Neu im Februar

Hengameh Yaghoobifarah
Ministerium der Träume

Blumenbar
S.384 22,00 Euro

Als die Polizei vor ihrer Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen: ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten. Suizid, ist Nas überzeugt. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter, Nushins ungeplante Mutterschaft. Obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt, nimmt Nas ihre Nichte auf. Selbst als sie entdeckt, dass Nushin Geheimnisse hatte, schluckt Nas den Verrat herunter, gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren – und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte.

 

Bernardine Evaristo
Mädchen, Frau etc.

Tropen
S.507 25,00 Euro

Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.

 

Mithu M. Sanyal
Identitti

Hanser
S.424 22,00 Euro

Die Autorin selbst über das Buch:
Saraswati ist Professorin für Postcolonial Studies und (Medien)Star der Debatten um Rassismus und Identität(en) in Deutschland. Doch dann kommt heraus, dass Saras­wati in Wirklichkeit weiß ist, und während draußen der Shitsturm tobt, geht ihre Studentin Nivedita zu Saraswati, um von ihr Antworten zu bekommen. Außerdem geht es noch um Sex.

 

 

 

Brenssell, Hartmann, Schmitz-Weicht
Kontextualisierte Traumaarbeit

S.84 9,00 Euro

Wo beginnt eine Traumatisierung und wann hört sie auf? Wie lassen sich traumatische Erfahrungen verarbeiten? Mitarbeiterinnen von Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen stellen sich diese Fragen seit mehreren Jahrzehnten. Sie begleiten Frauen und Mädchen, die geschlechtsspezifische Gewalt erlebt, erfahren, überlebt haben. Sie lassen medizinische und psychologische Traumadebatten und gesellschaftliche Diskurse zu Gewalt in ihre Arbeit einfließen. Sie sind täglich mit dem Erfolg und den Grenzen ihrer Arbeit konfrontiert. Das dabei entstandene Praxiswissen wurde nun im Rahmen einer partizipativen Forschungsarbeit systematisiert und im Konzept der kontextualisierten Traumaarbeit begrifflich gefasst.

 

Sandra Strauß und Schwarwel (Hrsg.)
„Nicht gesellschaftsfähig Alltag mit psychischen Belastungen“

Glücklicher Montag
S.590 29,90 Euro

In „Nicht gesellschaftsfähig – Alltag mit psychischen Belastungen“ widmen sich mehr als hundert Autor:innen, Interview-Partner:innen, Comiczeichner:innen und Cartoonist:innen auf 612 Seiten in 23 Kapiteln dem Thema psychische Belastungen.
Es ist ein Buch im Almanach-Magazin-Style, das mit vielen Stimmen spricht und psychische Belastungen sowohl stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und zur Enttabuisierung sowie Entstigmatisierung beitragen möchte als auch für Betroffene, Freund:innen, Familie, Angehörige, Bekannte, Verwandte und Arbeitgeber*innen eine Hilfestellung bietet.
Zu Wort kommen viele unterschiedliche Menschen, Betroffene, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Vereine/Verbände/Stiftungen, Journalist:innen, Fachleute, Angehörige sowie Künstler:innen, Musiker:innen, Illustrator:innen, Cartoonisten und Comiczeichner:innen.

aktuelle Lesetipps für kalte Zeiten

Hartmann | Wimmer

Die Kommunen vor der Kommune 1870/71

Lyon – Le Creusot – Marseille – Paris

Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. So entfesselten die Arbeiter*innen bei der metallurgischen Fabrik Schneider in Le Creusot einen gewaltigen Streik und riefen eine »industrielle Kommune« aus. Ein Sprecher der Bewegung war der junge Einrichter Adolphe Assi, der seine Erfahrungen später in die Pariser Kommune einbringen sollte. Auch in etlichen anderen Orten kam es zu Erhebungen und wurden »Kommunen« ausgerufen. Mit deren Beginn, so die Historikerin Jeanne Gaillard, hatte die Provinz schon eine oder sogar zwei revolutionäre Phasen erlebt. Dennoch sind sie lange Zeit fast völlig vernachlässigt worden. Das Interesse der linken wie bürgerlichen Geschichtsschreibung galt vorrangig der Pariser Kommune.

Die Autoren legen diese sozialrevolutionären Spuren frei. Mit dem Terminus Kommune meinen sie nicht die Regierungsform in Paris, sondern verstehen darunter Prozesse der Selbstorganisation, die sich schon in den sozialen Kämpfen der 1860er-Jahre in Frankreich finden lassen.

Diesen emanzipatorischen Praktiken gilt das Interesse des Buches. Es spürt ihnen in den Kämpfen in der französischen Provinz ebenso nach wie in Aufständen in den Kolonien und in den Kämpfen migrantischer Arbeiter*innen. Das Buch weitet den Blick von unten und zeichnet ein tieferes und genaueres Bild der Klassenkämpfe des 19. Jahrhunderts. Richtig verstanden, ist deren Orientierung an der »Kommune« auch für heutige Auseinandersetzungen noch von großer Bedeutung.

Assoziation A                              144 Seiten                                                                          14,00 €

 

 

 

Herausgeber_innenkollektiv                                                                                                                                                                         

Wir wissen, was wir wollen

Frauenrevolution in Nord-und Ostsyrien.

Widerstand und gelebte Utopien Band II

 

In Nord- und Ostsyrien findet eine Revolution der Frauen statt.
Doch was heißt das eigentlich?

In Nord- und Ostsyrien wird seit 2011 ein basisdemokratisches Projekt aufgebaut, welches sich ideologisch auf die kurdische Freiheitsbewegung bezieht. Leitidee dieser ist das Konzept des Demokratischen Konföderalismus, welcher auf Geschlechtergleichheit, Basisdemokratie und Ökologie fußt. Der gesellschaftliche Transformationsprozess wird auch als Frauenrevolution bezeichnet. Doch was macht diese aus?
Das Herausgeber_innenkollektiv führte Interviews mit Frauen, die diese Frage aus ihrer Perspektive beantworten und die Umsetzung der Frauenrevolution in die Praxis beschreiben. Zentral in ihren Erzählungen ist der gelebte Widerstand, nicht nur gegen militärische Angriffe auf die Region, sondern auch gegen patriarchale Strukturen in der Gesellschaft. Sie berichten von der Organisation in Räten, dem Aufbau einer alternativen Ökonomie und warum es dafür autonome, feministische Organisierung braucht. Neben einer historischen Einordnung der kurdischen Frauenbewegung und ihren ideologischen Bezugspunkten zeigt das Buch die Bedeutung feministischer Organisierung für eine globale Perspektive auf gesellschaftlichen Wandel.

Die Herausgeber_innen
Das Herausgeber_innenkollektiv reiste als feministische Delegation der Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“ im Winter 2018/19 von Deutschland aus in die nord- und ostsyrischen Gebiete, um besser zu verstehen, was eine Frauenrevolution bedeuten kann.

 

edition assemblage                           560 Seiten                                                        15,00 €

 

 

 

 

Angela Davis – Seize The Time

In 1969, Angela Davis, a twenty-six-year-old black activist, was fired from her teaching position at UCLA, accused of involvement in a shootout that resulted in the deaths of four men, put on the FBI’s Most Wanted List, and spent several months as a fugitive. In October, she was arrested in New York and returned to California to stand trial. Her image became the focus and the tool of an unprecedented international effort to free an incarcerated black woman. Her trial and acquittal, in 1972, made her a lightning rod for fears and hopes on the right and left about revolutionary change and she has remained an active agent of change in the years since.

This exhibition focuses on Davis and her image. It provides a compelling and layered narrative of Davis’s journey through the junctures of race, gender, and economic and political policy. The exhibition is inspired by an archive in Oakland, California, collected and curated by Lisbet Tellefsen. This archive of materials includes materials produced by an international community that assembled to protect Davis in a campaign to “Free Angela and All Political Prisoners.” It also contains magazines, press photography, court sketches, videos, music, writings, and correspondence. Materials also document her activist work in defense of the Soledad Brothers, her teaching, and her philosophical and activist writings on issues related to freedom, oppression, feminisms, and prison abolition.

 

Hirmer Verlag                                                   192 Seiten                                                     39,90 €

neue gute comics

Claire Fauvel

Phoolan Devi. Königin der Banditen

Niemand konnte Phoolan Devis außergewöhnlichen Lebensweg voraussehen. Sie wurde 1963 in Nordindien in eine sehr niedrige Kaste geboren und von Kindheit an mit Armut, Gewalt und Ungerechtigkeit konfrontiert. Im Alter von 11 Jahren erfolgte die Zwangsheirat mit einem 35-jährigen Mann. Als er sie vergewaltigte, lief sie davon – zurück zu ihren Eltern. Das ganze Dorf verstieß sie jedoch, die Polizei verhaftete sie und missbrauchte sie erneut. Erlösung fand sie erst durch einen Überfall einer Banditenbande, der sie sich anschloss. Von diesem Moment an, bis zu ihrer Wahl in das indische Parlament 1996, hörte sie nicht mehr auf für Gerechtigkeit zu kämpfen und die Schwächsten zu schützen.

bahoe books                  226 Seiten                                 € 24,00

 

 

 

 

Gord Hill

Antifa – Hundert Jahre Widerstand

Der Faschismus ist eine relativ neue politische Ideologie, aber in seiner 100-jährigen Geschichte wurden die größten Gräueltaten gegen die Menschheit verübt. Seine giftigen Wurzeln haben sich in jeder Region der Welt ausgebreitet, von den Anfängen nach dem Ersten Weltkrieg in Italien, über Nazi-Deutschland, Franco-Spanien und den KKK in Amerika. Heute, ermutigt durch den amerikanischen Präsidenten und diverse «Rechtspopulisten» von Europa bis Asien, lebt der Faschismus erneut etwas auf. Gleichzeitig haben AntifaschistInnen im Laufe der Geschichte und auch gegenwärtig wieder bewiesen, dass der Geist des Widerstands lebendig, aktiv und notwendig ist.

 

Gord Hill dokumentiert kraftvolle Momente des Widerstands und der Konfrontation aus den Blickwinkeln der ProtagonistInnen. So vermittelt er ein starkes Gefühl der Entschlossenheit und einen globalen Blick auf das Problem. Mit einem Vorwort von Mark Bray, Autor von „Antifa: The Anti-fascist Handbook“.

bahoe books                              116 Seiten                                     € 17,00

 

 

 

 

Joe Sacco

WIR GEHÖREN DEM LAND

Die Dene, die indigene Bevölkerung Kanadas leben schon seit ewigen Zeiten im Mackenzie River Valley. Sie gehören dem Land, nicht umgekehrt. Aber ihre Lebensweise wird durch den Abbau von Öl, Gas und Diamanten bedroht.

Auf einer Reise in den hohen Norden Kanadas trifft Joe Sacco die einheimischen Dene. Heute droht das Volk zwischen dem Zwang zu wirtschaftlichem Fortschritt und dem Wunsch, zu einem traditionellen, naturnahen Leben zurückzukehren, aufgerieben zu werden. Joe Sacco berichtet über die Ausbeutung der Bodenschätze, die Träume der jüngeren Generation und ein Schulsystem, das den Kindern erst ihre Eltern und dann ihre Jugend geraubt hat, um sie sesshaft zu machen und zur Integration in die Kultur der Weissen zu zwingen.

edition moderne        256 Seiten              € 25,00

Jean-David Morvan, Sylvain Savoia

Cartier-Bresson, Deutschland 1945

1945. Die Alliierten marschieren in die deutschen Lager und die Weltöffentlichkeit erfährt von dem nationalsozialistischen Schrecken. Im ostdeutschen Dessau erkennt eine Überlebende ihre Denunziantin und schlägt sie. Henri Cartier-Bresson, damals vor Ort, verewigt diese Geste in einem Foto, das emblematisch werden sollte. Zuvor hatte er bereits drei Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft verbracht, aus der er 1943 fliehen konnte. Er fotografierte auch die Befreiung von Paris und schloss sich den Amerikanern an.

Seine Bilder gleichen einer Wissenschaft des Augenblicks, sein Talent für Gestaltung ging mit einer Präzision seiner Gesten einher, die ihn zum «Auge des Jahrhunderts» machten. Mit Robert Capa gründete er nach dem Krieg in New York die Fotoagentur Magnum.

Cartier-Bresson, Deutschland 1945 erzählt die Geschichte dieses tief humanistischen und «freien Menschen», der Cartier-Bresson war. Die Graphic Novel dokumentiert seine Sicht des 2. Weltkriegs, der 40-seitige Anhang enthält eine Auswahl seiner berühmtesten Fotografien und ein historisches Dossier, welches von Thomas Tode, einem Kenner seines Œuvres, unter der Schirmherrschaft der Cartier-Bresson-Stiftung verfasst wurde.

bahoe books                     144 Seiten                         € 24,00

 

 

 

Guy-Pierre Gautier, Tiburce Oger

Überleben in Dachau

Dies ist das Zeugnis von Guy-Pierre Gautier, dem Großvater des Zeichners, einem Überlebenden von Dachau. Als 16-jähriger übernahm er 1941 erste Aufgaben in der Résistance, 1943 trat er der Brigade «Liberté» der FTP (Francs-tireurs et partisans) von La Rochelle bei, wo er an Sabotageaktionen und der Aufklärungsarbeit teilnimmt. Doch die Tapferkeit ging mit Nachlässigkeit einher: Nach der Verhaftung der Gruppe begannen die Schwierigkeiten mit Verhören durch die Gestapo und einer Meuterei im Gefängnis von Eysses samt Schießereien. Doch der wahrhaftige Alptraum begann erst mit der Höllenfahrt in Viehwagons nach Dachau. Der Mut konnte die Angst nun kaum mehr verdecken, Tag für Tag, Stunde um Stunde, vom Schmerz zur Qual, bis zum Erscheinen der immensen Silhouette eines amerikanischen GI, der das Ende des Alptraums am 29. April 1945 ankündigt.

bahoe books                        86 Seiten                        € 19,00

Endlich raus: Der neue Roman von Wu Ming

Wu Ming

Die Armee der Schlafwandler

Zum Buch

Paris, im Januar 1793: Die Hinrichtung Ludwig XVI. unter der Guillotine steht kurz bevor, ein letzter Versuch zu seiner Befreiung scheitert. Es beginnt die dramatische Phase der Jakobinerherrschaft, der entflammten politischen Leidenschaften, der gegenrevolutionären Verschwörungen und Aufstände.

Der Arzt Orphée D’Amblanc, ein Anhänger der Hypnosetechnik, stellt seine Praktiken in den Dienst der Revolution. Sein schärfster Widersacher, ein mysteriöser Mann, der sich Laplace nennt, hat sich bei den Verrückten in der Anstalt von Bicêtre einquartiert und plant einen Coup zur Wiedereinsetzung der Monarchie. Nach dem Sturz Robespierres ziehen Horden bizarrer Männer durch die Straßen von Paris – eine scheinbar unbesiegbare Armee der Schlafwandler, zu der sich die Schlägertrupps der neureichen Jeunesse dorée formiert haben.

Es schlägt die Stunde des Léo Modonnet: Der nach Frankreich emigrierte italienische Schauspieler entdeckt, dass einzig die Revolution eine Erfolg versprechende Bühne bietet. In der Maske des Scaramouche turnt er über die Dächer der Stadt und wird zum Rächer und Helden der Sansculotten. An seiner Seite Marie Nozière, eine Frau aus dem Volk, die von der Revolution Brot und Freiheit verlangt.

Wu Mings neuer Roman erzählt das epochale Ereignis der französischen Revolution aus der Perspektive des gemeinen Volkes, der rebellierenden Frauen und der Sektionen der aufständischen Kommune von Paris.

Die Autoren experimentieren dabei mit Stilmitteln des historischen Romans in der Tradition Victor Hugos, Figuren der Commedia dell’arte, der derben Sprache des gemeinen Volkes in der zeitgenössischen Publizistik sowie einer bühnenreifen Komposition in der Art des Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine.

 

Assoziation A                                         704 Seiten                                                          28,00 €

Agustín Comotto : Simón Radowitzky – Vom Schtetl zum Freiheitskämpfer

 

Vorwort  der Mitherausgeberin Liliana Feierstein

Shimele – Die Zeit bewohnen
Tzedek, tzedek tirdof, Gerechtigkeit, Gerechtigkeit wirst Du nachgehen (Deut. 16,18) – dies ist
einer der von jüdischen Aktivisten meistzitierten Sätze der Thora und eine der Maximen, welche
die Propheten inspiriert. Ebenso könnte er das Lebensmotto von Simón Radowitzky gewesen
sein.
Hätte Agustín Comotto sich diese Geschichte ausgedacht, wäre er sicherlich dafür kritisiert
worden, maßlos zu übertreiben. Es scheint unglaubwürdig, dass so Vieles in einem Leben zusam-
menkommt (so viel Ungerechtigkeit, so viel Gewalt, so viel Kampf, so viel Treue den eigenen Ide-
alen gegenüber – so viel Schmerz in einem einzigen Körper). Man würde den Autor fragen, ob es
sinnvoll ist, all das (das jüdische Leben im russischen Zarenreich, die Pogrome, die anarchistische
Bewegung, die Arbeiterstreiks in Argentinien zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Repression, die
Ermordung Demonstrierender, die politischen Gefangenen, das Attentat auf den Polizeichef von
Buenos Aires, das Strafgefängnis von Ushuaia, der spanische Bürgerkrieg, die Gefangenenlager für
die Republikaner in Frankreich, das mexikanische Exil) in einer einzigen Figur zu (ver)dichten.
Die Kritik würde diese Dichte, diese Überfülle an einschneidenden und radikalen Erlebnissen,
diesen nicht zu brechenden Idealismus, der über Jahrzehnte hinausgeht, über Grenzen, Sprachen,
Meere und Kontinente, dieses niemals und gegenüber niemandem zu brechen – nie auf die Knie
zu gehen, wie ein Symbol deuten. Eine Legende.
Aber die Geschichte von Simón Radowitsky ist real. Und darum auch so schwierig zu erzählen.
Comotto ist es – durch seine extrem kraftvollen und gleichzeitig feinfühligen Illustrationen sowie
einer durchdachten Komposition der Erzählung – meisterhaft gelungen. Natürlich beinhaltet jede
biographische Erzählung einen gewissen Anteil Fiktion. Comotto hat aber nicht nur die Statio-
nen der transnationalen Biographie von Radowitzky grundlegend recherchiert: ihm gelingt mit
außergewöhnlicher Sensibilität auch die Vermittlung der Radikalität dieser Lebensgeschichte,
changierend zwischen Rot und Schwarz (den Farben des Anarchismus, aber auch des Blutes und
des Todes). Noch mehr: Er begleitet uns und passt in gewisser Weise auf uns auf – und auch auf
Simón selbst – in den Momenten, in denen er sich poetischer Allegorien bedient, die uns helfen,
dies alles auszuhalten. Denn die Lektüre bewegt, anders kann man dieses Buch nicht lesen.
Simón Radowitzky ist für diejenigen von uns, die auf dem weit entfernten Flecken unseres
Globus, der sich República Argentina nennt, aufgewachsen sind, ein bekannter Name, der wie
ein Raunen nach russischem Schnee klingt, nach Feuerland, nach Anarchosyndikalismus, nach
Schmerz und Würde. Simón hat zwischen den Deckeln dieses Buches endlich einen Platz zum
Leben gefunden. Der Name von Ramón Falcón, Polizeichef von Buenos Aires – ein Mörder von
Indigenen und Arbeitern – ist noch heute in vier Straßen im Stadtraum von Buenos Aires prä-
sent. Aber die (Stadt)geographie ist arm, sie kennt nur drei Dimensionen. Doch Simón lebt in der
Vierten. Simón lebt in der Zeit.Die Zeit war immer ein Verbündeter der Juden. Sie ist ein Fluchtort. Sie ist aber vor allem die
Verheißung von der Gerechtigkeit, und dies ist ein kulturelles Element, unabhängig davon ob
man gläubig ist oder nicht. Simón beschloss, nicht auf die Gerechtigkeit zu warten, sondern – wie
im biblischen Gebot – ihr entgegenzugehen. Tzedek, tzedek tirdof. Beim Erzählen der Lebensge-
schichte hat Agustín Comotto es verstanden, auf Simóns Herz zu hören: auf das Pochen der Zeit.
Die Zeit mehr im Sinne des jüdischen Verständnisses – oder der Psychoanalyse – als im Sinne
von Chronos gebrauchend, springt er zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dabei verwebt er
Motive, verbunden von unsichtbaren Fäden: Die Kosaken mit dem Polizeichef von Buenos Aires,
die Zeloten mit dem Recht, den Tyrannen in Argentinien zu töten und mit dem eigenen Leben
dafür zu bezahlen, die Irrenanstalt mit dem Strafgefängnis.
Wie die Zeitformen einer Sprache ist die Erzählung in drei Kapitel unterteilt. Dreihundert
Lichtpunkte und Eine Menschlichkeit im Aufbruch rahmen den Kern des Buches ein, welcher uns in
der Mitte Radowitzkys wahre Zeitform enthüllt: Simón. In der Zukunft leben.
Zwischen den Dokumenten im Archiv des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte, einem
Exilort der internationalen Geschichte des Anarchismus, steckt eine kleine Serviette (siehe Seite
271) mit ein paar Worten von Augustin Souchy – ein deutsch-jüdischer Anarchosyndikalist
(Weggefährte von Rudolf Rocker und Erich Mühsam, Schüler von Gustav Landauer). Souchy
kämpfte Seite an Seite mit Simón im spanischen Bürgerkrieg und ging später so wie er und
unzählige Republikaner ins Exil nach Mexiko. Als er vom Tod seines Freundes erfuhr, schrieb
Souchy auf einen so vergänglichen Alltagsgegenstand wie einer Serviette die Inschrift seines Gra-
bes: Simón Radovitzky (Raúl Gómez). Un hombre que toda su vida luchaba por la libertad y la justicia
(Ein Mann, der sein ganzes Leben lang für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft/e). In Souchys
Formulierung des spanischen Satzes hat sich ein grammatikalischer Fehler eingeschmuggelt, der
auf dem Grabstein von den spanischen Muttersprachlern „korrigiert“ wurde. Denn die Zeitform
luchaba kann den Tod nicht aushalten. Spanisch braucht gegenüber dem Tod eine klare Grenze,
eine geschlossene Vergangenheit. Der Satz – und damit Simón – wurde also zu Un hombre que
toda su vida luchó por la libertad y la justicia – Einer, der gekämpft hat. Der Tod schließt das Kapitel
endgültig ab.
Die Inschrift auf dem Grabstein wurde dargestellt, wie in ein Buch geschrieben. Es ist offen –
wie die Zeit. Mit seinem sprachlichen Fehler hat es Souchy geschafft, das Unmögliche zu be-
nennen: das Herz der Zeit, Simóns Zuhause. Und gegen alle grammatikalischen und physischen
Regeln: Simón, Bewohner der Zukunft und der Verheißung, kämpft weiter. Tzedek, tzedek tirdof.

Liliana Ruth Feierstein, Buenos Aires, im Winter 2019

 

bahoe books                                                     280 Seiten                                    26,00 €

Adnan Keskin : Unbedingt blau

Blau ist für Sahin der Inbegriff von Freiheit. Von ihr träumt er im Gefängnis genauso intensiv wie von Gönül, die er liebt. Er nimmt alles in Kauf, um die Freiheit wiederzuerlangen, steckt Mitgefangene mit seiner Freiheitsliebe an und gräbt einen Tunnel, dem Licht entgegen, der Freiheit entgegen, dem Blau entgegen… Und beim nächsten Gefängnisaufenthalt gleich einen zweiten Tunnel… Unbedingt Blau ist nicht nur eine abenteuerliche Fluchtgeschichte, sondern auch ein Zeitdokument, das einen Einblick in die 1970er und 1980er Jahre der Türkei ermöglicht, für die, die sie nicht selbst erleben mussten. Es beschreibt, kritisch, aber auch selbstkritisch, die seelische Verfassung und die Beweggründe jener Jugend, die sich von den Ideen der Linken angezogen fühlte und die Welt retten wollte, oder zumindest das Land…

Aus dem Türkischen von Hülya Engin

 

 

bahoe books                                                          372 Seiten                                         18,00 €

„Ich würde es wieder tun“ Texte aus dem kolumbianischen Knast

Die Autor*innen des Buches sind politische Gefangene in kolumbianischen Knästen. Sie sind Frauen und Männer die aus politischen Gründen und Motiven im Kontext eines über 50-jährigen sozialen und bewaffneten Konflikts in Kolumbien ihrer Freiheit beraubt sind. Die Texte, die sie während ihres Knastaufenthaltes verfasst haben, erzählen von den harten Tagen im Freiheitsentzug, von Gründen und Träumen, die sie überzeugt und geleitet haben sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen, um dem Terror des Staates mit Widerstand zu begegnen.

Die Gefangenen sind politische und widerständige Subjekte. Das Gefängnis wird nicht als Ort der Niederlage, sondern von den politischen Gefangenen als ein weiterer Ort des Kampfes verstanden. Die Texte liefern keine historischen und politischen Erklärungen oder Analysen, es sind Texte die Geschichte von unten erzählen. Sie erzählen über die entwürdigenden Bedingungen, die Trauer und die Mutlosigkeit, den Schmerz. Sie sprechen aber auch von Hoffnung.

Mal mehr, mal weniger verraten die Autor*innen über sich und ihr Leben. Alle waren und sind in sozialen Bewegungen aktiv, oder in bewaffneten Organisationen, wie den Bewaffneten Revolutionären Streikkräften Kolumbiens (FARC) und der Nationale Befreiungsarmee (ELN). Es sind Gedichte, Geschichten und Zeugnisse des Lebens in Gefangenschaft, mit denen sie sich der Entpolitisierung ihrer Lebenswirklichkeiten widersetzen.

Das Buch , bereits 2015 erschienen und schnell vergriffen, ist ein Produkt der Arbeit von REDHER (Red de Hermandad y Solidaridad de Colombia) sowie des Solidaritätskomitees CSPP (Comité de Solidaridad con Presos Políticos) und besteht aus 18 Texten von Frauen und Männern, die aus politischen Gründen inhaftiert worden sind. Durch diese Publikation, die auf Deutsch übersetzt wurde und in verschiedenen deutschen Städten vorgestellt wurde, gewähren die Herausgeber*innen einen Einblick in die Gefängnisse Kolumbiens. Sie dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und versuchen, sie sichtbar zu machen. Beide Organisationen wollen mit diesem Buch dazu beitragen, die Geschichte von unten zu erzählen – was auch bedeutet, politische Gefangene zu Wort kommen zu lassen.

Wir vom Kollektiv Schwarze Risse sind froh, noch einen Restbestand dieses zeitlosen Dokuments

bekommen zu haben!
Redher / CSPP (Hg.).                                            Paperback. 117 S.                                          5,00 €

Buchvorstellung: „Krisen • Kämpfe • Kriege Bd. 2“ mit Detlef Hartmann am 30. Oktober

Buchvorstellung & Diskussion :Krisen • Kämpfe • Kriege Bd. 2

Innovative Barbarei gegen soziale Revolution

mit Detlef Hartmann

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»Wüten im Fortschritt« ist eine treffende Formel für den Weg der barbarischen Gewalt des 20. Jahrhunderts mit seinen Weltkriegen, Genoziden und Massakern.
Gegen alle Legenden waren es nicht die rückwärtsgewandten Kräfte, die diesen Weg bestimmten. Es waren die Avantgarden der epochal angelegten Innovationsoffensive des Fordismus und seiner Schlüsselindustrien. Sie zielten auf die »schöpferische Zerstörung« der Gesellschaften, orientiert an den Vorstellungen der umfassenden Rationalisierung zu einer »sozialen Maschine« von Massenproduktion, Massenkonsum und Massenkultur.

Unbestritten war es Deutschland, das den Weg der Gewalt in singulär grausamen Formen mit allen bekannten Ungeheuerlichkeiten bahnte. Allerdings begaben sich auch konkurrierende Länder von den USA über Japan bis hin zur Sowjetunion auf diesen Weg. Was sich entgegenstellte, sollte herausgesäubert und beseitigt werden.

Detlef Hartmann zeichnet den Weg minutiös nach. Er legt die Strategien offen, die Widerstände Hunderter Millionen Menschen blutig aufzureiben, die die sozialrevolutionären Vorstellungen ihrer »moralischen Ökonomie« aus den Dörfern bis in die Metropolen trugen.
Der Weg führte durch zwei schwere Krisen (1913/14 und 1929) hindurch zu ihrer jeweiligen Lösung in zwei mörderischen Kriegen, in denen das »Wüten im Fortschritt« seinen Durchbruch suchte.

Ein radikales, aufrüttelndes Buch, das einen großen Teil nicht nur linker Geschichtsschreibung und Mythenproduktion auf den Prüfstand stellt – mit besorgniserregenden Perspektiven für die Zukunft –, und eines der wichtigsten Werke linker Selbstvergewisserung im noch kurzen 21. Jahrhundert.

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Mittwoch, den 30.10.2019 | 20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a

U-Bahn Mehringdamm

Eintritt frei

Buchempfehlungen

A.G. Lombardo
Graffiti Palast
Roman
Kunstmann Verlag
22 Euro
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Los Angeles, 1965. Die Stadt brennt. Die Wut der Unterdrückten bricht sich ungezügelt Bahn. Auf seiner gefährlichen und rauschhaft-jazzigen Odyssee durch die Stadt liest Americo Monk im Aufstand der Zeichen die Zeichen der Revolte.

Heruntergekommene Wohnblocks, verwitterte Werbetafeln, Hoodoo-Altäre an Häuserecken, Schnapsläden und Barbershops. Americo Monk, Semiotiker und Stadtforscher, ist in den Ghettos von Los Angeles unterwegs. Er dokumentiert die Graffiti der rivalisierenden Gangs und erzählt die Geschichten der Bevölkerung. Sein prall gefülltes Notizbuch enthält wertvolles Wissen, eine geheime Kartografie der Macht, und alle haben es darauf abgesehen: die strammen Soldaten der Nation of Islam, die chinesischen Gangster in den schummrigen Opiumhöhlen, die bis an die Zähne bewaffneten Mexikaner mit dem leuchtend weißen Marihuana und die Cops vom LAPD. Als die Polizei wieder einmal willkürlich und mit brutaler Gewalt zwei Schwarze festnimmt, brechen die Aufstände von Watts aus. Monk irrt von einer surreal-albtraumhaften Begegnung zur nächsten, doch zu Hause am anderen Ende der Stadt wartet seine schwangere Freundin Karmann Ghia auf ihn und macht sich größte Sorgen. Wird es ihm gelingen, sie wiederzusehen? A.G. Lombardo zeichnet das vielschichtige Porträt einer Stadt in Revolte, in dem Mythologie, Popkultur und urbane Legenden verschmelzen. Gleichzeitig erzählt er die Geschichte der Schwarzen in den USA, die sich in den Ghettos verdichtet. Ein sprachlich und rhythmisch umwerfendes Debüt.

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Tommy Orange

Dort Dort

Hanser Verlag

22 Euro

Tommy Orange gibt mit seinem vielbesprochenen Bestseller „Dort dort“ Native Americans eine Stimme. „Eine neue Art amerikanisches Epos.“ (New York Times)

Jacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor vielen Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten indianischen Lebens. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben, und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und Tony ist mit dunklen Absichten gekommen. „Dort dort“ ist ein bahnbrechender Roman, der die Geschichte der Native Americans neu erzählt und ein Netz aufwühlend realer Figuren aufspannt, die alle an einem schicksalhaften Tag aufeinandertreffen. Man liest ihn gebannt von seiner Wucht und seiner Schönheit, bis hin zum unerbittlichen Finale.

Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand

An all meine deutschsprachigen Brüder und Schwestern in Europa und anderswo:Während ich hier in meiner Zelle sitze – „meinem Zuhause“, wie wir es in diesem unseligen amerikanischen Gulag nennen, in dem so viele meiner indigenen Schwestern und Brüder ein zerstörtes Leben fristen müssen –, wirbeln mir die neuesten Nach-richten durch den Kopf … Europa ist in Aufruhr, zig Millionen Flüchtlinge auf der Welt, gerade erst haben Menschen in Paris, Mali, über dem Sinai und so vielen, vielen Teilen der Welt Hunderte von Unschuldigen getötet… Aberwitzige Bombenangriffe von US-amerikanischen, russischen, französischen Kampffliegern, auch sie vorwiegend auf unschuldige Menschen.
Ja, bombardieren wir die Unschuldigen! Das wird ihnen eine Lehre sein!

Meine lieben Mitmenschen – welchen Weg werden wir gehen? Ich sitze hier auf meinem Gefängnisbett in diesem kalten Sarkophag aus Stahl, gewärmt von dem Wissen, dass dieses neue Buch in deutscher Sprache seinen Weg in viele seelenverwandte Herzen in vielen Ländern finden wird. So werden die Leser ein persönliches Gefühl dafür bekommen, wer ich bin und wer die Menschen meines Volkes sind…

Traumfänger-Verlag                                                  485 Seiten                                              14,90 €

Roman Danyluk : Blues der Städte

Die Bewegung 2. Juni – eine sozialrevolutionäre Geschichte

Infolge der globalen Sozialrevolte 1967/68 nahmen junge Menschen in vielen westlichen Ländern den bewaffneten Kampf auf. In Westberlin waren dies Militante, die aus dem widerständigen, subproletarischen Milieu der Mauerstadt stammten Sie gründeten 1972 die Bewegung 2. Juni.

Diese Westberliner Stadtguerilla existierte bis 1980 und scheint aus dem Gedächtnis der Linken fast völlig verschwunden zu sein.

Das vorliegende Buch über die Entstehung und Geschichte der Bewegung 2. Juni will dieser (linken) Geschichtsvergessenheit entgegentreten. Der Autor Roman Danyluk leistet damit einen Beitrag zur Aufarbeitung der Wirkungsweise revolutionärer Opposition und militanten Widerstands in Deutschland.

 

Dabei wird deutlich, dass die Erfahrungen der Menschen in bewaffnet kämpfenden Gruppen Teil des Emanzipationskampfes sind – und somit ein Stück Geschichte und Erkenntnis der sozialrevolutionären Linken.

Verlag Edition AV                                             548 Seiten                                                        2o,oo €

Marina Achenbach: Ein Krokodil für Zagreb am 15. März

Romanlesung mit der Autorin.

Sarajevo – Berlin DDR – Zagreb – München, dem unermesslichen Geschehen des zwanzigsten Jahrhunderts nachtasten. Das Mädchen, 1917 geboren, reitet von Sarajevo aus mit dem Vater zu bosnischen Bergdörfern, wo Aufruhr glimmt. Als junge Journalistin trifft sie in Zagreb auf den deutschen Emigranten, einen Theaterregisseur und Kommunisten, den ein Krokodil ins Exil begleitet. Sie gerät mit ihren zwei kleinen Kindern ins Kriegsberlin, in das Haus seiner jüdischen Mutter und weiter bis an die kühle Ostsee. Im KZ-Außenlager Leuna sucht sie ihn, die Russen befreien sie. Beide erleben den Beginn der DDR: ihre Hoffnung, große Arbeit, Ekel vor Heuchlern, politische Verdächtigungen, Liebe und Trennungen, Angstüberwindung, Verluste und Leichtsinn.

Sein Herz versagt – ein unerwarteter Tod. Mit nun drei Kindern kehrt sie nach Jugoslawien zurück, wo sie scheitert. In München wird sie noch lange leben und immer jene finden, die sich nicht mit dem Zustand der Welt abfinden, sondern Veränderung wollen. Sie ist die Mutter der Autorin, die mit dem wundersamen Erzählstrom der Eltern und den eigenen Beobachtungen aufwuchs. Und die nach Sarajevo ging, als dort wieder Krieg war. Aus den Geschichten der Eltern und aus Wirklichkeitssplittern des Jetzt hat sie in Miniaturen ein Mosaik des Lebens erstellt. Der Grundton ist Staunen.

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Freitag, 15. März 2019

um 20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a/Mehringhof

Metro-Station Mehringdamm

 

Eintritt: frei!

Rote Zora – Guerriglia urbana femminista

Rote Zora è una rete di gruppi composta da donne e lesbiche che ha portato avanti azioni femministe di guerriglia urbana nella Repubblica Federale Tedesca dal 1975 al 1995. Anche se il contesto in cui hanno operato è lontano dal nostro, le Rote Zora sono un prezioso esempio di resistenza femminista per la loro capacità di unire la teoria alla pratica, per il modo in cui agivano non solo in difensiva ma anche in attacco, e inoltre riteniamo sempre attuali i temi da loro toccati e le loro analisi. Infatti, oltre alle lotte per l’aborto, contro lo sfruttamento sessuale e le tecnologie riproduttive, hanno agito anche all’interno di lotte sociali (trasporto gratuito, occupazione delle case, carcere, sfruttamento del lavoro salariato), contro le biotecnologie, lo Stato, l’imperialismo, il militarismo e le politiche razziste sulla migrazione, e in solidarietà a lotte di altre donne nel mondo, dimostrando di cogliere in un unico sguardo le intersezioni tra le diverse oppressioni. Soprattutto per noi sono un esempio di come sia possibile lottare contro lo Stato e i diretti responsabili delle sue violenze.

 

Selbstverlag                                     297 Seiten                   10,00 €

„Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus „

von Shoshana Zuboff
Aus dem Englischen von Bernhard Schmid

Gegen den Big-Other-Kapitalismus ist Big Brother harmlos.

Die Menschheit steht am Scheideweg, sagt die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff. Bekommt die Politik die wachsende Macht der High-Tech-Giganten in den Griff? Oder überlassen wir uns der verborgenen Logik des Überwachungskapitalismus? Wie reagieren wir auf die neuen Methoden der Verhaltensauswertung und -manipulation, die unsere Autonomie bedrohen? Akzeptieren wir die neuen Formen sozialer Ungleichheit? Ist Widerstand ohnehin zwecklos?

Zuboff bewertet die soziale, politische, ökonomische und technologische Bedeutung der großen Veränderung, die wir erleben. Sie zeichnet ein unmissverständliches Bild der neuen Märkte, auf denen Menschen nur noch Quelle eines kostenlosen Rohstoffs sind – Lieferanten von Verhaltensdaten. Noch haben wir es in der Hand, wie das nächste Kapitel des Kapitalismus aussehen wird. Meistern wir das Digitale oder sind wir seine Sklaven? Es ist unsere Entscheidung!

Zuboffs Buch liefert eine neue Erzählung des Kapitalismus. An ihrer Deutung kommen kritische Geister nicht vorbei.

 

Campus                      727 Seiten                               29,95 €

Dimitris Koufontinas: Geboren am 17. November

Dimitris Koufontinas wurde 1958 im Tabakdorf Terpni bei Nigrita in Nordgriechenland geboren. 1972 zog seine Familie nach Athen und aus den Bauern wurden Industriearbeiter. Koufontinas besuchte das Gymnasium in Exarchia und studierte anschließend Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Athen. Sein politisches Bewusstsein erwachte im Aufstand am 17. November 1973, politisch aktiv wurde er in den Klassenkämpfen des Metapolitefsi, der Transformationsperiode nach dem Sturz der griechischen Obristendiktatur. 1977 bekam er Kontakt zu illegalen Organisationsstrukturen und ging 1985 als Mitglied der Revolutionären Organisation des 17. November in den Untergrund.

Nach der Festnahme mehrere Mitglieder tauchte er 2002 bewusst aus der Illegalität auf, um die Geschichte seiner Organisation und deren revolutionäre Ziele zu verteidigen. Das Schweigen und die Geständnisse anderer Organisationsmitglieder kritisierte er als würdelos. Mittlerweile sitzt er seit 16 Jahren im Hochsicherheitstrakt des Korydallos-Gefängnisses in Athen.

Dimitris Koufontinas ist heute nach wie vor politisch aktiv und hat mehrere Bücher ins Griechische übersetzt, etwa Wie Efeu an der Mauer der Tupamaros Eleuterio Fernandez Huidobro und Mauricio Rosencof.

Wer was wissen will über die Auseinandersetzungen in Guerillagruppen (nicht nur in Griechenland) über Fragen des Wohin? mit wem? und wie? ,sollte diese politische Biographie

auf jeden Fall lesen!

 

bahoe books                                         304 Seiten               15,00 €

 

Daniel de Roulet: „Zehn unbekümmerte Anarchistinnen „

St. Imier ist eine kleine Stadt im Schweizer Jura. Eine Uhrenstadt – hier werden in den aufstrebenden Manufakturen des 19. Jahrhunderts präzise Zeitmesser namhafter Marken hergestellt. 1872 fand in eben diesem Städtchen eine Versammlung zahlreicher Anarchisten aus aller Welt – inklusive Bakunin – statt, bei der die Antiautoritäre Internationale gegründet wurde. St. Imier ist die Heimatstadt von Colette, Juliette, Émilie, Jeanne, Lison, Adèle, Germaine, Mathilde, Valentine und ihrer Schwester Blandine. Eine Heimatstadt, die ihnen zu eng wird. Sie beschließen, teilweise mit Kindern, allesamt aber ohne Männer, jedoch mit einer Longine A20 Uhr (die sie “Zwiebelchen” nennen) als Kriegskasse im Gepäck, auszuwandern. Als Ziel haben sie das chilenische Patagonien gewählt. Zwei der zehn Frauen waren bereits nach Chile gegangen, dort jedoch unter ungeklärten Umständen umgekommen. Und so machen sich die restlichen acht auf den Weg über Frankreich und den Atlantischen Ozean nach Punta Arenas.

 

Wir fassten die Emigration ins Auge, um uns ein neues Leben zu erfinden.“

 

Schon während der Überfahrt nach Amerika stirbt eine der Gefährtinnen und auch danach verringert sich ihre Zahl von Kapitel zu Kapitel. Die Neuankömmlinge trotzen dem Wetter an der Südspitze des amerikanischen Kontinents, chauvinistischen Bürokraten und der eigenen Fremdheit. Sie versuchen so frei wie möglich zu leben, bauen eine Bäckerei und eine Uhrenwerkstatt auf, erziehen ihre Kinder antiautoritär und pflegen offene Beziehungen. Zurückkehren wollen sie erst, wenn die große Umwälzung stattgefunden hat und jegliche Herrschaft abgeschafft wurde.

 

Da wir nicht an das Ende der Welt gekommen waren, um Gemüse zu putzen oder Dienstmädchen zu spielen und nur die Hälfte zu verdienen, waren wir bereit, wie Männer zu arbeiten, vorausgesetzt, es brachte uns genauso viel ein.”

 

Nach mehreren Jahren verlassen sie Patagonien, um sich einer Art Kommune auf einer Pazifikinsel anzuschließen, doch auch dort bleiben sie nicht dauerhaft. Auf all ihren Stationen erhalten sie regelmäßig Post von einem gewissen Benjamin, den sie während des Anarchisten-Kongresses in St. Imier kennengelernt hatten. Dieser Benjamin ist kein Geringerer als der italienische Anarchist Errico Malatesta, der als einer der bedeutendsten Aktivisten der anarchistischen Bewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Europa gilt .

 

Wir ziehen Bilanz: Wir haben uns Momente der Freiheit erobert, für die sich das Ganze gelohnt hat. Was zählt, ist nicht, die anarchistische Utopie zu verwirklichen, sondern Anarchistin zu sein.”

 

Letztendlich bleibt mit Valentine nur eine der zehn übrig. Sie ist es auch, die die Geschichte erzählt. Ihr Resümee ist ein zentraler Satz des Buches. Mit Zehn unbekümmerte Anarchistinnen schrieb Daniel de Roulet nicht nur ein Buch mit einer wichtigen Botschaft, sondern auch ein Stück sehr unterhaltsame, spannende Literatur. Und übrigens – Saint Imier ist bis heute die einzige anarchistisch-kommunalistisch geführte Gemeinde in der Schweiz.

Ein wunderschönes Buch!

 

Limmat Verlag                                                                 186 Seiten                                           24,00 €

 

Squatting Everywhere Kollective (SqeK) : Fighting for spaces, Fighting for our lives: Squatting Movements today

Dieses Buch (in engl. Sprache) bietet kurze Einblicke in eine vielfältige und facettenreiche Bewegung mit Berichten von lokalen Kämpfen, Erfahrungen mit (staatlicher) Repression und Geschichten eines kollektiven Lebens, erwachsen aus den besetzten Orten verschiedener Städte und Länder weltweit , inklusive Australien und den USA.

The collected essays, first-hand accounts and photographs in this book do not offer an over-arching narrative of where the squatters movement is heading. Instead the book provides glimpses into a diverse and multi-faceted movement, with accounts from local struggles, experiences of repression and stories of the collective forms of life which grow out of squatted spaces in various cities and countries throughout the world, including accounts from Rio de Janeiro, Istanbul, Seattle and Australia.

Herausgeber*innen:
Sqek (squatting europe kollective) ist ein Netzwerk bestehend aus radikalen Aktivist*innen und Forscher*innen, die in verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen in der ganzen Welt aktiv sind.
Weitere Information finden sich auf http://sqek.squat.net

 

 

edition assemblage                  356 Seiten                     14.00 EUR

Anne Reiche: Auf der Spur

Inhalt
Auf der Spur steht für den roten Faden in Anne Reiches Leben – ihre Suche nach einer politischen Praxis, die reale Veränderungen erkämpft und die gleichzeitig auch ganz für sie selbst stimmt. Das war die  Hafenstraße für sie, nach einem holprigen Weg und harten Erfahrungen, die sie aber nie dazu gebracht haben, sich damit abzufinden, dass es nicht weitergeht.
Sie war neunzehn als sie 1965 nach Westberlin zog. Dort wurde sie aktiver Teil der Protestbewegung und der ersten militanten Zusammenhänge. Dreimal verhaftet, schließlich verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Bankraub und Zugehörigkeit zur Bewegung 2. Juni. Insgesamt wurden es zehn Jahre Knast, wo sie zusammen mit den Gefangenen aus der RAF kämpfte und an den kollektiven Hungerstreiks teilnahm.
Nach ihrer Entlassung 1982 ging Anne Reiche nach Hamburg, wo sie den Kampf um die Hafenstraße mitprägte. Mit der Organisation des VIVA St Pauli Konzerts und der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Straße hat sie wesentlich zum Erhalt der Häuser beigetragen. Anne Reiche schreibt direkt und „gerade heraus“, ihre Erinnerungen an bestimmte Menschen, bestimmte Situationen sind oft so lebendig, dass
man beim Lesen das Gefühl hat, fast in Echtzeit dabei zu sein.

Zur Autorin
1946 in Esslingen geboren. Ab 1965 in Westberlin Studentenbewegung, Frauenkommune, Bewegung 2. Juni. Zehn Jahre Knast. Ab 1982 in Hamburg. Ab 1984 Hafenstraße.

 

edition cimarron                         274 Seiten                           15,00 Euro

Sebastian Lotzer: Winter is coming – Soziale Kämpfe in Frankreich

Zum Buch „Winter Is Coming“ von Sebastian Lotzer

Längst sind jenen Tagen und Nächte, als Ben Ali aus dem Land gejagt und Mubarak gestürzt wurde, als in Griechenland eine massenhafte Revolte gegen das Spardiktat der Troika in tagelangen Straßenschlachten vor dem Parlament kulminierte, als die „Bewegung der Plätze“ sich im Süden des europäischen Kontinents ebenso wie in den USA fand und versammelte, nicht mehr als eine ferne Erinnerung. Ein kurzes geschichtliches Aufblitzen, ein ferner Nebel in der Galaxie der Klassenkämpfe.

Durch Europa weht jetzt der kalte Wind des Rechtspopulismus, in dessen Windschatten Faschisten und Nationalsozialisten offen auftreten und wie der Fisch im Wasser mit schwimmen können. Ungehindert betritt der Hass auf alles und alle, die nicht als zugehörig betrachtet werden, die offene gesellschaftliche Bühne. Selbst in den lange als „liberal“ gehandelten Gesellschaften Skandinaviens finden sich immer mehr in der Figur des sozial autistischen Zombies wieder.

Winter is coming. Die Dimension dessen anzuerkennen, was auf uns zukommt, ist unabdingbare Voraussetzung dafür, vorbereitet zu sein. In der Lage zu sein, Gegenstrategien zu entwickeln, dem Gegner punktuell Niederlagen zufügen zu können. Gesellschaftliche Kerne zu bilden, die auch in schwierigen Zeiten das Überwintern garantieren, die sich ernsthaft mit den Bedingungen für erfolgreiche Gegenoffensiven auseinandersetzen.

Als im Frühjahr 2016 in Frankreich die herrschende Klasse beschloss die Arbeitsgesetzgebung nach deutschem Vorbild zu „flexibilisieren“, betrat ein neue Bewegung die Arena. Neue, unverbrauchte Parolen erklangen, zuerst waren es nur einige hundert Leute, die den Zusammenstoß mit der Staatsmacht suchten, am Rande der Demonstrationen Schaufensterscheiben einschmissen, Bankautomaten und Überwachungskameras zerstörten. Aber innerhalb weniger Wochen hatten sich an der Spitze der Pariser Demos Tausende eingefunden, die mit Tränengasbrillen und Maaloxan ausgerüstet waren, im ganzen Land wurden Schulen und Universitäten besetzt, bestreikt und blockiert, in zahlreichen Städten kam es zu Zusammenstößen mit den Bullen. Nach mehreren Fällen von rassistischer Polizeigewalt kam es in den Pariser Vororten zu Demos und Unruhen, die sich ansatzweise auch auf andere Städte ausweiteten.

Einige in dieser Zeit entstandenen Pamphlete, Texte, sowie Interviews mit Protagonist*innen der Kämpfe fasst der Band „Winter Is Coming“ zusammen. Das Buch erschien im März 2018 beim Wiener Verlag Bahoe Books.

„Stadt der Rebellion“ von Omar Robert Hamilton

Kairo, 2011. Alles scheint möglich. Die ganze Welt schaut hin, als die ägyptischen Aufständischen nicht müde werden, lautstark gegen die Diktatur zu protestieren, trotz aller Gewalt von Polizei und Militär. Mittendrin: Mariam und Khalid. Sie lernen sich im Getümmel einer Demonstration kennen, und fortan wird sie die Angst, dass dem anderen etwas zustoßen könnte, nicht mehr verlassen. Mutig kämpfen die beiden gemeinsam in einer Aktivistengruppe und versenden rund um die Uhr Nachrichten in alle Welt. Und nicht zuletzt kämpfen sie um ihre Liebe, für die keine Zeit bleibt in dem unaufhörlichen Strom von Aufgaben, die die Revolution ihnen aufbürdet, getrieben vom Gefühl der Verantwortung gegenüber ihren ermordeten oder inhaftierten Mitstreitern. Erbittert diskutieren sie darüber, welche Kompromisse sie eingehen müssen, zerrieben zwischen Hoffen und Verzweifeln. Dieser aufwühlende Roman zeigt die ägyptische Rebellion aus unmittelbarer Nähe, rasant folgt er den Revolutionären durch Kairos Straßen und über Twitter. Und auch wenn die Lage immer aussichtsloser erscheinen mag: Sie werden nicht aufgeben.

Omar Robert Hamilton ist  Mitbegründer eines Aktivisten- und Medienkollektivs in Kairo und des Palestine Festival of Literature.

 

Wagenbach                                     320 S.                       24,00 €

Neuerscheinung: „Antifeminismus in Bewegung“


Juliane Lang, UlrichPeters(Hg.):

Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt

Maskulist/innen, neurechte Populist/innen, christliche Fundamentalist/innen und organisierte Neonazis vertraten immer schon geschlechter- und familienfundamentalistische Positionen und nehmen aktuell stärker denn je aufeinander Bezug.
Mit Erfolg: In Debatten um Geschlechter- und Gleichstellungspolitik finden sich zunehmend feindbildgesonnene, antifeministische Narrative davon, was „der Feminismus“ oder an geschlechtlicher Vielfalt orientierte Gleichstellungspolitik denn sei.

Der hier vorliegende Sammelband setzt sich mit dieser Entwicklung kritisch auseinander. Antifeminismus ist kein einheitliches politisches Projekt:
viel mehr wird er von seinen Akteur/innen zu diesem gemacht. Die im Band versammelten Beiträge geben einen systematischen Einblick in die unterschiedlichen Strömungen und die sie tragenden Organisationen. In Anbetracht der Fülle antifeministischer Akteur/innen, Positionen und Aktionen, werden zentrale Themenfelder und Strategien benannt und kontextualisiert sowie Diskurse und Öffentlichkeitsfelder– in denen diese wirken – beleuchtet.
Ziel ist es, die Tragweite des organisierten Antifeminismus zu illustrieren und einen Beitrag in der Diskussion um Gegenstrategien zu liefern.

 

 

Marta Press                             336 Seiten                           20,00 €

Isabella Greif / Fiona Schmidt: Staatsanwaltschaftlicher Umgang mit rechter und rassistischer Gewalt

 Eine Untersuchung struktureller Defizite und Kontinuitäten am Beispiel der Ermittlungen zum NSU-Komplex und zum Oktoberfest-Attentat.

Nach Abschluss des NSU-Verfahrens wird es wohl mehr Fragen als Antworten zum NSU-Komplex geben. Im Prozess sind das Netzwerk des NSU, die Rolle von staatlichen Behörden und die Auswirkungen der Taten sowie der rassistisch geführten Ermittlungen für die Geschädigten und Angehörigen der Ermordeten kaum Gegenstand. Dass dem so ist, liegt zu großen Teilen in der Verantwortung der Bundesanwaltschaft. Als oberste Strafverfolgungsbehörde hat sie im NSU-Prozess eine äußerst wichtige Rolle inne. Mit der Anklage gibt die Bundesanwaltschaft die Themen des Prozesses vor und definiert gleichzeitig, was gerade nicht Sache des Prozesses ist. Sie hat sich darin bereits frühzeitig auf die These eines »isolierten Trios« festgelegt, von dem nur wenige Unterstützer*innen wussten. Die Rolle und das Wissen staatlicher Sicherheitsbehörden, wie beispielsweise dem Verfassungsschutz und seiner V-Personen, wird so explizit der strafrechtlichen Aufklärung entzogen. Es besteht ein zentraler Konflikt zwischen den Erwartungen der Nebenkläger*innen an die Aufklärung des NSU-Komplexes im Prozess und einem staatlichen Selbstschutz. Die Arbeitsweise der Bundesanwaltschaft und ihre rechtliche Stellung in Bezug zu anderen Institutionen der Strafverfolgung sind dafür ausschlaggebend. Dem wird in dem Buch mit Blick auf Kontinuitäten in der Strafverfolgung rechter und rassistischer Gewalt nachgegangen.

 

 

Welttrendsverlag                    303 S.                                 19,90 €

Renato Curcio: Das virtuelle Reich

Die Kolonialisierung der Fantasie und die soziale Kontrolle

 

Einige Firmen wie Google und Facebook, die vor fünfzehn Jahren noch nicht einmal existierten, stellen heute die mächtigsten Oligarchien des weltweiten, digitalen Kapitalismus dar. Der Internetzugang bildet das Gerüst, seine täglich bis zu drei Milliarden Nutzer die Belegschaft. Die neue digitale Technologie ist heute bereits ein fixer Bestandteil des Alltags, sie leitet und kontrolliert alle Aspekte des sozialen Lebens, vom Arbeitsplatz bis zu den Tempeln des Konsums.
Eine neue und kaum spürbare Unterwerfung des virtuellen Menschen entsteht durch die naive Verbreitung von Nachrichten, Fotos, Selfies und Wünschen auf Plattformen und sozialen Netzwerken. Der virtuelle Mensch trägt durch seine eigene Praxis zur Stärkung der Herrschaft des neuen Reiches bei.
Dieses Buch reflektiert gesellschaftliche Veränderungen, zeigt wie diese Oligarchie und diese neue Technologie unsere Vorstellungskraft im Sinne des ökonomischen Profits und der sozialen Kontrolle begrenzt und kolonialisiert. Wir kennen die längerfristigen Folgen dieses neuen Entwicklungsschrittes der kapitalistischen Produktionsweise noch nicht. Stattdessen scheint es uns notwendig, die Praktiken zur Entkolonialisierung unserer Fantasie zu verbreiten.

 

bahoe-books                   120 Seiten                           14,00 €

capulcu redaktionskollektiv : DISRUPT!

 

Widerstand gegen den technologischen Angriff

DISRUPT! beschreibt die Versuche, das menschliche Dasein den Anforderungen einer reduktionistischen künstlichen Intelligenz zu unterwerfen. Der Anpassungsdruck des Menschen an die Maschine wirkt bereits jetzt – weit vor einer vollständigen Vernetzung aller mit allem. Das redaktionskollektiv çapulcu dechiffriert diese – oft unhinterfragte – Entwicklung als Angriff auf unsere Autonomie und analysiert seine endsolidarisierende Wirkung. Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent politisch.

Mit Macht vorangetriebene technologische Schübe sind schwer und selten umkehrbar, sobald sie gesellschaftlich erst einmal durchgesetzt sind und der darüber geprägte ›Zeitgeist‹ selbstverstärkend für die notwendige Stabilisierung gesorgt hat. Warten wir, bis sämtliche Erscheinungsformen und Konsequenzen dieses Angriffs auf unsere Sozialität (all-)gegenwärtig geworden sind, haben wir verloren. Es bliebe uns dann nur noch eine Analyse der vermeintlichen ›Entwicklung‹ in Retrospektive.

Ein Gegenangriff auf die Praxis und die Ideologie der totalen Erfassung erscheint deshalb zwingend notwendig. Die Autor*innen plädieren für die Wiederbelebung einer praktischen Technologiekritik zwischen Verweigerung und widerständiger Aneignung spezifischer Techniken.

Unrast-Verlag                    160 Seiten                12,80 €

 

 

Das redaktionskollektiv çapulcu steht für öffentlich beworbene Veranstaltungen und Schulungen zur Verfügung. Daneben bietet es geschlossene Schulungen und Beratung für linke Aktivist*innen, Journalist*innen und Anwält*innen an: Disrupt – Widerstand gegen den technologischen Angriff (Vortragsveranstaltung 60 min. + Diskussion) | Der technologische Angriff (Vortragsveranstaltung 90 min. + Diskussion) | Tails-Schulungen (2–6 stündige Seminare zur digitalen Selbstverteidigung)

Endlich erschienen!! Wu Ming | Ravagli : Kriegsbeile

Aus dem Italienischen von Klaus-Peter Arnold

Jahrtausendwende, Italien.

Eine interkontinentale Bewegung entsteht – Seattle, Chiapas, G8-Gipfel in Genua. Daniele Zani, ein junger Anwalt aus dem Umfeld der Tutte Bianche, kämpft für das Aufenthaltsrecht von Flüchtlingen und gegen ihre Internierung in Lagern. In der Bar Nicola, dem »Kreml«, lauscht er den Erzählungen ehemaliger Partisanen.

Daniele ist auf der Suche nach Geschichten, die das Verdrängte thematisieren, die Lügen und den Selbstbetrug der Nachkriegszeit aufdecken und die Erinnerung an die Resistenza, den »verratenen Widerstand«, wachhalten.

Bei seiner Recherche spürt er Vitaliano Ravagli auf, den »Vietcong aus der Romagna«, und hört von weiteren unglaublichen Geschichten aus dem Widerstand gegen Kolonisierung, Faschismus und Unterdrückung. Ravagli ging, angestachelt durch die Kämpfe der Partisanen und die vergebliche Suche nach Gerechtigkeit im Nachkriegsitalien – die Faschisten und Kollaborateure blieben ungestraft, Partisanen wurden verhaftet oder mussten fliehen – nach Indochina. Mit einer Gruppe von Italienern, Spaniern und Deutschen traf er in Saigon ein, um auf der Seite der Vietminh und später des Vietcong zu kämpfen.

Wir begegnen Ho Chi Minh, dem weltgewandten, genialischen Anführer der Vietminh. Wir erleben den Indochinakrieg der 1950er-Jahre hautnah – den Krieg vor dem »Vietnamkrieg«. Ravagli führt uns mitten in den Dschungel mit all seinen Grausamkeiten: Hitze, Schmutz, Schlangen, Mücken und den gnadenlosen Feinden, die aus der Luft mit Kampfhubschraubern angreifen und Bomben abwerfen.

assoziation A                        448 Seiten                   26,00 €

Reinisch, Dieter: Die Frauen der IRA

Cumann na mBan und der Nordirlandkonflikt 1968–1986

Nordirland durchlebte den längsten und blutigsten Konflikt in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Sommer 1969 führten die brutale Niederschlagung von Bürgerrechtsmärschen, Pogrome gegen die katholische Minderheit und Attentate zur Entsendung der britischen Armee. Der Krieg sollte fast 30 Jahre andauern und über 3000 Menschen das Leben kosten. Im Jahr 1998 fand er mit einem Waffenstillstand sein – vorläufiges? – Ende.

Als Kriegsparteien kämpften auf der einen Seite die britische Armee, die nordirische Polizei und loyalistische Paramilitärs. Ihnen gegenüber standen republikanische Gruppierungen, die das Ziel einer ungeteilten demokratisch-sozialistischen Republik Irland verfolgten. Die bedeutendste militärische Organisation aufseiten der Republikaner war die Irisch-Republikanische Armee (IRA). Neben der männlich-dominierten IRA existierte jedoch auch eine irisch-republikanische Frauenorganisation namens „Cumann na mBan“ („Organisation der Frauen“).

Das vorliegende Buch ist die erste Studie über die Frauen­organisation der IRA während des Nordirlandkonflikts. Dieter Reinisch greift dabei auch auf über zwei Dutzend Interviews mit Aktivistinnen der Cumann na mBan zurück, die er selbst führte. Er beschreibt ihren Wandel von einer IRA-Hilfsorganisation in den 1960er-Jahren zu einer effektiven Frauenarmee in den 1970er-Jahren und schließlich ihre darauffolgende Kaltstellung durch die IRA-Führung.

 

 

 

Promedia   Verlag                                                     208 Seiten                                              20,00 €

Karl Heinz Roth, Hartmut Rübner : Reparationsschuld

Karl Heinz Roth, Hartmut Rübner

Reparationsschuld

Hypotheken der deutschen Besatzungsherrschaft in Griechenland und Europa

Die Reparationsfrage ist nach wie vor ein brisantes und umstrittenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Während die großen Siegermächte in den ersten Nachkriegsjahren umfangreich entschädigt wurden, gingen die kleineren Länder Europas und zahlreiche Opfergruppen weitgehend leer aus. Zu ihnen gehörte auch Griechenland, das bis auf den heutigen Tag Entschädigungen für die Opfer der Massaker und die Ausplünderung seiner Volkswirtschaft einfordert. Einer umfassenden, alle ehemals besetzten Länder und alle Opfergruppen einschließenden Kriegsentschädigung hat sich die deutsche Machtelite bis heute verweigert.

 

 

Karl Heinz Roth und Hartmut Rübner analysieren in diesem Arbeits- und Dokumentenband die Kontexte, die strategischen Optionen und Taktiken des deutschen Vorgehens, die in der Ausklammerung der Reparationsfrage aus dem De-Facto-Friedensvertrag von 1990 („Zwei-plus-Vier-Vertrag“) kulminierten.

Metropol Verlag                         645 Seiten                             29,90 €

The House That Race Built

 Original Essays by Toni Morrison, Angela Y. Davis, Cornel West, and Others on Black Americans and Politics in America Today

In these essays, brought together by the scholar Wahneema Lubiano, some of today’s most respected intellectuals share their ideas on race, power, gender, and society.The authors, including Cornel West, Angela Y. Davis, and Toni Morrison, argue that we have reached a crisis of democracy represented by an ominous shift toward a renewed white nationalism in which racism is operating in coded, quasi-respectable new forms.
vintage                            324 pages                                19,00 €

If They Come in the Morning … : Voices of Resistance

Edited by Angela Y. Davis
With race and the police once more burning issues, this classic work from one of America’s giants of black radicalism has lost none of its prescience or power
One of America’s most historic political trials is undoubtedly that of Angela Davis. Opening with a letter from James Baldwin to Davis, and including contributions from numerous radicals such as Black Panthers George Jackson, Huey P. Newton, Bobby Seale and Erica Huggins, this book is not only an account of Davis’s incarceration and the struggles surrounding it, but also perhaps the most comprehensive and thorough analysis of the prison system of the United State.Since the book was written, the carceral system in the US has seen unprecedented growth, with more of America’s black population behind bars than ever before. The scathing analysis of the role of prison and the policing of black populations offered by Davis and her comrades in this astonishing volume remains as pertinent today as the day it was first published.

Featuring contributions from George Jackson, Bettina Aptheker, Bobby Seale, James Baldwin, Ruchell Magee, Julian Bond, Huey P. Newton, Erika Huggins, Fleeta Drumgo, John Clutchette, and others.

verso books                                                       288 pages                                              12,00 €

Undercover (…remember Mark Kennedy!!)

Die Geschichte der britischen Geheimpolizei

Sie brechen das Gesetz. Sie schlafen mit dem Feind. Sie schwängern politisch aktive Frauen, damit sie in der Bewegung glaubwürdiger wirken. Dieses Buch der beiden Guardian-Journalisten Rob Evans und Paul Lewis erzählt die Geschichte des Undercover-Einsatzes von verdeckten Ermittlern gegen Protestbewegungen der letzten 40 Jahre in Grossbritannien und dokumentiert ihre skrupellosen Vorgangsweisen, Methoden und Techniken.

«Revolutionäre Zeiten riefen nach revolutionären Lösungen. Der radikale Plan war nichts weniger als ein neues Konzept der Polizeiarbeit. Beamte des Special Branch sollten sich in Aktivisten verwandeln und mehrere Jahre mit ihrer falschen Identität leben. Während der gesamten Zeit der verdeckten Ermittlungen würden sie keine Uniformen tragen und überhaupt keinen Fuss in ein Kommissariat setzen, ausser natürlich, falls sie in ihrer Rolle als Aktivisten verhaftet werden würden. Dann würden sie sich schreiend, tretend und in Handschellen abführen lassen. Die verdeckten Ermittler würden mit falschen Ausweisen ausgestattet sein, ihre Haare lange wachsen lassen und mit einem radikalen politischen Milieu verschmelzen, um mit Informationen über sämtliche Verschwörungen zurückzukommen.»

 

Unbedingt lesen!

 
bahoe verlag                                                               288 Seiten                                16,00 €

„Mit Baumhäusern gegen Bagger“

Geschichten vom Widerstand im rheinischen Braunkohlerevier

Der Hambacher Forst, Mitteleuropas letzter „Urwald“, wird gerodet durch Europas größten Klimakiller – RWE.
Die Folgen des rheinischen Braunkohlereviers sind verheerend: Zwangsumsiedlungen, Bergschäden, Feinstaub-Belastungen, Verlust von Kulturerbe, Menschenrechtsverletzungen, Klimawandel und Flucht.
Um dem ein Ende zu setzen, besetzten im April 2012 Umweltaktivist*innen den bedrohten Wald. In diesem Buch erzählen sie ihre Geschichten von Nächten in Baumhäusern, Baggerblockaden und dem Versuch ein alternatives Leben in dieser zerstörerischen Gesellschaft zu verwirklichen.

 

„Ursprünglich sollte es nur ein Zine, also eine kleine Broschüre, werden. Doch jetzt sind so viele interessante Texte zusammen gekommen, dass wir beschlossen haben daraus ein Buch zu machen.“

 

Aus dem Inhalt:

Warum ist der Hambacher Forst so besonders? Wo liegt der Unterschied zwischen legitim und legal? Wie lassen sich Sabotage und direkte Aktionen moralisch begründen? Wie fühlt es sich an aus einem Baumhaus geräumt zu werden, in dem man monatelang gelebt hat? Und wie kann man mit Polizeigewalt umgehen?

 

 

Packpapier-Verlag                                           16,00 €                                                    195 Seiten

endlich neu: „Wege durch die Wüste“

Antirepressionshandbuch für die politische Praxis

 

Was tun, wenn die Repression uns in Form von Ermittlungen, Platzverweisen, Festnahmen, Überwachung, Durchsuchungen, Vorladungen … trifft? Grundlegend überarbeitet bietet der Ratgeber nicht nur einen schnellen Überblick. Er vermittelt zu allen Themen auch die weitergehenden Zusammenhänge, verweist auf Erfahrungen aus der politischen Praxis und Diskussionen, die für einen Umgang mit Repression unverzichtbar sind.

„Wege durch die Wüste“ beschäftigt sich aus einer strömungs- über greifenden linksradikalen Perspektive mit Formen staatlicher Repression wie Überwachung, Polizeigewalt, Justiz und Knast.
Das Buch ist als Ratgeber für die politische Praxis gedacht und enthält Tipps für einen wirkungsvollen und solidarischen Umgang mit den Versuchen des Staates, linken Protest zu kriminalisieren und jeglichen Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse zu brechen.
„Wege durch die Wüste“ ist selbst das Ergebnis intensiver Diskussionen und soll zu weiteren inhaltlichen und praktischen Auseinandersetzungen mit dem Thema Repression beitragen und anregen.

Aus dem Inhalt:

Über Repression| Aussageverweigerung | Unsere Strukturen schützen und Einsatz verdeckter Ermittler*innen | Anquatschversuche | Facebook, Whats-App & Co

Unsere politische Praxis | Hit and Run | Demoanmeldung | Vor und auf Demonstrationen | Ruhig Blut! |Psychische Folgen von Repression | Platzverweise und Ingewahrsamnahmen| Ausreiseverbote, Meldeauflagen, „Gefährder*innenanschreiben“ | Freiheitsentziehende Maßnahmen | Demonachbereitung | Gedächtnisprotokolle | Vorladungen

Der Weg eines Ermittlungsverfahrens | Das Ermittlungsverfahren | Ermittlungen nach den §§ 129a/b StGB | Kontrollen und Durchsuchungen | ED-Behandlung (Erkennungsdienstliche Behandlung) | Strafbefehle und Bußgelder | Prozesskostenhilfe, Beratungshilfe, Rechtsschutzversicherung | Die Prozessführung | Das Schnellverfahren | Das Jugendstrafrecht | Hinweise für Menschen ohne deutschen Pass | Rechtsanwält*innen

Überwachung | Die technischen Mittel der Überwachung | ComputerUnsicherheit | Genetischer Fingerabdruck | Biometrie

Europa

Ermittlungsausschuss | Aufbau eines Ermittlungsausschusses | Gründung eines EA

 

edition assemblage                                         256 Seiten                                           9.80 Euro


KOP(Hg.):“ Alltäglicher Ausnahmezustand“

Institutioneller Rassismus in deutschen Strafverfolgungsbehörden
Seit einigen Jahren taucht der Begriff „Racial Profiling“ immer häufiger in der öffentlichen Debatte auf. Zumeist wird darunter eine diskriminierende Kontrollpraxis der Polizei etwa in Zügen verstanden. Ausgeblendet bleiben jedoch die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Das Buch verbindet erstmals für den deutschen Kontext aktivistische und wissenschaftliche Perspektiven auf Rassismus in Polizei und Justiz. Es bezieht Position gegen eine verkürzte Debatte über „Racial Profiling“. Die einzelnen Beiträge geben einen Einblick in die Arbeit der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP), beleuchten Aspekte rassistischer Kriminalisierung und rufen zu Widerstand auf. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland, aber auch Entwicklungen in Kanada und in Großbritannien werden einbezogen.

Herausgeber:
Herausgeber ist die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP). KOP ist eine Gruppe von Aktivist_innen, die sich seit 2002 für Betroffene rassistischer Polizeigewalt einsetzt. KOP organisiert einen Rechtshilfefonds, dokumentiert rassistische Polizeiübergriffe, begleitet Gerichtsprozesse und zeigt Präsenz auf der Straße.

 

edition assemblage                                               144 Seiten                                           9.80 Euro

Lesung mit Ilija Trojanow: „Macht und Widerstand“ am 29.9.2016

Lesung und Diskussion mit dem Autor

Von Überzeugungen und dem Preis, den Menschen dafür zahlen , erzählt Ilija Trojanow in seinem Roman „Macht und Widerstand“. In jeweils abwechselnden Kapiteln erzählt der Autor von Konstantin, einem Anarchisten, und von Metodi, einem hohen Offizier der ehemaligen Staatsicherheit. Beide erinnern sich an ihren Werdegang in den 1950ger Jahren und an ihre Erlebnisse in Bulgarien, wobei ihre Erinnerungen bis in die Gegenwart hinein reichen.

Auf der einen Seite steht Metodi, der von Jugend auf an den Kommunismus glaubt. Schnell erkennt er, dass nur Macht ein Garant für das Überleben ist. Metodi wird Offizier, Opportunist, Karrierist, der sogar seinen alten Lehrmeister verrät, um schnell die Karriereleiter nach oben zu klettern. Auch nach dem politischen Umbruch sieht er sich immer noch im Recht, er bereut nichts, denn für ihn ist und war die Staatssicherheit der einzige Garant für die Stabilität und Sicherheit des Staats.

Auf der anderen Seite steht Konstantin. Als Anarchist lehnt er sich gegen die sozialistische Herrschaft auf, fällt schon in der Schule der Stasi ins Auge. Im Untergrund plant er mit einer Gruppe Gleichgesinnter Aktionen gegen die sozialistische Diktatur. Als Staatsfeind – und Sohn eines Regimekritikers, der mental gebrochen wurde – steht er unter ständiger Beobachtung. Durch ein riesiges Spitzelsystem bekommt die Stasi die Informationen , die sie benötigt, um Konstantin ins Gefängnis zu bringen. Folter – mental als auch physisch – übersteht Konstantin , er ist in seinen Überzeugungen soweit gefestigt, dass er sie und seine Kameraden nie verrät.

In den 1990ger Jahren, nach dem politischen Umbruch in Bulgarien, will Konstantin seiner Vergangenheit auf die Spur kommen. Aber das „demokratisierte“ Bulgarien arbeitet seine sozialistische Vergangenheit nicht auf . Wer in den Akten nicht existiert, kann nie im Gefängnis gewesen oder gar misshandelt worden sein – für Konstantin heißt das, dass er laut offizieller Stellungnahmen nie im Gefängnis war! Seine Geschichte existiert einfach nicht. Doch Konstantin lässt nicht locker, er will um jeden Preis seine vollständigen Akten sehen, denn es geht ihm nicht nur um Gerechtigkeit, es geht um seine Geschichte als Widerstandskämpfer, und es geht um seine Befürchtungen, die allmählich zur Gewissheit werden: Verrat, der bis in die engsten Freundes- und Familienkreise reicht!

Er bezahlt dafür einen hohen Preis: er kann niemandem mehr wirklich trauen, sein Verhältnis zur Gegenwart ist distanziert. Für seine Kameraden und Freunde ist er jemand , der die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann.

Trojanow versucht nicht nur ein Stück Geschichtsaufarbeitung in einem post-kommunistischen Land, er macht zugleich (anarchistische) Kämpfe sichtbar, die Menschen unter härtesten Bedingungen in Lagern und Knästen geführt haben, um ihre Würde zu bewahren und sich nicht brechen zu lassen.

Kommt alle!

Donnerstag, den 29.September 2016

20:00 Uhr

Buchladen Schwarze Risse

Gneisenaustr. 2a (U-station Mehringdamm)

Eintritt:frei !

 

Legenden um Entebbe

 

Markus Mohr (Hg.)

Legenden um Entebbe

 

Ein Akt der Luftpiraterie und seine Dimensionen in der politischen Diskussion

 

Am 27. Juni 1976 wurde eine Air-France Maschine auf dem Flug von Tel Aviv nach Paris gekapert und nach Entebbe in Uganda entführt. Über 250 Geiseln gerieten in die Verfügungsgewalt eines westdeutsch-palästinensischen Kommandos. Ziel war die Freipressung von 53 politischen Gefangenen in den Gefängnissen von Kenia, Israel, Frankreich, der Schweiz und der Bundesrepublik. Der Staatspräsident von Uganda, Idi Amin, besuchte mehrfach die Geiseln in dem alten Terminal des Flughafens. Nachdem ein Teil der Passagiere von den Luftpiraten freigelassen worden waren, wurde die Entführung in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli durch einen überraschenden Coup der israelische Armee beendet. Es gab viele Tote, an die hundert Geiseln wurden befreit.

Die Tatsache, dass zwei westdeutsche Guerillas der Revolutionären Zellen mitverantwortlich für die Entführung jüdischer und israelischer Geiseln waren, löst bis in die Gegenwart anhaltende Diskussionen aus. Kann Entebbe – wie vielfach behauptet – als ultimativer Beweis für den Antisemitismus der Linken gelten?
»Das Geiseldrama von Entebbe wird Gegenstand von Forschung, Dichtung und Legende sein.«  Yitzhak Rabin

Während die Ereignisse bisher kaum wissenschaftlich erforscht sind, ist ihre diskursive Bedeutung vielfältig aufgeladen. Die quellenkritisch fundierten Beiträge in diesem Buch hinterfragen das ›Selektionsnarrativ‹ und beleuchten die damit verknüpften Interessen damaliger wie gegenwärtiger Akteure. Das kann bedeuten, die Dinge noch komplizierter zu fassen, als sie ohnehin schon sind.

 

 

ISBN978-3-89771-587-5        Seiten: 400                  19,80 €


Eine Reise durch Nordkurdistan im Krieg

Lower Class Magazine
Hinter den Barrikaden
Eine Reise durch Nordkurdistan im Krieg

 

Im Herbst 2015 begann die Belagerung mehrheitlich kurdischer Städte im Südosten der Türkei durch Einheiten der türkischen Polizei und des Militärs. In Hochburgen der kurdischen Befreiungsbewegung wurden sogenannte Ausgangssperren verhängt, hunderte Zivilisten verloren durch Scharfschützen-, Artillerie- und Panzerfeuer ihr Leben.
Als Reaktion auf die brutalen Angriffe formierten sich lokale Zivilverteidigungseinheiten (YPS) der kurdischen Bevölkerung. Die Gräben und Barrikaden, die die oft sehr jungen Kämpfer*innen aushoben und aufbauten, wurden zum Symbol einer neuen Phase des Ringens um demokratische Autonomie.
Fünf Kolleg*innen des linksradikalen Nachrichtenportals Lower Class Magazine besuchten im Januar und Februar 2016 die Kampfgebiete: Diyarbakır-Sur, İdil, Nusaybin, Silopi, Cizre und Yüksekova. Ihre Reportagen versammelt dieser Band.

Lower Class Magazin:
low budget underground journalism aus Berlin, Wien und dem Rest der Welt
ISBN 978-3-96042-012-5        184 Seiten             13.80 EUR

 

Emma Goldmann und die spanische Revolution

David Porter

Entfachte Utopie

 

 

Emma Goldman über die Spanische Revolution

Die Spanische Revolution war Emma Goldmans letzter großer Kampf für die Ideale des Anarchismus. Sie reiste zwischen Juli 1936 und April 1939 dreimal für jeweils mehrere Monate in das revolutionäre Spanien, besuchte im ganzen Land selbstverwaltete Fabriken und Agrarkollektive, anarchistische Gewerkschaften und Vereine, hielt Reden und Vorträge, machte Radiosendungen und koordinierte Geldsammlungen. Offiziell von der CNT/FAI eingeladen, verbrachte sie die ersten Monate der Revolution in Barcelona, wo sie das CNT/FAI-Bulletin mit herausgab. In London arbeitete sie 1937 als offizielle Repräsentatin der CNT/FAI und schrieb sie regelmäßig Artikel für das 14-tägige Magazin Spain and the World und für das New Yorker Blatt Spanish Revolution.  Als kurz vor ihrem 70. Geburtstag Franco den Sieg der Faschisten erklärte, ging sie nach Kanada, wo sie ein Jahr später – während einer Vortragstour zur Unterstützung republikanischer Spanienflüchtlinge und von Deportation bedrohter italienischer Genoss_innen – an einem Herzinfarkt verstarb.
David Porter würdigt in einem Mosaik aus Briefen, Reden, Artikeln und Radiobeiträgen Goldmans, thematisch einsortiert und in den jeweiligen historischen und politischen Kontext gebettet, ihren streitbaren Kampf gegen den Franco-Faschismus und für eine freiheitliche Spanische Republik. Die dabei ausgewählten Schriften beinhalten nicht nur die Debatten, Kämpfe und revolutionäre Begeisterung, sondern bieten einen Dialog hinsichtlich der Revolution und des sozialen Wandels – einen Dialog, auf den AktivistInnen heute immer wieder stoßen werden, weil sie mit ähnlichen Themen konfrontiert sind.

 

 

ISBN978-3-89771-214-0  Seiten: 440          24,80 €


Knastratgeber endlich da!

 

Redaktionskollektiv (Hg.)

Wege durch den Knast

Alltag — Krankheit — Rechtsstreit

»Wege durch den Knast« ist ein umfassendes Standardwerk für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Es vermittelt tiefe Einblicke in die Unbill des Knastalltags, informiert über die Rechte von Inhaftierten und zeigt Möglichkeiten auf, wie diese auch durchgesetzt werden können.

Das Buch basiert auf einer Ausgabe aus den 1990er Jahren und wurde von Anwält*innen, Gefangenen, Ex-Gefangenen und Bewegungsaktivist*innen vollständig überarbeitet und aktualisiert. Diese außergewöhnliche Zusammenarbeit weist die Nähe zu den bedrückenden Fragen des Gefängnisaufenthalts aus und stellt das Buch in dieser Form als einzigartiges Werk heraus.

»Wege durch den Knast« gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil stellt die Struktur des deutschen Gefängnissystems dar und gibt in einzelnen Kapiteln von der Festnahme über die Haftbedingungen und deren gravierende Unterschiede zwischen Untersuchungs- und Strafhaft bis zu den Weiterbildungsmöglichkeiten und der Entlassung Tipps für den Knastalltag.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit den gesundheitlichen und medizinischen Aspekten der Inhaftierung. Er reicht von Anleitungen für Sport- und Gesundheitsprogramme in Eigenregie über den Umgang mit häufig auftretenden Beschwerden insbesondere auch bei Frauen bis hin zum Verhalten in akuten Notfällen und dem Umgang mit der Gefängnismedizin.

Im dritten Teil geht es um konkrete Rechtshilfe vom Verhalten gegenüber der Justiz über die gegebenen Rechtsmittel bis hin zu erläuternden Beispielen mit Musterbegründungen im Rechtsstreit.

 

ISBN 978-3-86241-449-9  600 Seiten | Paperback | 19,90 €

                                       (für Knackis umsonst!)

 

„In Our Own Words“- Mit unseren eigenen Worten-

Geflüchtete Frauen in Deutschland erzählen von ihren Erfahrungen

In 2013 we, the activists from International Women Space (IWS), set ourselves the task of documenting the lives and stories of refugee women in Germany. We approached the project in the Latin American tradition of testimonial literature – looking to amplify the voice of the voiceless.

“In contrast to conventional writing about the colonial situation, which is produced at the centers of global power and near the apices of class difference, testimonial literature is produced by subaltern peoples on the periphery or the margin of the colonial situation. Thus the margins of empire are now „writing back“ in an overdue attempt to correct the Western canon and its versions of „truth“. Testimonial literature has been defined by George Yuidice as an authentic narrative, told by a witness who is moved to narrate by the urgency of a situation (e.g., war, oppression, revolution, etc.).” – Voices for the Voiceless

Two years on, after many stories being exchanged and many women working collectively on this project, IWS is pleased to announce the launch of IN OUR OWN WORDS. The book contains texts by and about women and includes 10 testimonials of refugee women in Germany: women who could have migrated, but wouldn’t have been given a visa. Women who became refugees in their own regions before attempting to reach Europe by the deadly routes available. Women fleeing war, poverty and environmental disasters caused by corporation’s greed, women fleeing persecution for not conforming to the gender they were assigned at birth. Women running away from their own families for not accepting domestic violence perpetrated by patriarchy.

IN OUR OWN WORDS is a documentation of brave women who have fought difficult realities, we are sure it will inspire us all in the struggle for emancipation. The choice of the launch date, the 25th of November, is not accidental – it is the International Day for the Elimination of Violence against Women. Violence, specifically violence against women and gender persecution as well as the ways women find to survive such oppressions are common themes of the life experiences recorded in this book. One of IWS’s main demands is the right of women to be granted asylum on specific gender-persecution grounds, without fear of removal or deportation.

The International Women Space is a feminist political group of migrant and refugee women in Germany, it was formed in 2012 within the occupation of the Gerhart-Hauptmann School in Berlin Kreuzberg. IWS challenges dominant knowledge structures and fights against discriminatory policies and practices, which oppose the emancipation of refugee and migrant women and all women.

 

 engl.dtsch.                                                   256 Seiten                                  7,00 €

Kitchen Politics: Sie nennnen es Leben, wir nennen es Arbeit

Den feministischen Autorinnen Melinda Cooper und Catherine Waldby geht es darum, die neuen postfordistischen Produktionsweisen der Bio-Techbranche, die mit einer Inwertsetzung von Körpern einhergehen, als Arbeit sichtbar und umkämpfbar zu machen.

Ebenso wie unbezahlte Haus-und Sorgearbeit lange als außer-ökonomisch oder „natürlich“ angesehen wurde, gilt dies heute für die Verfügbarkeit von lebendigen Körperstoffen und -prozessen in Reproduktions- und Biotechnologien im Zusammenhang mit der sogenannten Eizell-„Spende“ oder „Leihmutterschaft“.
Der 3. Band der Reihe kitchen politics fokussiert die Sphäre der Reproduktionsmedizin und Biotechnologie als Bestandteil von Wertschöpfungsprozessen und diskutiert diese im Zusammenhang mit dem Konzept der Reproduktionsarbeit.

Die Übersetzung eines grundlegenden Textes von Cooper/Waldby ermöglicht eine sachkundige Einführung in die verschiedenen Technologien und deren Problematik. In einem neuen Text setzt sich Cooper kritisch mit dem Arbeitsbegriff bei Marx auseinander und hinterfragt die stillschweigende Voraussetzung des männlichen Familienernährers im bürgerlichen Recht. Ergänzend diskutieren Felicita Reuschling und Susanne Schultz – unter anderem in einem Interview mit Cooper – die politischen Konsequenzen und Grenzen einer auf den Arbeitsbegriff fokussierten Diskussion.

 

edition assemblage                                  152 Seiten                                  9,80 €

Murray Bookchin: Die Nächste Revolution

Mehr als 40 Jahre lang entwickelte Murray Bookchin seine Ideen über Kommunalismus, libertäre Ökologie und direkte Demokratie und brachte sie in die Politik der Neuen Linken ein.

Seine Schriften beeinflussten zahlreiche politische DenkerInnen und Soziale Bewegungen – von der radikalen Ökologiebewegung bis zur Antiglobalisierungsbewegung. Nicht zuletzt bezieht sich aktuell die kurdische Befreiungsbewegung in der Türkei und in Syrien auf die Weiterentwicklung von Bookchins Idee des Libertären Kommunalismus zur Praxis des Demokratischen Konföderalismus.

Mit einem Vorwort der Bestsellerautorin Ursula K. Le Guin eingeleitet, versammelt Die nächste Revolution erstmals Bookchins Essays über Freiheit und direkte Demokratie, um eine gewichtige politische Vision zu entwickeln, die vom Protest zur praktischen Transformation des Kapitalismus führen kann.

»[…] weltweit finden Diskussionen um die Frage statt, ob demokratischer Konföderalismus auch eine Alternative für die kapitalistischen Metropolen sein kann, oder ob es eine Bewegung ist, die im antikolonialen Kontext wirk­mächtig ist, in Industrienationen jedoch nicht. […] Im Rahmen sich immer weiter zuspitzender Verhältnisse ist die Lektüre von Bookchin mehr als aktuell und angebracht.«                                                                        

Michael Knapp, Kurdistan Report 181, Sep/Okt 2015

unrast verlag                                       224 Seiten                             16,00 €

„Fayvel der Chinese“

Philippe Smolarski

Fayvel Der Chinese

Aufzeichnungen eines wahnwitzigen Ganoven

 

Wie abgebrüht und wahnwitzig muss dieser Fayvel sein, um im Jahr 1941 als Jude freiwillig aus dem sicheren Exil in China zurück in die alte und nun von den Nationalsozialisten besetzte Heimat Warschau zu reisen? Einhunderttausend Dollar in bar, argentinische Pässe und ein Leibwächter,
der in seinen jungen Jahren sogar Max Schmeling im Boxkampf besiegte, sind für dieses Unterfangen genauso hilfreich wie Fayvels langjährige Erfahrungen im Drogen- und Waffenhandel.
Hinzukommen eine gehörige Portion Gerissenheit, beste Beziehungen in die jüdische Unterwelt und der unbedingte Wille, die eigene Familie aus dem Warschauer Ghetto und damit vor dem sicheren
Tod zu retten – über all dies verfügt unser Ganove

„Fayvel der Chinese“ ist ein Spionageroman, eine
Fluchtgeschichte, die so rasant erzählt wird, dass der Leser das Gefühl hat, ein Drehbuch Tarantinos in den Händen zu halten. Das Extraordinäre an dieser Veröffentlichung, dessen Autor der jüdische
Historiker und Archäologe Phillipe Smolarski ist, sind die hervorragend recherchierten geschichtlichen Details über die jüdisch-mafiösen Gruppierungen Europas in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts. Fayvels Geschichte zeigt ein wehrhaftes Judentum und exemplifiziert, dass die Grenze zwischen Opfern und Tätern heute nicht mehr in der gängigen Schwarz-Weiß-Manier
der Geschichtswissenschaften gezogen werden kann. Jüdische Gangster haben auch nach der deutschen Besetzung Polens in der Unterwelt ihre Illegalitäten getrieben und damit Gutes und Schlechtes bewirkt.

 

ISBN 978-3-945491-02-7

270 Seiten, Klappenbroschur                                                         Preis: 14,95 €

„Im weissen Kreis“

Oliver Bottini

Im weißen Kreis

Gibt es organisierte Neonazi-Strukturen in Deutschland? In welchem Umfang arbeiten Polizei und Verfassungsschutz mit Rechtsradikalen zusammen? Und besteht die Gefahr, dass eine Terrororganisation wie der NSU erneut in Deutschland tätig sein könnte?

Oliver Bottini schreibt dicht, konzentriert, faktenreich und mit einem besonderen Gespür für die Personen, ihre Stimmungen, ihre Hintergründe und Befindlichkeiten. Mit wenigen Worten kann er Menschen charakterisieren, so dass sie lebhaft vor einem zu stehen scheinen. Darüber hinaus liefert der Krimi „Im weißen Kreis“ politisch präzise Analysen : es geht um Rechtsradikalismus, um Strukturen, die viele Parallelen zum tatsächlich existierenden Nationalsozialistischen Untergrund haben.
ISBN 9783832196998
Gebunden, 304 Seiten                                                          Preis: 14,99 €

„Das Lachen der Täter: Brevik u.a.“

Klaus Theweleit

Das Lachen der Täter: Breivik u.a.
Psychogramm der Tötungslust

 

Vom Lachen der Killer wird in zahlreichen Fällen berichtet, aber selten wird es in seiner zentralen Bedeutung gedeutet – so die provokante These dieses Psychogramms. In den „Männerphantasien“ wagte Theweleit erstmals eine Beschreibung des gewalttätigen faschistischen Mannes und seines innerlich fragmentierten, äußerlich aber gepanzerten Körpers. Auf diese bahnbrechende Theorie greift er nun zurück, um die brutalen Mordtaten zu untersuchen, mit denen uns die Aktualität täglich konfrontiert: Anders Breivik, der selbsternannte Tempelritter, der 67 Jugendliche auf der norwegischen Insel Utøya erschießt; die Killer des „Islamischen Staats“, die grausame Köpfungen im Internet ausstellen; fanatisierte Attentäter, die die Karikaturisten von „Charlie Hebdo“ hinrichten; Kindersoldaten, die im Genozid an der Tutsi-Bevölkerung in Ruanda gelernt haben, zu morden und zu vergewaltigen.
Ihnen allen gemeinsam ist „das Lachen der Täter“, in dem sich eine Tötungslust offenbart, die die jeweilige politische Begründungssprache nur unzureichend verbergen kann.

 

 

ISBN: 9783701716371
Klappenbroschur, 248 Seiten                                            Prei:  22,90 €

„Migrar“

 

Javier Martínez Pedro / José Manuel Mateo

„Migrar“

Weggehen

ist ein außergewöhnliches Buch aus Mexiko. Ein Kind erzählt von seiner Auswanderung in die USA. Als blinde Passagiere auf Güterzügen haben der kleine Junge mit seiner Mutter und seiner Schwester viele Gefahren zu bestehen, bis sie in Los Angeles ankommen.

Der poetische Text ist sparsam, er gibt nur Orientierung durch die phantastische Bildgeschichte des Künstlers Javier Martinez Pedro.

 

Übersetzt aus dem Spanischen von Ilse Layer
Illustrationen von Javier Martínez Pedro
20 Seiten; Leporello, vertikal aufklappbar mit Leinenbezug; 16,6 x 32,2 cm
Altersempfehlung: Für Kinder ab 4 Jahren ein Wimmelbuch – für Jugendliche ein politisches Buch über Flucht und Migration in Mittelamerika – für Erwachsene ein bibliophiles Kunstwerk.

ISBN 978-3-922825-90-6                                                 Preis:28,90 €

Gespräche über Rassimus

Zülfukar Çetin | Savaş Taş :

Gespräche über Rassismus – Perspektiven & Widerstände.

Aktivist_innen, Wissenschaftler_innen und Künstler_innen sprechen in dem von Zülfukar Çetin und Savaş Taş herausgegebenen Band über unterschiedliche Formen des Rassismus und seine Verschränkungen mit anderen Herrschaftsverhältnissen in Deutschland.

Die Texte im ersten Buch des Verlages – überwiegend eigens für diesen Band geführte Interviews – stellen in prägnanter Form aktuelle rassistische Diskussionen vor. Zudem zeigen sie Perspektiven und widerständige Praktiken aus der Sicht von rassismuserfahrenen Menschen auf.

ISBN 978-3-9817227-1-0                  224 Seiten                   15 ,00 €

 

Interviews mit:

  • Iman Attia
  • María do Mar Castro Varela
  • Maisha Eggers
  • Mutlu Ergün-Hamaz
  • Elsa Fernandez
  • Noa Ha
  • Nivedita Prasad
  • Isidora Randjelović
  • Marianna Salzmann
  • Yasemin Shooman
  • Vassilis S. Tsianos
  • Deniz Utlu
  • Women in Exile
  • Koray Yılmaz-Günay
  • Anna-Esther Younes
Weitere Beiträge von:

  • Halil Can
  • Ayşe Güleç

Macht und Recht im Betrieb Der „Fall BMW-Berlin“

Frank Steger [Hg.]

Macht und Recht im Betrieb
Der „Fall BMW-Berlin“

Während sich die Bekämpfung der Gewerkschaften in den USA zu einem
milliardenschweren Gewerbe entwickelte, waren die dort angewandten
Strategien des *»*Union-Busting*«* hier noch weitgehend unbekannt. Dies
hat sich in der Zwischenzeit jedoch deutlich verändert. Eine aktuelle
Studie der Otto-Brenner-Stiftung spricht „von einer neuen Qualität
antigewerkschaftlichen und mitbestimmungsfeindlichen Vorgehens“ in
Deutschland.

Das vorliegende Buch ist eine Reise in die Vergangenheit, zu den
Anfängen dieser aggressiven Unternehmensstrategie. Ort der Handlung: das
Motorradwerk der BMW AG in Berlin-Spandau. Zeitschiene: 1984-87.
Zentrale Fragen: Sind nur noch Betriebsräte und
‚Gewerkschafts‘-vertretungen erlaubt, die dem Unternehmen genehm sind?
Kann es sich diese gleich selbst zusammensetzen?

Das Buch dokumentiert eine dreijährige heftige Ausein­andersetzung um
die Kündigung von IG Metall-Betriebsräten. Diese konnten letztlich das
Recht der Belegschaft, die eigene Interessenvertretung ohne fremde
Einflussnahme zu wählen, erfolgreich verteidigen. Das Lehrstück über
Macht und Recht im Betrieb wirft auch die Frage auf, wie Gewerkschaften
ihre Autonomie verteidigen können und wie sie mit auseinander laufenden
Interessen ihrer Mitglieder umgehen sollen.

358 Seiten         14,95 €

Squatting Europe Kollective: The Squatters’ Movement in Europe

The Squatters’ Movement in Europe is the first definitive guide to squatting as an alternative to capitalism. It offers a unique insider’s view on the movement – its ideals, actions and ways of life. At a time of growing crisis in Europe with high unemployment, dwindling social housing and declining living standards, squatting has become an increasingly popular option.

The book is written by an activist-scholar collective, whose members have direct experience of squatting: many are still squatters today. There are contributions from the Netherlands, Spain, the USA, France, Italy, Germany, Switzerland and the UK.

In an age of austerity and precarity this book shows what has been achieved by this resilient social movement, which holds lessons for policy-makers, activists and academics alike.

 

Pluto Press               268 Seiten                   20,00 €

Witt-Stahl & Sommer (Hrsg.): »Antifa heißt Luftangriff!«

Regression einer revolutionären Bewegung

Antifaschismus heute ist zunehmend systemfromm und affirmativ – oftmals pure
Ideologie. Mit marxistischer Analyse des Faschismus als terroristische
Form bürgerlicher Herrschaft hat er immer weniger zu tun, meinen die
Herausgeber des Bandes. Sie legen eine Sammlung von Streitschriften vor, die deutlich machen, was Antifaschismus nicht sein darf. Die zentrale These von Susann Witt-Stahl und Michael Sommer lautet: Antifaschismus droht zur Ode an die freie Marktwirtschaft zu verkommen. Er entwickelt sich zum Teil des Problems, nicht mehr der Lösung. Das ist eine ideologische Meisterleistung des Neoliberalismus.

 

LAIKAtheorie                  216 Seiten            21,00 €

Marc Elsberg: BlackOUT

Piero Manzani, ein ehemaliger gefürchteter Hacker, lebt nun als IT-Berater in Mailand. Auf seinem Heimweg durch die allabendliche Mailänder Rushhour wird er an einer ausgefallenen Ampel in einen Crash verwickelt. Nicht nur das Ampelsystem ist von einem plötzlichen Stromausfall betroffen, sondern ganz Mailand sitzt im Dunkeln. Nach einem kurzen Abstecher zu einem Krankenhaus, das auch nur notdürftig durch eigene Generatoren mit Energie versorgt wird, checkt Manzani die Stromversorgung in seiner Wohnung. Das im Sicherungskasten eingebaute »Smart Meter« (moderner Mikroprozessor gesteuerter Stromzähler) war ihm als Computerfachmann schon immer suspekt. Jetzt zeigt das Display seltsame Zahlenkombinationen an, die in Manzani den Verdacht aufkommen lassen, dass das Gerät von außen manipuliert wird und es zu willkürlichem An- und Ausschalten des Zählers kommt. Träfe das auf ganz Italien zu, erkläre das den Zusammenbruch des Stromnetzes. Seine Hypothese will er am nächsten Morgen an offiziellen Stellen los werden, bei der Polizei stößt er auf Unverständnis, beim örtlichen Energieversorger wird seine Theorie skeptisch betrachtet. Obwohl Kommunikations- und Informationssysteme nur zeitweise funktionieren und nur bruchstückhaft Nachrichten versenden können, wird Manzani das ganze Ausmaß des Breakdowns bewusst. Nicht nur Italien ist betroffen, sondern mittlerweile hat sich die Störung auf alle europäischen Staaten ausgeweitet.

 

blanvalet               797 Seiten               9,99 €

Marc Elsberg: ZERO

London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …

 

blanvalet                480 Seiten              19,99 €

 

Dostluk Sinemasi(Hg.): Von Mauerfall bis Nagelbombe

Von Mauerfall bis Nagelbombe – Der NSU-Anschlag auf die Kölner Keupstraße im Kontext der Pogrome und Anschläge der neunziger Jahre

Das auf türkisch und deutsch erscheinende Buch »Von Mauerfall bis Nagelbombe« analysiert die Kontinuität einer neuen Dimension rassistischer Gewalt, die mit der sogenannten Wiedervereinigung Deutschlands einsetzt. Ausgehend von der 2013 auf der Keupstraße durchgeführten gleichnamigen Film- und Veranstaltungsreihe werden darin die rassistischen Pogrome und Anschläge der frühen 90er Jahre in Bezug zum NSU und somit zum Kölner Nagelbombenanschlag gesetzt. Das Buch versammelt Berichte von der Erfahrung von Rassismus und dem gemeinsamen Kampf dagegen. Im Zentrum von »Von Mauerfall bis Nagelbombe« finden sich Interviews mit Betroffenen des Nagelbombenanschlags auf der Keupstraße. Diese offenbaren ein migrantisch situiertes Wissen, das den rassistischen Hintergrund des Anschlags von Anbeginn benannte.

Herausgegeben von der Gruppe Dostluk Sineması,

Amadeu Antonio Stiftung           127 Seiten         10,00 €

 

Türkische Sprachversion:
Duvarın Yıkılışından Çivili Bombaya
1990′lı Yılların Irkçı Pogromları ve Saldırıları Bağlamında NSU’nun Köln Keupstrasse Saldırısı
120 Seiten                    10 Euro

 

Dave Hann/Steve Tilzey: Antifa in England Bd. 1 und 2

 

Der Grund, warum wir die Faschisten immer und immer wieder geschlagen haben, und der Grund, warum wir nicht davon rannten, wenn wir einmal in der Unterzahl waren, war nicht, weil wir härter oder brutaler waren als sie, sondern weil wir an die Vernunft unseres Kampfes glaubten. Es war diese Überzeugung, die uns unseren Standpunkt verteidigen liess, auch wenn wir schon wie die sicheren Verlierer ausschauten. Wir stellten uns selbst an die scharfe Spitze der anti-faschistischen Aktivitäten weil wir daran glaubten, was wir taten, und nicht wegen dem Kick oder dem Adrenalin-Rausch. Wenn wir darauf aus gewesen wären, wären wir einfache Fussball-Holligans geworden. Nein, es gab Gründe für all diese draufgängerischen Heldentaten. Und diese Gründe lagen darin, dass wir den Faschisten in Grossbritannien nicht diesen Einfluss zugestehen wollten, den sie in Ländern wie Österreich, Frankreich oder Deutschland geniessen.       (Dave Hann)

Die Geschichte zeigt uns, was passiert, wenn du den Faschismus ignorierst. Es gibt kein magisches Verschwinden, er wächst unbemerkt wie ein bösartiger Tumor, eitert und wuchert unter dem menschlichen Abfall, losgelassen und ignoriert von der Gesellschaft. Ignoranz gegenüber dem Faschismus, so wie die Ignoranz einer letzten Mahnung, lässt beide nicht verschwinden. Es endet nur mit einer höheren Preis, den du am Ende bezahlen musst. Die Geschichte zeigt uns jedoch auch, dass der Faschismus besiegt wird, wenn er gewalttätig bekämpft wird. Wir haben uns Inspiration geholt von jenen die gegen den Faschismus im Londonder East End 1936 im Battle of Cable Street kämpften, von denen, die sich in Squads organisierten und den faschistischen Banden in den 1940ern, 50ern und 60ern zu Leibe rückten und von zahllosen anderen, die erkannt haben, dass die beste Antwort auf die faschistische Aggression manchmal darin besteht, den Schraubenschlüssel über einen Schädel zu ziehen.

In Manchester wurde diese Theorie übernommen und ausgetestet durch Anti-Faschisten. Wir haben uns organisiert und uns das Ziel gesetzt die Bewegung die Hitler inspiriert hat, mit äußerster Entschlossenheit zu zerschlagen. (Steve Tilzey)

 

 

 

Förster (Hg.): Geheimsache NSU

Hauptansatz des Buches, das Andreas Förster herausgegeben hat und von  Beobachtern der Szene geschrieben wurde, darunter der Politikwissenschaftler Hajo Funke ist, auf die Lücken und auf die Ermittlungsansätze, die nicht verfolgt wurden, hinzuweisen.

Dahinter steht immer wieder die Frage: War die Terrorgruppe nicht doch größer? Vielleicht nicht als feste Gruppe, aber an einigen Taten könnten mehr Leute beteiligt gewesen sein. Als ein weiterer roter Faden zieht sich die Frage nach dem Verhältnis der Verfassungsschützer zur rechten Szene durch das Buch.

Und über allem schwebt die Frage: Warum tun sich die Behörden immer noch so schwer mit der Aufklärung, warum wird vertuscht und geblockt?

 

Verlag Klöpfer u.  Meyer      315 Seiten       22,00 €

Heimatschutz – der Staat und Mordserie des NSU

Am 6. Mai 2013 begann vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen Beate Zschäpe und weitere Angeklagte, die mit der Mordserie des »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) in Verbindung gebracht werden. Diese Mordserie endete mit dem mutmaßlichen Selbstmord von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in ihrem Wohnmobil in Eisenach im November 2011. Seit der Festnahme Zschäpes und einer beispiellosen Serie von Aktenvernichtungen und V-Mann-Enttarnungen rätseln die ermittelnden Behörden und die deutsche Öffentlichkeit, was genau sich in all den Jahren zwischen 1994 und 2011 in der rechten Szene zugetragen hat. Wo der Prozess bislang wenig ans Licht bringt, haben Stefan Aust und Dirk Laabs umso gründlicher recherchiert und enthüllen in einer genauen Chronik der Ereignisse die fast unglaubliche Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland.

 

Pantheon Verlag      864 Seiten   € 22,99

Reclaim Berlin

In den 1990ern galt Berlin als „größte Baustelle Europas“. Investoren aus aller Welt versenkten ihr Geld in heute noch leerstehende Bürokomplexe. Unternehmensansiedlungen und Konzernzentralen machten einen großen Bogen um die Stadt. Auch heute boomt vor allem der Berlin-Tourismus und der Immobilienmarkt.
Die ökonomische Basis der Stadt und die immobilienwirtschaftlichen Gewinnerwartungen fallen weit auseinander. Mögen spektakuläre Investorenprojekte wie MediaSpree eher als riskante Spekulationen auf die Zukunft erscheinen, so wurden doch in fast allen Innenstadtgebieten massive Gentrifizierungsdynamiken in Gang gesetzt.
Brennende Autos in Kreuzberg, Bürgerbegehren gegen Großprojekte und vor allem die sozialen Realitäten der Hartz-IV-Metropole Berlin kennzeichnen die Konfliktlinien des neoliberalen Umbaus. Berlin bliebt allen Eigentumskampagnen und Beschwörungen der Kreativwirtschaft zum Trotz die Mieterstadt Europas. Die Berliner Eliten zielen mit ihrer unternehmerischen Politik des Ausverkaufs und der Aufwertung seit Jahren an den sozialen Realitäten der Stadt vorbei und haben eine neue Generation städtischer Proteste heraufbeschworen. Der Kampf der ehemals besetzten Häuser und Wagenburgen zur Verteidigung ihrer selbstbestimmten Räume, die Proteste gegen Luxuswohnprojekte und das Aufbegehren der MieterInnen in ehemaligen Sozialwohnungen markieren einen neuen Zyklus städtischer Auseinandersetzungen und fordern ihr Recht auf die Stadt. Der neoliberale Umbau der Stadt ist noch längst nicht durchgesetzt. Berlin bleibt Risikokapital.

 

 

Assoziation A, 365 S. , 18,00 €

 

Squatting in Europe

Squatting offers a radical but simple solution to the crises of housing, homelessness, and the lack of social space that mark contemporary society: occupying empty buildings and rebuilding lives and communities in the process. Squatting has a long and complex history, interwoven with the changing and contested nature of urban politics over the last forty years.

Squatting can be an individual strategy for shelter or a collective experiment in communal living. Squatted and self-managed social centres have contributed to the renewal of urban struggles across Europe and intersect with larger political projects. However, not all squatters share the same goals, resources, backgrounds or desire for visibility.

Squatting in Europe aims to move beyond the conventional understandings of squatting, investigating its history in Europe over the past four decades. Historical comparisons and analysis blend together in these inquiries into squatting in the Netherlands, Italy, Spain, France, Germany and England. In it members of SqEK (Squatting Europe Kollective) explore the diverse, radical, and often controversial nature of squatting as a form of militant research and self-managed knowledge production.

Essays by Miguel Martínez, Gianni Piazza, Hans Pruijt, Pierpaolo Mudu, Claudio Cattaneo, Andre Holm, Armin Kuhn, Linus Owens, Florence Boullon, and Thomas Aguilera.

 

Squatting in Europe, 274 S.,  16,00 €

Gazeteci Gözüyle Direnic

Ein beeindruckender Photoband , der die Auseinandersetzungen  rund um den Gezi-Park aus journalistischer Sicht  beschreibt.

 

 

Gazeteci Gözüyle Direnic

türk./engl.

181 Seiten, Preis: 14,00 €

Gabriel Kuhn(Hg): Bankraub für Befreiungsbewegungen

Einige Leserinnen werden sich erinnern: die erste Rezension auf dieser Seite war das Buch:“Der Innere Kreis“ von Ovig Knudsen,wir fanden es gut…jetzt wissen wir es besser!!

Bankraub für Befreiungsbewegungen ist das erste Buch, in dem Mitglieder der Gruppe mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrer Verhaftung ihre Aktivitäten reflektieren. Beleuchtet werden die marxistischen Gruppen, in denen sie organisiert waren (Kommunistisk Arbejdskreds, KAK, und Manifest – Kommunistisk Arbejdsgruppe, M-KA), der Antiimperialismus der 1970er und ‘80er Jahre, die Verbindungen zu Befreiungsbewegungen (insbesondere zur palästinensischen PFLP), die Theorie des ungleichen Tausches, die illegale politische Praxis sowie Verhaftung, Gerichtsverfahren und Gefängniszeit.
Als im April 1989 vier Männer als Verdächtige für den bis dahin erfolgreichsten Bankraub in der Geschichte Dänemarks verhaftet wurden, glaubte niemand, dass diese bald für eine zwanzigjährige kriminelle Laufbahn vor Gericht stehen würden – nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht von den erbeuteten Millionenbeträgen profitiert zu haben schienen. Stattdessen hatten sie das gesamte Geld an Befreiungsbewegungen im Trikont weitergeleitet.
Das Verfahren gegen die sogenannte Blekingegade-Gruppe – benannt nach der Kopenhagener Straße, in der ihre konspirative Wohnung aufflog – wurde zum aufsehenerregendsten Rechtsfall in der Geschichte Dänemarks und löste zahlreiche Diskussionen zu linker Politik, internationaler Solidarität, Moral, Gewalt, Justiz, Polizei und Geheimdienstwesen aus.
In einem aktuellen Interview mit Torkil Lauesen und Jan Weimann, die zu den Kernmitgliedern der Gruppe zählten, wird zudem auf die heutigen Möglichkeiten sozialistischer Politik eingegangen.

Mit einem lesenswerten Vorwort von Klaus Viehmann

Kuhn:Bankraub für Befreiungsbewegungen

230 Seiten, Preis: 14,00 €

 

 

The Young Lords: PALANTE

Voices and Photographs of the Young Lords, 1969-1971

Palante, the first book by and about the Young Lords, captures the spirit and actions of the 1970’s New York-based organization. Palante features political essays by members, oral histories of their lives leading into the party, and photos of their vibrant and militant members, actions, and events.

IN 1969, a group of young, primarily Puerto Rican activists founded the Young Lords Party in New York City taking inspiration from the Black Panther Party. Organizing directly in Latino/a communities, the Young Lords took up slum housing conditions, garbage clean ups, „serve the people programs,“ and health care.

The Young Lords: PALANTE

153 Seiten, Preis: 20,00 €

 

Albertine Sarrazin: Astragalus

Den Sprung von der Gefängnismauer in die Freiheit bezahlt Anne mit einem Bruch des Sprungbeins, des Astragalus. Verletzt schleppt sich die Neunzehnjährige an den Straßenrand und wird dort von Julien aufgelesen. Beide erkennen im anderen die eigene Lebenswelt, die Welt des Knastes, der Kleinkriminalität und verlieben sich: zwei Menschen, unbedingt in ihrem Drang nach Freiheit und zugleich existentiell angewiesen auf die Nähe und den Halt des anderen. Als „L’Astragale“ 1965 in Frankreich erschien, sorgte es für eine Sensation: „Zum ersten Mal spricht eine Frau über ihre Gefängnisse“, schrieb Simone de Beauvoir. Fünfzig Jahre später gilt es, diesen Text in neuer Übersetzung wieder zu entdecken, seine Kraft und seine rauhe Poesie.

 

Albertine Sarrazin,Astragalus

240 Seiten Preis: 19,90 €

Dimitris Psarras: Neofaschisten in Griechenland

Die schmerzhafteste Folge der vielseitigen griechischen Krise ist unzweifelhaft der triumphale Einzug einer offen faschistischen Partei ins Parlament. Seit der Ermordung des linken Rappers Pavlos Fyssas durch ein Mitglied der Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) hat sich das Klima für die Rechtsextremen zwar geändert: Mitglieder wurden verhaftet, die staatliche finanzielle Förderung gestrichen und die Regierung erwägt sogar ein Verbot. Doch auch wenn Politik und Justiz nun endlich zu handeln scheinen – die Konsequenzen sind offen, und das Buch von
Dimitris Psarras, seine darin aufgeworfenen Fragen und vorgenommenen Analysen bleiben hochaktuell.
»Wie sind wir Griechen dorthin gelangt? Wie wurde plötzlich der Sack des Aiolos geöffnet und die bis vor wenigen Jahren diskreditierte und marginale extreme Rechte in die Lage versetzt,
heute die politische Tagesordnung zu gestalten? Wie konnten wir die Diktatur vergessen? Und wie können wir in Griechenland, wo die überwiegende Mehrheit der jüdischen Mitbürger
in den Konzentrationslagern umgebracht wurde, die Leugnung des Holocaust tolerieren?«

Mit dem vorliegenden Band will der erfahrene Journalist Dimitris Psarras diese Fragen beantworten. In den Texten, den Symbolen und insbesondere in der Praxis der Chrysi Avgi lassen sich
die Gründe aufspüren, die das Wiederauftauchen von »Sturmtruppen« in einem europäischen Land ermöglicht haben. Dimitris
Psarras zeigt aber auch Ansätze auf, wie der Absturz in die Barbarei aufgehalten werden kann.

Dimitris Psarras: Neofaschisten in Griechenland
224 Seiten
Preis: 19,00 €

Ernst Haffner: Blutsbrüder

Anfang der 1930er Jahre lebten in Berlin und anderen deutschen Großstädten infolge der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse tausende Jugendliche auf der Straße. Sie verdingten sich als Tagelöhner und Laufburschen, aber häufig führte ihr Weg sie auch in die Kriminalität oder Prostitution. Zuflucht und ein wenig Sicherheit und soziale Wärme fanden sie in selbstorganisierten Cliquen. Davon erzählt der 1932 unter dem Titel» Jugend auf der Landstraße Berlin« erschienene Roman von Ernst Haffner. Von den Nazis verboten und öffentlich verbrannt, wurde das Buch vergessen und erscheint nun, 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, ein zweites Mal. Man kann diesen Roman also eine Wiederentdeckung nennen, aber das trifft es nicht wirklich. Vielmehr ist es eine Offenbarung, eine intensive, erschütternde und ungemein authentische Lektüre, die das Schicksal einiger Jugendlicher schildert, die sich zu der Clique der »Blutsbrüder« zusammengeschlossen haben. Poetisch und mit einem tieftraurigen Realismus erzählt, folgt Haffner den Mitgliedern der Jugendbande und beschreibt ihren grausamen Überlebenskampf und ihren Freiheitswillen, der sich in einer Jugendsubkultur äußerte, die heute vergessen ist.

Schwarze Flamme

 

Dieses Buch begann als kurze Einführungsbroschüre in den späten 1990er Jahren, die dann einfach wuchs und wuchs. Wir waren selbst überrascht von der reichen Geschichte der breiten anarchistischen Tradition. Während wir damit gerechnet hatten, einige wenige Lücken zu füllen, öffnete sich vor unseren Augen eine unerwartete Welt: eine Weltgeschichte, die den meisten Anarchisten und Syndikalisten selbst unbekannt ist. Es war eine bewegende und faszinierende Geschichte voller Opfermut, Tragödien, Leiden und manchmal auch Humor und Pathos, durchsetzt mit Heldenhaftigkeit, Kreativität, Schönheit und Errungenschaften. Uns wurde auch klar, dass wir nicht einfach einen Nachruf auf eine Bewegung oder ein Buch von antiquarischem Interesse schreiben, sondern eine lebendige Tradition diskutieren, die für viele Leute von Interesse ist, die die Welt verändern wollen.

 

Als solches ist das vorliegende Buch auch ein Werk über die Zukunft, das wir einer besseren Welt und einem besseren Morgen widmen wollen.

 

Schwarze Flamme Vorwort und Einleitung

 

 

Schwarze Flamme ist eine Geschichte der Gegenmacht: die Südafrikaner Lucien van der Walt und Michael Schmidt legen eine umfassende Systematik und internationale Geschichte des Anarchismus und eine Auseinandersetzung mit Kernfragen wie Organisierung, Strategie und Taktik vor.

 

Vom 19. Jahrhundert bis zu heutigen antikapitalistischen Bewegungen zeichnen sie anarchistische Traditionen und seine zeitgenössischen Formen nach und untersuchen anarchistische Positionen zu Rasse, Gender, Klasse und Imperialismus. Durch ihre entschieden konzeptionelle Herangehensweise stellen sie die bisherige Geschichtsschreibung in einen neuen Rahmen. Mit seinem großen Umfang und der internationalen Dimension der Materialsammlung – auch zu Lateinamerika, Asien und Afrika gibt es umfassende Informationen – darf das Buch bereits jetzt als Standardwerk anarchistischer Geschichtsschreibung gelten: systematisch, kontrovers und ausgesprochen gut lesbar.

 

 

„Exil der frechen Frauen“

Der Roman „Exil der frechen Frauen“ erzählt von linker Kultur vor und während des Zweiten Weltkrieges sowie von der Geschichte dreier ihrer Protagonistinnen – Maria Osten , Ruth Rewald und Olga Benario.

Bereits auf den ersten Seiten wird offengelegt, dass jede seiner drei Heldinnen ermordet wird: Maria Osten in den Spätausläufern des stalinistischen Terrors in den frühen Vierzigern, Ruth Rewald und Olga Benario, die durch ihr Exil dem Antisemitismus und Antikommunismus Nazideutschlands vorerst entrinnen konnten, fallen schließlich der Shoa zum Opfer.

Zentral ist für den Autor Robert Cohen bei der literarischen Umsetzung historischer Themen jede billige Besserwisserei des nachträglichen Blicks zu vermeiden. Geradeheraus wird im Roman der Zeitunterschied zwischen den Figuren und den Lesenden problematisiert, wenn sich die drei Hauptpersonen Olga Benario, Ruth Rewald und Maria Osten unabhängig voneinander die Frage stellen, ob man sich an sie erinnern wird oder wie künftige Generationen ihr Handeln bewerten werden. Es sei, so Cohen in einem Interview, für jeden halbwegs gebildeten Menschen sehr einfach, diese drei Frauen und ihre Freunde und Bekannten, Brecht, Lukács, Bloch, Seghers, alle linken Intellektuellen, die in dem Buch vorkommen, von einem heutigen Standpunkt aus zu kritisieren. Ihm aber ginge es darum, sie zu verstehen. „Sie haben alle Stalin und der UdSSR die Treue gehalten – aus Gründen, die ich zum Teil sehr gut verstehen kann. Wen gab es denn sonst, an den man sich als Gegengewicht zum Faschismus in ihrer Lage noch hätte halten können?“ Dass jene linken Intellektuellen in Exil der frechen Frauen den stalinistischen Terror „übersehen“, ihn einfach nicht wahrhaben wollen und können, wirkt durch einen verstehenden Blick angesichts der Realität umso erschütternder: Maria Greßhörner, eine überzeugte Antifaschistin und Kommunistin, die sich bei ihrer Emigration aus Deutschland in die Sowjetunion aus Identifikation mit der neuen Heimat den Namen Maria Osten gibt, die lange Zeit keine Kritik an Partei und Stalin gelten lassen möchte, sie selbst wird schließlich gefoltert und von „den Genossen“ an die Wand gestellt.

Faszinierend sind die Einblicke in die Diskussionen um Kunst und Literatur, in die Gedankenwelt linker Kulturschaffender zu jener Zeit, in die Wahrnehmung der kapitalistischen Wirklichkeit und die Unterschiedlichkeit der Konsequenzen, die engagierte Künstlerinnen und Künstler aus ihr zogen, sowie in die eigene Geschichte schöpferisch tätiger Frauen, die sich gegen ihre männlichen Genossen behaupten mussten. Mit Ruth Rewald und Maria Osten sind zwei der drei Hauptpersonen selbst Schriftstellerinnen, Anna Seghers spielt eine wichtige Nebenrolle, im Laufe des Romans stehen auch die Fotografinnen Gerda Taro, Annemarie Schwarzenbach und Tina Modotti im Fokus; von letzterer stammt das Bild auf dem Einband des Buches.

Vins Gallico:Respekt. Ein ’Ndrangheta-Krimi

Eine heiße Augustnacht. Zwei Männer bewegen sich schemenhaft in der Dunkelheit der Hügel des Aspromonte. Im Kofferraum ihres Croma knurrt ein Hund und versucht zu entkommen. Sie packen ihn und binden ihm in Benzin getauchte Stofffetzen an den Schwanz. Der Auftrag von Don Rocco, dem abgetauchten Mafiaboss, war klar: »Gebt dem Hund Feuer und jagt ihn in den Wald oberhalb von Agatea, in ein paar Minuten wird dort alles in Flammen stehen!«

Aber die zwei Brandstifter sind nicht die Einzigen, die sich in der Finsternis des Aspromonte verstecken – irgendetwas läuft dramatisch schief bei ihrem Plan, der doch so einfach schien. So werden ein paar Tage später, als die Ordnungshüter den Brandschaden begutachten, die verkohlten Leichen von zwei Unbekannten entdeckt.

Als Tina Romeo, eigentlich Sportjournalistin des Provinzblatts, mit der Berichterstattung beauftragt wird und vor Ort erscheint, ist sie überzeugt, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt. Sie ahnt nicht, dass sie kurz darauf selbst ins Zentrum einer Fehde zwischen alten Rivalen geraten wird, einer Intrige um Macht und Geld, die ihr Leben – und nicht nur ihres – völlig aus den Fugen bringen wird …

Tina erkennt, dass sie es mit der ’Ndrangheta zu tun hat, der mächstigsten Mafia-Organisation Europas. Sie recherchiert, schreibt und kämpft, macht die Angelegenheit immer mehr zu ihrer eigenen, aber sie weiß nicht, dass sie benutzt wird. So treibt die Geschichte ihrem furiosen Finale in den Bergen Kalabriens entgegen.

Gallico, Vins Cover: Respekt 
Respekt
Ein ’Ndrangheta-Roman
Aus dem Italienischen von Max Henninger
Assoziation A | ca. 384 Seiten | Paperback |  Februar 2013 | 14.00 €

„Wenn die anderen verschwinden sind wir nichts“

Gladys Ambort

Wenn die anderen verschwinden sind wir nichts

Laika Verlag, 224 S.

 

 

Gladys Ambort biografische Erinnerungen gehören zur literarischen Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur. Die Militärdiktatur Argentiniens ist durch schwere Menschenrechtsverletzungen international bekannt geworden. Mittels massiven Staatsterrors wurde versucht, die linken sozialen Bewegungen und die Guerilla auszuschalten. Ca. 30000 Menschen verschwanden in den Jahren der Diktatur spurlos. Mord, Verhaftungen, Folter und Zwangsadoptionen gehörten zum Repertoire der Militärs.

Gladys Ambort schildert in ihrem Buch den Terror ihrer Haft mit zahlreichen Demütigungen, Gewalt, Isolation, Angst und dem Verschwinden und Folterungen ihrer Mitgefangener. Sie verschweigt auch nicht das politische Sektierertum und die Machtkämpfe zwischen den Gefangenen, die zu ihrem Gefühl der Verlassenheit beitrugen. „Wenn die anderen verschwinden sind wir nichts“ ist keine heroische Knastliteratur, in der es um den Widerstand gegen ein menschenverachtendes Gefängnisregime geht. Amborts geht in erster Linie der Frage nach, wie sie das Gefühl für sich selbst und ihre Identität verlieren konnte. Ihr Bericht ist eine eindrucksvolle philosophische Reflexion über Macht, Identität und die Bedeutung der anderen Menschen für die eigene Identität.


 Lesung und Diskussion mit Gladys Ambort:
“Wenn die anderen verschwinden sind wir nichts”
Donnerstag, 27. September, 20 Uhr
Buchladen »Schwarze Risse«, Gneisenaustr. 2a

Mehringhof
Eintritt frei
Zweisprachige Lesung

 

 

Memories of Rain – Szenen aus dem Untergrund

Der Film erzählt in Rückblenden die Geschichte von Jenny Cargill und Kevin Qhobosheane, die beide beim Nachrichtendienst des bewaffneten Flügels des African National Congress (ANC) in führender Position gegen den Apartheidstaat gekämpft haben. Sie stammt aus der weißen, begüterten Schicht Südafrikas, Kevin aus dem schwarzen Township Soweto. Der Weg der beiden wird gezeichnet von der Kindheit bis zum politischen Erwachen, das sie in den Untergrund und ins Exil führt. Wenn Jenny und Kevin von ihren Jahren im Untergrund erzählen, so entsteht eine Geschichte von Angst und Isolation, von Mut und Hingabe, von Erfolgen und Rückschlägen. Es ist die Geschichte eines getarnten Lebens, hinter dem die eigene Person verloren zu gehen droht. Aber sie stellen rückblickend auch Fragen an die Methoden des Widerstandskampfes. Sie berichten von Zweifeln und Schuld, denen sie sich ausgesetzt sahen, und von der Gefahr, im bewaffneten Kampf das Gefühl für Menschlichkeit einzubüßen.
Die Filmarbeiten für Memories of Rain begannen 1994 und endeten im Jahr 2004.

 

(„Memories of Rain – Views from the Underground“)
Dokumentarfilm,142 min.

OmU, englisch und deutsch

Südafrika, Deutschland, 2004,

19,90 €

Im Schatten des Tafelberges

In kaum einer anderen Stadt der Welt liegen Armut und Reichtum so dicht beieinander wie am Kap der guten Hoffnung. Der Dokumentarfilm Im Schatten des Tafelberges erzählt die Geschichten von Ashraf, Mne, Zoliswa und Arnold, die in den Armenvierteln rund um Kapstadt auf unterschiedliche Art und Weise ums Überleben kämpfen. Ashraf und Mne von der Anti Eviction Campaign setzten sich täglich in den Townships gegen Zwangsräumungen und Wassersperrungen ein. Zoliswa, eine alleinerziehende Mutter, sucht eine neue Stelle als Hausangestellte und Arnold macht eine Ausbildung zum bewaffneten Wachmann in der boomenden Sicherheitsindustrie. Als die Stadtverwaltung eine komplette Armensiedlung räumen lassen will, werden Ashraf und sein Freund Mne mit ihren eigenen unverarbeiteten Erlebnissen aus der Zeit der Apartheid konfrontiert …

 

(„When the mountain meets its shadow“)

Alexander Kleider, Daniela Michel

.Dokumentarfilm, 52 min.,

Deutschland, Südafrika, 2010

OmU(Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch)

24,00 €

The Black Power Mixtape 1967-1975

Von 1967 bis 1975 filmte ein schwedisches Fernsehteam in den USA die Führer der Black Power-Bewegung und deren Umfeld. Erst jetzt wurde dieses Material zufällig entdeckt und hier zu einer beeindruckenden Dokumentation über die Radikalisierung einer Bewegung und die Repression durch den Staat verdichtet – vom gewaltfreien Widerstand eines Martin Luther King bis zur Militarisierung der Black Panther.
Der Blick von Außen zeigt viel Gespür für Momente, Details und Stimmungen in wunderbaren Bildern und mit interessanten Einblicken, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Besonders das Interview mit der damaligen Aktivistin und heutigen Professorin Angela Davis im Gefängnis wirkt lange nach. Über die eindrucksvollen Bilder hat Regisseur Olsson zudem kluge Kommentare von Musikern wie Erykah Badu, Talib Kweli oder auch  Questlove von The Roots gelegt.

 

Dokumentarfilm 92 min.

Sprache engl.

Schweden 2011

19,90 €

Elsa Osorio: Die Capitana

Der Roman beginnt 1992 mit Mika Echebéhères Tod in Frankreich. Hellwach bis zum Ende. Sie hütet eine Liebe. Pflegt die Freundschaften, die in den 1930er Jahren geschlossen wurden. Macht kaum Aufhebens von der Zeit im Schützengraben, von Gewalt und Tod, von Intrige, Verrat und Gefängnis. Sie ist 74 Jahre alt, als 1975 in Paris ihre Erinnerungen an den Bürgerkrieg veröffentlicht werden (1).
Mika Etchebehere alias Micaela Feldman ist die Tochter jüdischer Emigranten aus Litauen.
Als Studentin schließt sie  sich in Buenos Aires (libertären) Kommunisten an, wird aus der KP geworfen, weil sie vor Stalin warnt und sich der Politik der Internationale nicht unterordnen will.
Mit ihrer großen Liebe Hipolito Etchebehere geht sie 1931  als Revolutionärin nach Europa – ins Pariser Quartier Latin, in den roten Wedding von Berlin. Continue reading „Elsa Osorio: Die Capitana“

Anonym: Die rote Köchin

Geschichte und Kochrezepte einer spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar

Nicht nur der Titel, auch Autorschaft und Entstehungsgeschichte dieses Buchs sind kurios. Der anomyme Verfasser gibt an, den tagebuchartigen Bericht der Hannah R. nach mündlichen Informationen und Dokumenten, die er von deren Enkelin erhielt, verfasst zu haben. Hannah R. war in den frühen 1920er Jahren Köchin in einem Restaurant, Studentin am neugegründeten Bauhaus und Mitglied einer sehr aktiven revolutionären Zelle in Weimar. Sagenhaft bleibt Hannah R. für die LeserInnen, weil wir weder ihren vollen Namen, noch irgendwelche sonstigen näheren Daten zu ihrem Leben erfahren. Sagenhaft beeindruckend ist allerdings was der Autor Hannah R. aus ihrem täglichen Leben, von den politischen Aktionen ihrer Zelle, den theoretischen Debatten und ästhetischen Experimenten am Bauhaus erzählen lässt. Alles hat für sie unmittelbar geschichtliche Relevanz und die Lektüre des Buchs vermittelt sehr gut, wie viel in dieser Zeit, der Krise der Weimarer Republik, politisch und kulturell tatsächlich auf dem Spiel stand. Continue reading „Anonym: Die rote Köchin“

Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Tiger von Malaysia

Die Mentirosa durchpflügt die südchinesische See. Die Magie der Ingenieurskunst hat das alte Segelboot in ein bewaffnetes Dampfschiff verwandelt. Sie ist das schwimmende Zuhause und Bollwerk der Tiger von Malaysia, das Geisterschiff aller Geister. An Bord sind fünfzig Mann Besatzung, Seeleute und Kämpfer, die in allen Sprachen Babylons sprechen. Ihr Kapitän ist der malaiische Prinz Sandokan, sein portugiesischer Freund Yanez de Gomara steht ihm zur Seite – im Kampf gegen einen geheimnisvollen Feind, der die Dörfer Borneos niederbrennt und die jungen Männer entführt… Continue reading „Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Tiger von Malaysia“

Dominique Manotti: Roter Glamour

Dominique Manotti inszenierte ihren Roman Roter Glamour aus dem Jahre 2001 vor dem Hintergrund einer authentischen Staatsaffäre in Frankreich Mitte der 1980erJahre, Präsident Mitterand regiert wie ein absolutistischer Fürst im Geflecht vieler Intrigen …

Über der Türkei explodiert ein Flugzeug voller Waffen – ohne Zweifel für den Iran bestimmt. An Bord ausgemustertes französisches Kriegsgerät, das unter tätiger Mithilfe von engsten Vertrauten des sozialistischen Präsidenten der Republik Frankreich über verschiedene Tarnfirmen an ein Land verscherbelt werden sollte, das offiziell mit einem Waffen-Embargo belegt ist. Continue reading „Dominique Manotti: Roter Glamour“

Peter Øvig Knudsen: Der innere Kreis

Die Blekingegade-Bande. Eine Kriminalgeschichte

Der Klappentext verspricht nichts Gutes: „Terror“, „junge Rebellen, die aus politischem Fanatismus zu Mördern werden“…
„Real-Polit-Thriller“… Auf den ersten Blick eine weitere Stefan-Aust-Mischung aus Suspense, Klatsch, politischer Denunziation und Polizisten-Denken. Aber – Überraschung – es ist kein deutsches Buch und die handelnden Personen sind keine bundesrepublikanischen RAF-Mitglieder, sondern Dänen! Continue reading „Peter Øvig Knudsen: Der innere Kreis“

Krieg sabotieren! Veranstaltung zu antimilitaristischen Handlungsperspektiven – mit Martin Kirsch von der IMI Tübingen und der Kampagne „Rheinmetall entwaffnen“
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