus und der Schwierigkeit, diesen zu reformieren, auseinanderzusetzen.
Die dritte, überarbeitete Auflage der Legende vom Sozialen Wohnungsbau bietet neben aktualisierten Zahlen und Inhalten im Text von Andrej Holm eine zusätzliche Einführung der Herausgeber*innen Ulrike Hamann und Sandy Kaltenborn, welche die mietenpolitischen Veränderungen der letzten Jahre in Berlin reflektiert.
128 Seiten, zahlr. Abbildungen, mit Fotografien u.a. von Jürgen Henschel und Steffen Osterkamp

Folge #2 Postkolonialer Antisemitismus?

Ist es zulässig, Israel und den Zionismus – einschließlich der mehr als 50 Jahre währenden Besatzungsherrschaft im Westjordanland – als »kolonialistisch« zu bezeichnen und die Besatzungsherrschaft zur »Apartheid« und damit für rassistisch zu erklären?

Tut uns leid, die Audioqualität ist zu Beginn eher mäßig, das ändert sich jedoch nach Minute 1:05 und wird dann erträglicher. Wir geloben Besserung für die nächsten Audios.

Folge #1 Die Kommunen vor der Kommune 1870/71

Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. Auch in etlichen anderen Orten kam es zu Erhebungen und wurden »Kommunen« ausgerufen. »Die Kommunen vor der Kommune 1870/71« spürt den emanzipatorischen Praktiken der Kämpfe in der französischen Provinz ebenso nach wie den Aufständen in den Kolonien und den Kämpfen migrantischer Arbeiter*innen. Das Buch weitet den Blick von unten und zeichnet ein tieferes und genaueres Bild der Klassenkämpfe des 19. Jahrhunderts.

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